Heilende Stoffe aus dem Bienenstock

Heilende Stoffe aus dem Bienenstock

Dresdner Forscher sind den heilenden Kräften der Luft des Bienenstocks auf der Spur. Sie identifizierten bereits 50 Substanzen, denen eine therapeutische Wirkung zugeschrieben wird.

Bienenstock am Rande eines Rapsfeldes
Dresdner Forscher sind dem therapeutischen Potenzial der Bienenstockluft auf der Spur.

Honig ist ein bekanntes Hausmittel bei Erkältung und Husten. So scheint es auf den ersten Blick nachvollziehbar, dass auch die Luft im Bienenstock heilende Kräfte haben kann. Vor allem bei Migräne, Infektanfälligkeit, Neurodermitis und Depressionen soll eine Therapie mit Bienenstockluft Wirkung zeigen. Noch gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Beweise für diese ungewöhnliche Gesundheitstherapie, die in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden ist. Chemiker der Technischen Universität Dresden sind nun dabei, das therapeutische Potenzial der sogenannten Stockluft zu untersuchen.

Therapie mit Bienenstockluft hinterfragt

Bei der Bienenstocklufttherapie sitzt der Patient im Freien oder in einem kleinen Holzhaus und inhaliert die 35 Grad warme, sehr feuchte Luft des Bienenstocks über eine Inhalationsmaske. Dabei gelangt die Luft über einen Ventilator aus dem Bienenstock in den Schlauch, der an die Maske angeschlossen ist. Ein Filter sorgt dafür, dass weder Bienen noch Pollen in den Schlauch gelangen und eingeatmet werden. „Es ist noch ungeklärt, inwieweit die eigentliche Therapie oder die Umgebung dem Patienten gut tun. Wie viel positiven Einfluss die Ruhe und Ausgeglichenheit auf dem Land haben, wo die Therapie stattfindet, oder das ruhige Einatmen – und welchen Anteil die Inhaltsstoffe der Bienenstockluft selbst zur Therapie beisteuern, bedarf noch eingehender Untersuchungen“, erläutert Karl Speer von der Fakultät für Chemie und Lebensmittelchemie.

Luftproben aus Bienenstöcken entnommen

Im Rahmen ihrer Untersuchung nahm das Team um Speer Luftproben aus zwei Bienenstöcken und analysierten deren chemische Zusammensetzung. Die Bienenstöcke wurden dafür so präpariert, dass fremde Aromastoffe nicht eindringen und nur die reinen natürlichen Komponenten gemessen werden konnten.  Dafür wurden beispielsweise geruchsloses Teflon und Kupfer für Schläuche und Gehäuse der Messinstrumente verwendet. Mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie gelang es den Forschern das Gasgemisch aus dem Bienenstock in einzelne Substanzen aufzuteilen und diese speziell definierten Verbindungen zuzuordnen. Als Kontrollproben verwendeten sie die Umgebungsluft um den Bienenstock.

Gesunde Stoffe aus Bienenwachs und Bienenharz

Im Ergebnis konnten die Dresdner Chemiker 50 verschiedene Substanzen in der Bienenstockluft identifizieren, denen heilende Kräfte zugeschrieben werden. Anders als erwartet, stammten diese Verbindungen aber überwiegend aus Bienenharz („Propolis“) und Bienenwachs und nicht aus dem Honig in den Waben. Der goldene Nektar war demnach nur in geringem Maße für die gesunden Inhaltsstoffe der Bienenstockluft verantwortlich. In einem nächsten Schritt will das Team um Speer nicht nur die identifizierten Verbindungen quantifizieren, sondern auch die bei der Bienenstocklufttherapie eingesetzten Geräte unter die Lupe nehmen.

bb