Kompostierbare Faserplatte entwickelt
Faserplatten bestehen meist aus gesundheitsschädlichen Harzen. Eine Ingenieurin der Universität Stuttgart hat nun eine biobasierte Alternative entwickelt.
Faserplatten werden aus Holz, Sägenebenprodukten oder Resthölzern hergestellt. Außerdem sind sie recyclingfähig. Das macht sie aus bioökonomischer Sicht eigentlich zu nachhaltigen Bauteilen für die Möbelindustrie und den Innenausbau. Allerdings kommen bei der Herstellung der Platten Harze zum Einsatz, um die Holzstücke zu verbinden. Meist enthalten diese Harze Formaldehyd oder Isocyanate – beides gesundheitsschädliche Stoffe, die obendrein verhindern, dass Faserplatten kompostiert werden können. Die Universität Stuttgart hat nun einen Bioverbundstoff vorgestellt, der ohne diese Harze auskommt, hochdicht ist und flexibel geformt werden kann.
Stroh als Grundlage
Stroh ist die Grundlage der Erfindung von Juniorprofessorin Hanaa Dahy, Leiterin des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen an der Universität Stuttgart. Grundsätzlich kommt jede Art von Stroh in Frage. Besonders günstig ist jedoch Reisstroh, da es aufgrund seines hohen Silikatanteils allein mit mineralischen Zusätzen bereits hohe Brandschutzanforderungen erfüllt, konkret die DIN 4102-B1 mit der Materialklassifikation „schwer entflammbar“. Diese Platten bestehen zu rund 80 bis 90 Prozent aus Stroh.
Flexibel und stabil ohne Harz
Ein umweltverträgliches thermoplastisches Elastomer übernimmt in den Platten die Funktion des Harzes. Über weitere Zusätze lassen sich die Flexibilität und die Stabilität für unterschiedliche Anwendungen einstellen. Das ermöglicht sowohl die Herstellung frei geformter Möbel oder Trennwände auf rutschhemmenden und schlagabsorbierenden Bodenplatten.
Ökologisch und ökonomisch attraktiv
Unter Nachhaltigkeitsaspekten ist das neue Material gleich mehrfach interessant: Es wird aus landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt, kann recycelt oder kompostiert werden – eine zweifache Abfallvermeidung. Darüber hinaus besteht keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.
Partner für die Markteinführung gesucht
Der niedrige Rohstoffpreis und der Einsatz etablierter Produktionsmethoden machen das Material auch wirtschaftlich attraktiv als Alternative zu herkömmlichen HDF-Platten und Kunststoffen. Patentiert ist das Verfahren bereits. Jetzt sucht die Technologie-Lizenz-Büro GmbH im Auftrag der Universität Stuttgart Industriepartner für die Markteinführung.
bl