Erste Ausschreibungen bei europäischer Bioökonomie-Initiative
Mit den ersten öffentlichen Ausschreibungen ist am 9. Juli 2014 ein großes Konsortium zur Bioökonomie in Europa gestartet. Die ersten 150 Mio. Euro des Milliarden-Budgets stehen zur Verfügung.
Brücken in der biobasierten Wirtschaft bauen und einen Marktzugang für grüne Produkte schaffen, das ist das Ziel des Public-Private-Partnership (PPP) namens "Biobased-Industries" (BBI). EU-Kommission und Wirtschaft haben sich hier zusammengeschlossen, um die Rahmenbedingungen für die europäische Bioökonomie zu verbessern. Insgesamt stehen 3,7 Milliarden Euro in den kommenden sieben Jahren für Forschungsprojekte und Initiativen zur Verfügung. Bewerbungen für die ersten 16 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 150 Mio. Euro sind bis zum 15. Oktober möglich.
Das Netzwerk „Biobased Industries“e (BBI) zwischen der EU und dem Biobased Industries Consortium (BIC) umfasst rund 140 Partner, darunter Konzerne, kleine und mittlere Unternehmen sowie Cluster und Verbände. Knapp 1 Milliarde stellt die Europäische Union in ihrem neuen Strukturförderprogramm Horizon 2020 bereit, 2,7 Milliarden kommen von der im BIC organisierten Industrie. Bis 2024 soll damit die europäische Wettbewerbsfähigkeit bei biobasierten Produkten gestärkt werden. Ähnlich wie bei der „Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie“ für Deutschland geht es um bessere Biomasseverwertungsstrategien, um den Aufbau von Bioraffinieren sowie der entsprechenden Märkte für daraus entstehende biobasierte Produkte in Europa.
Ziel ist es vor allem, neuartige, branchenübergreifende Kooperationspartnerschaften zwischen Land- und Forstwirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau, Papier- und Zellstoffindustrie, Chemie und Energiewirtschaft zu unterstützen. Das BBI ist eine von insgesamt sieben sogenannten Joint Technology Initiatives (JTI), deren offizieller Start am 9. Juli auf einer Veranstaltung in Brüssel verkündet wurde. „Die Initiative ist ein außerordentliches Bekenntnis von Politik und Industrie, der biobasierten Wirtschaft in Europa einen Schub zu verleihen, um sich aus der Abhängigkeit von Erdöl und andere fossilen Ressourcen zu lösen“, betonte Peter Holk Nielsen, Chef des dänischen Biotechkonzerns Novozymes.
Bewerber gesucht: 16 Projekte, 150 Mio. Gesamtbudget
Auf der Kick-Off-Veranstaltung wurden auch die ersten konkreten Projekte des BBI vorgestellt. Für 2014 sind insgesamt 16 zu fördernde Projekte ausgeschrieben, die mit einem Gesamtvolumen von 50 Mio. Euro Fördergelder der EU ausgestattet sind. Ein sogenanntes Flagship-Projekt mit Fokus auf den Aufbau von Demonstrations- und Pilotanlagen, die bisher nicht genutzte Agrarrohstoffe verwerten, soll bis zu 25 Mio. Euro EU-Gelder erhalten. Dies richtet zum Beispiel an Regionen, die sich nicht für den Anbau von essbarer Biomasse eignen, aber dennoch über Agrarrohstoffe eine Wertschöpfung generieren wollen. Bewerben könnten sich aber auch Projekte, die auf die Verwertung bisher nicht genutzter Abfällen in der Agrarproduktion wie Blätter, Kleie oder pflanzliche Faserstoffe abzielen. Dass solche Strategien schon heute funktionieren, konnte unter anderem die deutsche Firma wet-Green GmbH bei der
100 Mio. Investment aus der Industrie geplant
Weitere 15 Mio. Euro EU-Gelder stehen für insgesamt 5 Demonstrationsanlagen zur Verfügung: Hier geht es unter anderem die hochwertige Verwertung von Reststoffen aus der Papier- oder Lebensmittelindustrie. Auch kosteneffiziente Demonstrationsanlagen zur Aufbereitung von Gülle im großen Maßstab sollen gefördert werden. Darüber hinaus laufen die Ausschreibungen für zehn weitere Projektthemen, die eher technologisch und forschungsorientiert sind und dazu beitragen, die Herstellung biobasierter Produkte aus diversen biologischen Ressourcen effizienter und marktnäher zu ermöglichen. Die Industrie wird sich mit ca. 100 Mio. Euro an allen Ausschreibungen beteiligen. Bewerbungsschluss für Projektanträge ist der 15. Oktober 2014.