Drei Bioökonomie-Ideen im Finale
Die drei Finalisten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung zum Thema Urbane Bioökonomie stehen fest. Nun kann online über die Projektideen abgestimmt werden.
Ob Lebensmittelreste oder Grünschnitt: In Städten fallen täglich tausende Tonnen biogener Reststoffe an, die zum großen Teil im Abfall landen. Die Entwicklung innovativer Konzepte zur Produktion, Nutzung und Verwertung biogener Roh- und Reststoffe im städtischen Raum stand im Fokus des Ideenwettbewerbs beim nunmehr 9. Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung, der vom Bundesforschungsministerium ausgelobt wird. Nach einem "Makeathon" im Juni in Berlin wählte eine Jury die besten drei Ideen aus. Mit Waste-to-Resource-Unit, loopsai und Urban Pergola stehen die Finalisten des Ideenwettbewerbs nun fest. Ab sofort kann der Gewinner online gewählt werden.
Eine mobile Bio-Raffinerie für Lebensmittelreste
Das fünfköpfige Team von Waste-to-Resource-Unit überzeugte die Jury mit der Idee einer modularen Bio-Raffinerie, die die Umwandlung von Lebensmittelabfällen in hochwertige Ressourcen ermöglichen soll. Lebensmittelabfälle wie Obst- und Gemüseschalen oder tierische Produkte werden hier direkt vor Ort in Kantinen oder anderen Einrichtungen hygienisch aufgearbeitet und in ihre Bestandteile wie Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen zerlegt. Diese werden dann im Bio-Reaktor zur Kultivierung von Mikroalgen genutzt, aus denen wiederum Lebensmittel hergestellt werden können.
Aufgrund ihrer Container-Bauweise kann die Bio-Raffinerie modular zusammengesetzt werden und ist somit flexibel einsetzbar sowie mobil. „Die Waste-to-Resource-Unit könnte erfolgreich den Kreislauf zwischen Lebensmittelabfällen, wie sie in großen Mengen im städtischen Umfeld vorkommen, und der Lebensmittelproduktion, die zumeist fernab der Städte stattfindet, schließen“, urteilte die Jury. Sie ermögliche eine hochwertige Verwertung von Nahrungsmittelresten und reduziere Transportwege auf ein Minimum.
Mit KI Stoffkreisläufe optimieren
Mit einer Software will das Projektteam von loopsai Stoffkreisläufe schließen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz sollen Stoffströme einzelner Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll und maximal ressourceneffizient miteinander vernetzt werden. Sie stellt Fragen wie, wer kauft welche Mengen von welchem Rohstoff ein, ist dies überhaupt nötig oder ließen sich auch Abfallprodukte anderer Unternehmen stattdessen verwenden, und zeigt ein digitales Ebenbild, einen so genannten digitalen Zwilling des Unternehmens, und seine Bedürfnisse. Getestet werden soll die Software in einer Pilzfarm, in der Speisepilze auf Kaffeesatz angebaut werden. „loopsai erscheint als vielversprechende Lösung, um hochkomplexe Stoffströme nicht nur zu erfassen und besser zu verstehen; sie bietet auch die Gelegenheit sie so miteinander zu vernetzen, dass am Ende ein geschlossener Kreislauf entsteht. So könnten nicht nur Angebot und Nachfrage besser bedient, sondern auch wertvolle Ressourcen eingespart und Transportwege verkürzt werden“, so die Begründung der Jury.
Voting zum Ideenwettbewerb "Urbane Bioökonomie"
Weitere Informationen zu den Nominierten und zur Online-Wahl gibt es auf der Website des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Pflanzennetze für Großstädte
Mit grünen Pflanzennetzen, die Fassaden und Straßen in Großstädten vor Erwärmung schützen, überzeugte das Team von Urban Pergola. Diese vorbepflanzten Netze bestehen aus hochrobusten Seile, die mit einer saugfähigen Beschichtung versehen sind, welche die Pflanzen vor Austrocknung und Erfrierung schützt, und ihnen Halt bieten. Diese Netze können sowohl an einem oder auch zwischen mehreren Gebäuden angebracht werden und so Grünflächen auf einer ganz anderen Ebene in der Stadt entstehen lassen, die nicht nur Abkühlung versprechen, sondern auch Insekten und andere Tiere anlocken.
Bestückt mit essbaren Pflanzen könnte die Methode auch das Urban Farming ergänzen. „Die Urban Pergola erscheint als leicht umsetzbare, kostengünstige und flexible Lösung, um Städte nicht nur mithilfe von Begrünung zu verschönern, sondern gleich mehrere hochbrisante Probleme zu lösen“, urteilt die Jury. Sie fördere die Artenvielfalt, verbessere die Luftqualität, reduziere CO2-Emissionen und ermögliche zudem die Produktion von Lebensmitteln im urbanen Raum.
Vorbegrünte Pflanzennetze sollen Städte in einen diversen Großstadtdschungel verwandeln.
Preisverleihung im Dezember
Bis Dezember kann im Rahmen eines Votings online nun über die Kandidaten abgestimmt werden. Die überzeugendste Idee wird von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei einem Kongress und einer Gala im Rahmen des 13. Deutschen Nachhaltigkeitstages am 4. Dezember in Düsseldorf ausgezeichnet. Das Publikum der Gala entscheidet letztlich, welche Idee die Auszeichnung erhält. Darüber hinaus erhalten jedoch alle Nominierten neben einer individuellen Förderberatung ein professionelles Medientraining, um ihre Ideen erfolgreich weiterentwickeln zu können. Zuvor werden die Finalisten am 2., 3. und 4. November 2020 auch in der 3sat-Wissenschaftssendung „nano“ vorgestellt.
bb