Clariant baut große Bioraffinerie in Rumänien
Das Schweizer Spezialchemieunternehmen Clariant errichtet in Rumänien eine Bioraffinerie für die industrielle Großproduktion von Ethanol aus Pflanzenresten.
Am 31. Oktober hat der Clariant-Verwaltungsrat die Investition in eine neue kommerzielle Großanlage zur Produktion von Cellulose-Ethanol aus Pflanzenreststoffen bekanntgegeben. Zur Anwendung kommt hier die von Clariant entwickelte sunliquid-Technologie. Dieses Verfahren testet Clariant bereits seit fünf Jahren in einer Demonstrationsanlage im bayerischen Straubing. Die neue Anlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 50.000 Tonnen wird im Südwesten Rumäniens errichtet. Die Einrichtung soll als Referenzanlage die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der sunliquid-Technologie im kommerziellen Maßstab unter Beweis stellen.
Nächste Stufe gezündet für sunliquid-Verfahren
„Clariant investiert laufend in die Entwicklung nachhaltiger Produkte und innovativer Lösungen wie sunliquid. Dieses bahnbrechende Verfahren demonstriert eindrucksvoll die Produktion effizienter, nachhaltiger und fortschrittlicher Biokraftstoffe und zeichnet sich darüber hinaus durch sein großes Potenzial als Technologieplattform für eine Vielzahl biobasierter Materialien aus“, so Christian Kohlpaintner, Mitglied des Executive Committee bei Clariant.
Neue Geschäftssparte für Biokraftstoffe geschaffen
Um sich weiter auf die Kommerzialisierung von Bioethanol, Lizenzen und Enzymen zu fokussieren, hat Clariant eine neue Business Line namens Biofuels & Derivatives gegründet, die Teil des Geschäftsbereichs Catalysis ist. Ab Januar 2018 gehen sämtliche Aktivitäten und Kosten in Zusammenhang mit der sunliquid-Technologieplattform auf dieses Geschäftssparte über. Im September dieses Jahres hatte Clariant eine Technologie-Lizenzvereinbarung mit Enviral geschlossen.
„Nach fünfjährigem Betrieb unserer vorkommerziellen sunliquid-Anlage in Straubing, Deutschland und sorgfältiger Prozessdemonstration sind wir jetzt bereit für den Scale-up auf die nächste Stufe“, erläutert Markus Rarbach, Leiter Start-up-Geschäft Biofuels & Derivates bei Clariant. Die Investition bringe auch erhebliche ökonomische Vorteile für die Region mit sich. Durch die regionale Beschaffung von Rohstoffen sind maximale Einsparungen von Treibhausgasen möglich und in der Region entsteht zusätzliche Wertschöpfung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Errichtung der Anlage von EU gefördert
In einem nächsten Schritt finden ausführliche technische Planungen vor dem offiziellen Spatenstich statt, der für 2018 geplant ist. Die Auslieferung der ersten Produktcharge aus der Anlage ist für 2020 vorgesehen. Von der Anlage wird ein Umsatzpotenzial im mittleren zweistelligen Millionenbereich durch sunliquid-Cellulose-Ethanol erwartet. Der Aufbau der Bioraffinerie-Großanlage wird von der EU im Rahmen des Bio-Based Industries Joint Undertaking (BBI) unterstützt.
Bei voller Kapazitätsauslastung verarbeitet die neue Anlage pro Jahr ca. 250.000 Tonnen Weizenstroh und sonstiges Getreidestroh, das von lokalen Landwirten bezogen wird. Im Prozess entstehende Nebenprodukte werden zur Erzeugung erneuerbarer Energie verwendet. Ziel hierbei ist die Unabhängigkeit der Anlage von fossilen Energiequellen. Daher ist das entstehende Cellulose-Ethanol ein praktisch klimagasneutraler, fortschrittlicher Biokraftstoff.
Clariant hatte eine Fusion mit dem US-Chemiekonzern Huntsman angestrebt. Ende Oktober wurde die geplante Fusion jedoch abgesagt, nachdem ein Clariant-Investor den Plan infrage gestellt hatte.
pg