Premiere für Bühnenbild aus Pilzmyzel
Fraunhofer-Forschende haben für eine Theaterinszenierung am Staatstheater Braunschweig eine Berglandschaft sowie Lampenschirme aus Pilzmyzel gefertigt.
Als sich vergangene Woche, am 26. Mai 2023, erstmals der Vorhang für das Jugendtheaterstück „Funken“ am Staatstheater Braunschweig hob, feierte nicht nur das Stück Premiere, sondern auch das Bühnenbild. Den Zuschauern bot sich die Kulisse einer Berglandschaft, deren Oberfläche aus Pilzmyzel gefertigt wurde. Diese ökologische und recyclingfähige Theaterdekoration hatten Forschende am Fraunhofer-Institut für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) im Auftrag des Staatstheaters gemeinsam mit der Protohaus gGmbH gefertigt.
Myzel wächst auf Elefantengrasfasern
Das Team hatte dafür ein Substrat aus Elefantengrasfasern mit Myzel angesetzt und durchwachsen lassen. Die strukturgebenden Elemente im Berginneren bestehen aus Holz und wurden vom Staatstheater angefertigt. Im Technikum des Fraunhofer WKI wurde dann mithilfe dieses Holzrahmens das Bühnenbild in die gewünschte hügelige Form gebracht und verklebt. Die mit Pilzmyzel gefüllten Rahmen haben die Forschenden dann in einer Klimakammer unter hoher Luftfeuchtigkeit behandelt, so dass eine glatte Oberfläche entstand. Abschließend wurde das Myzel durch Trocknung inaktiviert und damit am weiteren Wachstum gehindert.
Publikum vom Potenzial der Pilze überzeugen
„Durch die Verwendung von organischen Substraten wie Fasern aus Elefantengras können wir Reststoffe verwenden, um einen 100% biobasierten, abbaubaren, nachwachsenden und energiearmen Baustoff herzustellen“, erläutert Steffen Sydow vom Fraunhofer WKI. „Mit verschiedenen Verfahren können die gewünschten Eigenschaften und Leistungsmerkmale des Baustoffs wie Textur, Festigkeit, Elastizität und Faserorientierung gesteuert und gezielt erzeugt werden.“ Für die Forschenden bot sich mit der Jugendtheaterinszenierung vor allem die Chance, einem jungen Publikum zu zeigen, welche Potenziale im Bauen mit Pilzmyzel stecken.
Pilze können fast alle organische Stoffe zersetzen. Dabei bilden sie wiederum ein dreidimensionales Netzwerk – das Myzel –, aus dem sich eine selbsttragende Struktur ergibt. Diese Talente machen Pilze zu einem nachhaltigen Baustoff der Zukunft, der biobasiert und recycelbar ist. Als Baumaterial sind sie zudem wärmedämmend, isolierend, feuchtigkeitsregulierend und darüber hinaus brandbeständig. Aus dem leichten und stabilen Bio-Verbundwerkstoff können beispielsweise auch Dämmplatten oder MDF-ähnliche Platten für den Innenausbau hergestellt werden.
Lampenschirme aus Pilzmyzel als Bühnenbeleuchtung
Neben der Berglandschaft mit Höhleneingang haben die Fraunhofer-Forschenden auch Lampenschirme für die Leuchten auf der Bühne hergestellt. „Mit den Lampenschirmen konnten wir die Kompetenz des Fraunhofer WKI noch auf eine weitere Weise unter Beweis stellen: Die pilzartig geformten Schirme bestehen aus teilweise heißgepressten Myzelmaterialien“, so Sydow. Er ist überzeugt, dass es zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten für heißgepresste Myzelmaterialien gibt.
Das Theaterstück „Funken“ wurde gefördert im "Fonds Zero– Klimaneutrale Kunst-Kulturprojekte" der Kulturstiftung des Bundes.
bb