Klimawandel erfordert Züchtung neuer Sojasorten

Klimawandel erfordert Züchtung neuer Sojasorten

Der Sojaanbau in Europa könnte sich langfristig immer mehr ausdehnen, wenn neue trocken- und hitzetolerante Sojasorten gezüchtet werden.

Der heimische Anbau von Sojabohnen könnte die Abhängigkeit von Importen verringern.
Der heimische Anbau von Sojabohnen könnte die Abhängigkeit von Importen verringern.

Nicht nur in Frankreich, Italien, Serbien und Rumänien, auch in Deutschland wird Soja angebaut. Waren es hierzulande in den 1980er Jahren gerade einmal 1.000 Hektar, betrug die Anbaufläche 2022 nach Angaben des Deutschen Sojaförderrings rund 51.400 Hektar – das war ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 50%. Langfristig könnte die Sojaproduktion in Europa weiter deutlich ansteigen, da sich immer mehr Ackerflächen für den Anbau eignen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF).

Sojaanbau in kühleren Regionen lohnt sich

Mehr Leguminosen wie Soja auf den Feldern würde Pflanzen, Boden und Umwelt gleichermaßen guttun. Denn Hülsenfrüchte haben die Fähigkeit, mithilfe von Bakterien über die Wurzeln Stickstoff aus der Luft zu binden und die Pflanze auf natürliche Weise mit dem kostbaren Nährstoff zu versorgen. Mit dem Anbau von Sojabohnen könnten nicht nur Düngemittel eingespart und der Boden verbessert werden, sondern auch der Eintrag von Chemikalien ins Grundwasser ließe sich verringern.

„Eine Ausweitung des Sojaanbaus in bislang kühleren Regionen erweitert die Möglichkeiten für die Landwirtinnen und Landwirte, ihre Fruchtfolgen diverser zu gestalten und damit das Risiko wetterbedingter Ertragseinbußen zu mildern und die Artenvielfalt zu erhöhen“, erklärt der Leiter der Studie, Claas Nendel. Noch ist der Anbau hierzulande allerdings mit wetterbedingten Risiken verbunden: Soja braucht zu Beginn der Saison viel Wasser, aber trockenes Wetter zur Reife und Ernte. Der Niederschlag zur Erntezeit im Oktober ist daher bislang ein großes Problem. Doch das wird sich langfristig ändern, wie die Forschenden in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ berichten.

Mehr Ackerflächen für Sojaanbau geeignet

Anhand von Simulationen mit Pflanzenwachstumsmodellen konnte das ZALF-Team aufzeigen, dass die bisherigen Produktionsrisiken durch kühle und nasse Witterung langfristig eher zurückgehen und sich somit mehr Ackerfläcken für den Anbau eignen werden. Der Studie zufolge werden gleichzeit aber Trocken- und Hitzestress zu einem "ernstzunehmenden Risiko" für den Sojaanbau in Europa.

Züchtung auf hitze- und trockentolerante Sojasorten fokussieren

Da auch die Wasserressourcen europaweit begrenzt sind, sei die Züchtung aufgefordert, ihren Fokus auf trocken- und hitzetolerante Sojasorten zu erweitern, schreiben die Forschenden. „Unter wärmeren Bedingungen liefert die Sojabohne mehr Ertrag, als es bislang mit den an kühle Temperaturen angepassten Sojabohnensorten in Deutschland möglich war“, erläutert ZALF-Forscher Moritz Reckling. Mithilfe neuer trocken- und hitzetoleranter Sojasorten könnte sich Europa langfristig von Importen aus Ländern wie Brasilien unabhängig machen. Bislang werden dort für den Sojaanbau riesige Wald- und Savannenflächen in Ackerflächen umgewandelt und damit einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört.

bb