Mit Pilzen zur nachhaltigen Architektur

Mit Pilzen zur nachhaltigen Architektur

Im temporären Reallabor MY-CO-PLACE auf dem Ernst-Reuter-Platz in Berlin zeigen Forschende derzeit, welches Potenzial Pilze als Baustoff für eine nachhaltige Bioökonomie haben.

Dachpanele aus Zunderschwamm im Reallabor MY-CO-PLACE
Schwebende Dachpaneele aus Zunderschwamm empfangen die Besuchenden im Reallabor MY-CO-PLACE.

Pilze sind längst mehr als nur ein Lebensmittel. Aus ihnen werden neben Käse und Bier auch Medikamente, Enzyme und Biokraftstoffe hergestellt. Sogar Textilien, Möbel sowie Bau- und Verbundwerkstoffe können daraus entstehen. Dass Pilze der Baustoff der Zukunft sein können, davon können sich Interessierte ab sofort im Reallabor MY-CO-PLACE in Berlin überzeugen. Die temporäre Ausstellung auf der Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes wurde von der Berliner Biotechnologin Vera Meyer und dem Architekten Sven Pfeiffer von der Hochschule Bochum initiiert. Dafür wurde das BHROX Bauhaus reuse als Ort für Pilze und Materialien umgestaltet.

Forschung zu pilzbasierten Materialien erlebbar machen

Die Forschung an pilzbasierten Materialien ist ein Schwerpunkt der Arbeit von Vera Meyer. Mit der Ausstellung will die Biotechnologin Forschungsergebnisse erlebbar machen und so die Öffentlichkeit frühzeitig für dieses innovative Material begeistern.
 
Schon im Eingangsbereich werden die Besuchenden von flachen Dachpaneelen aus Pilzen empfangen, die schwebend von der Decke hängen. Auf verschiedenen Säulen sind neben verschiedenen Pilzkulturen auf Nährstofflösung auch innovative Verbundstoffe zusehen.

Verbundstoffe und Farbpigmente aus Pilzen

Zur Herstellung des pilzbasierten Baustoffs verwendeten die Forschenden das Myzel des Zunderschwamms. Bei dem Myzel handelt es sich um ein sehr feines Geflecht von Pilzfäden, das in der Natur unterirdisch wächst. Für die Herstellung der Verbundstoffes wurde das Pilzmyzel beispielsweise auf pflanzlichen Reststoffen gezüchtet. Aber auch auf Hanf und Beton ließen die Forschenden das filigrane Geflecht wachsen. So entstanden beispielsweise Verbundstoffe aus Zunderschwamm, Hanf und mineralischen Baustoffen, aber auch in Kombination mit Bioplastik.
 
Dass man mit Pilzen auch färben kann, zeigen im Ausstellungsraum Stoffe aus Wolle oder Baumwolle, die mit Pilzpigmenten eingefärbt wurden. Darüber hinaus gibt das MY-CO-PLACE Auskunft, wie Pilzmyzel gezüchtet wird, wie das Geflecht im Baustoff wirkt und welche Vorteile die Herstellung im Vergleich zur Herstellung von Zement oder Styropor hat.

MY-CO-PLACE

Weitere Informationen zum Reallabor MY-CO-PLACE und zum Programm auf der Internetseite der TU Berlin

Vortragsreihe zur Pilzbiotechnologie

Im Reallabor offenbart sich einmal mehr, welches Potenzial Pilze für eine nachhaltige und kreislauffähige Bioökonomie haben. Um die Akzeptanz für dieses innovative Material zu steigern, wurde das MY-CO-PLACE auch als Begegnungsstätte konzipiert. Hier wollen die Forschenden mit der breiten Öffentlichkeit ins Gespräch kommen. Flankiert wird die Ausstellung von einer Vortragsreihe zur Pilzbiotechnologie, die jeden Montag um 19 Uhr vor Ort stattfindet. Das temporäre Reallabor ist noch bis zum 31. Juli 2023, jeweils von Dienstag bis Sonntag von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

bb