Darf es Gemüse aus dem dritten Stock sein?

Darf es Gemüse aus dem dritten Stock sein?

Jeder zweite Konsument ist bereit, Produkte aus vertikaler Landwirtschaft zu kaufen, wie eine Studie der Universität Göttingen zeigt.

So sieht eine kühlschrankgroße vertikale Farm für den Privatgebrauch aus. In der Studie kam sie schlechter an als größere Anbausysteme.
So sieht eine kühlschrankgroße vertikale Farm für den Privatgebrauch aus. In der Studie kam sie schlechter an als größere Anbausysteme.

Der Bedarf an Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln wächst. Allerdings lassen Erosion und Klimawandel die verfügbaren Flächen eher schrumpfen. Zugleich steigt die Konkurrenz um die Nutzung dieser Flächen, beispielsweise für Energiepflanzen oder Rohstoffpflanzen für die chemische Industrie. Ein Lösungsansatz könnte die sogenannte vertikale Landwirtschaft sein, bei der Obst und Gemüse in Etagen angebaut werden. Die Pflanzen wachsen in kontrollierter Umgebung bei Tageslicht oder künstlichem Licht in Nährlösungen und benötigen keine Ackerfläche oder -böden. Aber würden die Verbraucher auf diese Weise erzeugte Produkte akzeptieren?

Lieber große als kleine Anbausysteme

In einer jetzt im Fachjournal „Sustainability“ veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler der Georg-August-Universität Göttingen eine Antwort auf diese Frage gesucht. 482 Verbraucherinnen und Verbraucher aus Deutschland haben sie dafür zu drei unterschiedlich großen horizontalen Anbausystemen befragt: ein kühlschrankgroßes Gerät für den Privatgebrauch, ein mittelgroßes Gewächshaus, das in Supermärkten steht, sowie eine vertikale Farm, die in ehemalige Industriegebäude gebaut werden kann. Dabei zeigte sich, dass die Testpersonen größere Systeme für nachhaltiger hielten als kleinere und deren Produkte deshalb besser akzeptierten. Denn Umweltfreundlichkeit, da waren sich 81% der Teilnehmer einig, sei ein wesentliches Kriterium.

Durchschnittliche Akzeptanz trotz geringer Bekanntheit

Obwohl nur 7% der befragten Personen vorher schon von vertikaler Landwirtschaft gehört hatten, würde der Studie zufolge dennoch jeder Zweite Obst oder Gemüse kaufen, das auf diese Weise angebaut worden ist. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei der Entwicklung der vertikalen Anbausysteme der Fokus insbesondere auf die Nachhaltigkeit gelegt werden sollte. Nur Systeme, die wirklich umweltfreundlich sind, werden die Verbraucher überzeugen“, resümiert die Hauptautorin der Studie, Kristin Jürkenbeck.

bl