Aktuelle Veranstaltungen

Zu den Schlüsselsubstanzen der chemischen Industrie zählen die 1-Alkene. Diese ungesättigten Kohlenwasserstoffverbindungen kommen im Erdöl vor und sind Grundbestandteile vieler chemischer Produkte. Diesen wichtigen Ausgangsstoff biokatalytisch herzustellen, schien bis heute unmöglich. Das  Spezialchemieunternehmen Evonik scheint dafür nun einen Lösungsansatz gefunden zu haben. Gemeinsam mit Forschern der Universität Graz fanden sie einen Weg,  1-Alkene wie Propen und 1-Buten mithilfe von Enzymen herzustellen. Dabei setzten die Forscher auf kurzkettige Alkansäuren – also gesättigte Fettsäuren – die von Bakterien produziert werden, die beispielsweise in der Buttersäure vorkommen. Über das neue Enzymsystem berichteten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie (2015, Online-Vorabveröffentlichung).

Zwei Jahre ist es her, als das Essener Spezialchemieunternehmen Evonik die Wende zur Nachhaltigkeit einläutete. Für die Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe bei der biotechnologischen Produktion wurden Millionen eingeplant und die Forschungsstrategie neu aufgestellt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Universitäten suchen Evonik-Forscher  seither intensiv nach einer nachhaltigen Alternative zu den bisher noch erdölbasierten Ausgangsstoffen.  Dazu zählen unter anderem  1-Alkene, also  Kohlenwasserstoffverbindungen wie Propen und 1-Buten. Propen wird beispielsweise bei Evonik für die Herstellung von Superabsorbern genutzt, ein Kunststoff der wegen seiner Fähigkeit Flüssigkeit aufzusauen, in Windeln jeder Art und Verbandmaterial eingesetzt wird. Auch 1-Buten kommt in vielen Polyethylentypen vor und kann als Rohstoff für die Herstellung von Weichmachern genutzt werden.

Erfolgreiche Biokatalyse

Diesen wichtigen chemischen Ausgangsstoff im Biokatalysator nachzustellen, war bislang kaum möglich. Nachwachsende Rohstoffe mittels biotechnologischer Verfahren für die chemische Industrie nutzbar zu machen, ist daher das Ziel der stategischen Innovationseinheit von Evonik – Creavis. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Graz hat das Evonik Industries-Team um Thomas Haas nun ein enzymatisches Verfahren zur Herstellung von Propen und 1-Buten entwickelt. „Das Team hat ein Jahr lang nach einem Enzymsystem gesucht, das die Umwandlung der gesättigten Fettsäuren in 1-Alkene bestmöglich katalysiert – mit Erfolg“, so Thomas Haas.

Bakterien produzieren gesättigte Fettsäuren

Wie das Team um den Grazer Wissenschaftler Kurt Faber in Fachjournal Angewandte Chemie berichtet, dienten ihnen dafür als Ausgangsstoff für die 1-Alkene in der Natur vorkommende kurzkettige Alkansäuren – also gesättigte Fettsäuren, die von Bakterien produziert werden. Konkret handelt es sich dabei unter anderen um Buttersäure. Das neue Enzymsystem namens P450-Monooxygenase OleT katalysiert danach die chemische Reaktion – die oxidative Decarboxylierung von Alkansäuren zu 1-Alkenen – sehr effizient und substratspezifisch. Eine Kaskade aus zwei weiteren Enzymsystemen sorgt dafür, dass die notwendigen Elektronen für die Oxidation vom Sauerstoff der Luft aufgenommen werden. „Nur wenn biotechnologische Prozesse in die chemische Verbundproduktion integriert werden können, lassen sich fossile und biogene Rohstoffströme gleichsam nutzen“, erklärt Haas. Evonik ist daher auch an dem vom BMBF geförderten Projektes „BISON“ beteilt, indem gemeinsam mit Universitäten in Deutschland und Österreich ein Verfahren entwickelt wird, um

Seit 22 Jahren gehört das hessische Zwingenberg zu den Zentren der deutschen industriellen Biotechnologie. Angefangen als Technologie-Startup ist die Brain AG heute auf eine Unternehmensgruppe mit 6 Firmen und 240 Mitarbeitern angewachsen. Nun soll das weitere Wachstum über die Börse finanziert werden. Schon lange hat der Bioökonomie-Pionier in Zwingenberg über etwaige Börsenpläne spekuliert. Nun wird es konkret: Die Brain AG kündigte am 5. Januar offiziell ihren Börsengang an und will sich im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Biotech-Firmen auf das Parkett in Frankfurt wagen. Damit könnte in den nächsten Monaten der erste Biotech-Börsengang an der Deutschen Börse seit 2007 vonstatten gehen. "Wir sehen uns als Eisbrecher für die Bioökonomie am Finanzplatz Frankfurt", betont Geschäftsführer Jürgen Eck gegenüber bioökonomie.de. Bisher gibt es 19 deutsche börsennotierte Biotech-Firmen, davon sind 15 in Frankfurt notiert. Die meisten konzentrieren sich auf die Entwicklung neuer Therapien oder Diagnostika.

Zuletzt hatten sich vier deutsche Biotech-Firmen aufs Börsenparkett gewagt, allerdings alle im Ausland:  Der Diagnostik-Spezialist Curetis hatte sich 2015 ebenso für die Euronext entschieden wie die Hallenser Probiodrug im Jahr zuvor. Die Therapieentwickler Affimed und Pieris schlugen 2014 sogar den Weg über den Atlantik an die US-Börse NASDAQ ein, die laut einer im Herbst vorgestellten Kapitalmarktstudie der BIOCOM AG für immer mehr europäische Biotech-Firmen eine ernstzunehmende Alternative darstellt. Insgesamt erlebten europäische Biotech-Firmen an der Börse im Jahr 2015 einen Aufschwung, vor allem die Standorte Paris und London sind für Biotech-Firmen attraktiv. Der letzte Biotech-Börsengang in Frankfurt fand 2007 durch den Biobank-Spezialisten vita34 statt, 2006 wagte der Therapieentwickler Wilex den Sprung an die Deutsche Börse. Seitdem machten Biotech-Firmen einen Bogen um Frankfurt, mit der Brain AG könnte dieses Eis nun gebrochen werden. "Die Zeit ist reif für einen Bioökonomie-Börsengang in Deutschland. Wir halten den Finanzplatz Frankfurt für kräftig und stark genug. Wir sehen keinen Grund, warum die Bioökonomie hier nicht bespielt werden könnte", sagt Jürgen Eck gegenüber bioökonomie.de. Schon lange versucht die Deutsche Börse, wieder attraktiver zu werden. Zuletzt wurde das Deutsche Börse Venture Network ins Leben gerufen, um Wachstumsfinanzierungen zu erleichtern .Die USA sei für die Brain AG explizit nicht in Frage gekommen. "Der Ziel unseres Börsenganges ist eine signifikante Kapitalerhöhung, um unser weiteres Wachstum zu finanzieren. Wir streben keinen bewertungsoptimierten Exit-IPO an", so Eck.

Börsendebüt für industrielle Biotechnologie in Deutschland

Nach Informationen des Handelsblattes soll der Börsengang der Brain AG bereits im Februar stattfinden. Begleitet von der ODDO Seydler Bank AG als Sole Global Coordinator und Sole Bookrunner sowie Blättchen Financial Advisory GmbH als IPO-Berater will sich die Firma institutionellen Anlegern sowie weiteren privaten Investoren öffnen. „Wir sind nun soweit, dass wir uns auch finanziell auf eine breite Basis stellen wollen, um von dem Rückenwind, den wir in der Industrie verspüren, umfassend zu profitieren. Der geplante Börsengang stellt für den Ausbau des Unternehmens einen wichtigen Schritt dar“, betont Jürgen Eck, Vorstandsvorsitzender der Brain AG, in einer Pressemitteilung. Die Erlöse aus dem Börsengang - es wird eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe erwartet - sollen sowohl in den weiteren Ausbau der Forschungskooperationen als auch in die Weiterentwicklung der eigenen Produkte über den deutschsprachigen Raum und Europa hinaus auf globaler Ebene gesteckt werden. Derzeit werden nach Firmenangaben 51% des Aktienkapitals der Brain AG vom Family Office der MP Beteiligungs GmbH gehalten, rund 20% von MIG, einer Gruppe von Venture Capital Fonds, und die verbleibenden 29% liegen in den Händen der Gründer und des leitenden Managements. Diese „Altaktionäre“ sollen laut Firmenangaben auch nach dem geplanten Börsengang noch signifikant am Unternehmen beteiligt bleiben, das inzwischen zu einer Firmengruppe aus sechs Firmen mit insgesamt 240 Mitarbeitern angewachsen ist. Das Angebot wird aus erstmaligen öffentlichen Angeboten in Deutschland und Österreich sowie Privatplatzierungen in bestimmten Rechtsordnungen außerhalb dieser Länder sowie außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika bestehen. 10% der angebotenen Aktien sollen für Privatanleger reserviert werden. Hierfür ist geplant, eigene Zeichnungszugänge, auch über die Gesellschaft, bereitzustellen. Insgesamt werden mit dem Börsengang Erlöse im zweistelligen Millionenbereich erweitet, heißt es aus Firmenkreisen. Es wäre der erste Börsengang einer Biotech-Firma, die keine Medikamente entwickelt, sondern biobasierte industrielle Lösungen für eine Vielzahl von Branchen entwickelt. Laut Jürgen Eck stehen demnächst mehrere Markteinführungen neuer Produkte an, etwa ein Naturstoff als Salzersatz. "Dieser befindet sich derzeit in fortgeschrittenen Verbrauchertestungen", so Eck.

Brain AG ist Pionier der Bioökonomie

Die Brain AG ist eines der deutschen Vorzeigeunternehmen in Sachen Bioökonomie. Die Spezialität der Hessen: Zusammen mit strategischen Partnern werden bislang unerschlossene, leistungsfähige Enzyme, Mikroben oder Naturstoffe entwickelt, um sie industriell nutzbar zu machen. Ob Kosmetik-Industrie, Biobergbau oder Naturstoffchemie, das damit verfolgte Ziel ist jeweils das gleiche. Auf der Basis des hauseigenen Mikroben-Archivs sollen entweder klassisch-chemische Prozesse durch ressourcenschonende biobasierte Verfahren ersetzt oder durch einen Griff in den Werkzeugkasten der Natur gleich gänzlich neue Produkte mit überlegenen Eigenschaften geschaffen werden. Nach Firmenangaben lag die wirtschaftliche Gesamtleistung der Firma im Geschäftsjahr 2014/15 bei insgesamt 25,7 Mio Euro. Mit 53% trägt der Geschäftsbereich "Bioindustrial", der sich auf die Entwicklung und den Vertrieb eigener Produkte konzentriert, mehr als die Hälfte zur Gesamtleistung der Unternehmensgruppe bei. Hinzukommen die Erlöse aus dem Geschäftsbereich "Bioscience".

Brain: Vom Forschungspartner zur Firmengruppe

Denn mit dem Wissen um die mikrobielle Vielfalt hat sich Brain in den vergangenen Jahren als strategischer Forschungspartner für die Industrie etabliert und arbeitet inzwischen mit mehr als 100 Unternehmen zusammen, darunter viele Industriegrößen wie Evonik, BASF, DSM oder Symrise. Die Zwingenberger sind hier in einer ganzen Bandbreite von Branchen unterwegs: Angefangen über Chemie, Ernährung über Kosmetik bis hin zum Bergbau. Für Schlagzeilen sorgte unter anderem die mit mehreren Millionen Euro dotierte Forschungssallianz . Biobasierte Inhaltsstoffe für Lebensmittel - etwa spezielle Enzyme zur Herstellung laktosefreier Milchprodukte - sind auch ein Forschungsfeld

Mit Mehrheitsbeteiligungen auf Wachstumskurs

In den vergangenen Jahren hat sich die Brain darüber hinaus durch fünf Mehrheits- sowie zwei Minderheitsbeteiligungen in der Wertschöpfungskette immer breiter aufgestellt und von der Produktion bis hin zum Vertrieb Kompetenzen zugekauft. Zuletzt haben die Zwingenberger 51% an der Weissbiotech GmbH im münsterländischen Ascheberg und der Weissbiotech France Sarl in Chanteloup-en-Brie nahe Paris übernommen, um gemeinsam den Markt für Industrieenzyme aufzurollen. Mitte 2014 wurde der Potsdamer Naturstoffspezialist Analyticon in die Firmengruppe geholt. 2012 hatte sich Brain ein Portfolio an Kosmetik-Unternehmen zugelegt, um eigene Produkte nicht zu entwickeln, sondern sie auch herzustellen und in den Markt zu bringen. Ähnliches soll nun auch in der Ernährung – etwa bei natürlichen Lebensmittelinhaltsstoffen – oder in der Medizintechnik gelingen. „Künftig wollen wir uns zum Beispiel im Bereich Wundpflege engagieren und uns hier den Marktzugang eröffnen“, betonte Eck im Sommer, als sich die  Mit dem geplanten Börsengang wurde eine weitere Personalie verkündet: Mit Wirkung zum 1. Januar 2016 wurde zusätzlich das bisherige Aufsichtsratsmitglied Georg Kellinghusen als CFO in den Vorstand berufen.

Ende März 2015 hatte das französisch-stämmige Unternehmen Global Bioenergies (GBE) mit dem Bau der industriellen Demonstrationsanlage im Chemisch-Biologischen Prozesszentrum (CBP) in Leuna begonnen. Das Ziel: aus nachwachsenden Rohstoffen mit Hilfe von Bakterien den Kohlenwasserstoff Isobuten im industriellen Maßstab zu produzieren. Zwei Monate später wurde die erste Lieferung des biobasierten Treibstoffs Isooktan an den deutschen Autobauer Audi verkündet. Die zunächst bis 2016 anvisierte Allianz beinhaltete auch umfangreiche Motorentests mit dem neuen Biosprit. Nun haben beide Unternehmen verkündet, ihre Zusammenarbeit ausbauen zu wollen. Zukünftig soll die GBE-Technologie neben Kohlenstoffquellen auch für andere grüne Energiequellen genutzt werden.

Isobuten ist ein wichtiger Bestandteil des Erdöls und somit Grundbaustein für die Herstellung von Kunststoff, Kautschuk und Treibstoff. Diesen fossilen Rohstoff durch umweltfreundliche und nachhaltige Ressourcen zu ersetzen, ist seit langem ein Forschungsziel. Das auf synthetische Biotechnologie spezialisierte französisch-deutsche Unternehmen Global Bioenergies hat vor einigen Jahren einen Weg gefunden, mit Hilfe von Bakterien den Kohlenwasserstoff Isobuten aus erneuerbaren Stoffen wie Zucker, Getreide und Agrarabfällen umzuwandeln.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Bioraffinerie-Anlage CBP in Leuna haben die Franzosen inzwischen eine eigene Pilotanlage zur industriellen Herstellung des biobasierten Kohlenwasserstoffs errichtet. Das Vorhaben wurde damals vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 5,7 Mio. Euro im Rahmen der Förderung des regionalen Spitzenclusters BioEconomy unterstützt. Im April 2015 wurde bereits mit dem Bau einer zweiten Bioraffinerieanlage in Leuna begonnen. Begleitet werden die Entwicklungsarbeiten seither vom dortigen Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP, wo Wissenschaftler ebenso an Verfahren tüfteln, um aus Biomasse chemische Grundstoffe für die Industrie zu gewinnen. Inzwischen hat das durch die Franzosen entwickelte Prinzip der Gasfermentation das Interesse der Industrie geweckt.

Biosprit aus Wasser oder Sonnenlicht

So kooperiert der Ingolstädter Fahrzeugbauer Audi seit 2014 mit dem französisch-stämmigen Unternehmen, um den aus Isobuten hergestellten Bio-Treibstoff Isooktan in seinen Motoren zu testen. Das e-benzin von Audi wurde bereits bei Motorentest verwendet. Nun wollen Audi und Global Bioenergies ihre Allianz stärken und ausdehnen. Die Unternehmen haben vereinbart, die Technologie von Global Bioenergies so zu modifizieren, dass am Ende ein e-benzin entsteht, das aus Wasser, Wasserstoff, CO2 oder Sonnenlicht gewonnen werden kann. „Die beiden wichtigsten nächsten Schritte auf dem Weg zur kommerziellen Nutzung von Audi e-benzin bestehen im Hochskalieren der Technologie von Global Bioenergies in einer Demonstrationsanlage, die derzeit in Leuna errichtet wird, sowie in der Bestätigung, dass diese Technologie auch mit Rohstoffen funktioniert, die nicht aus Biomasse hergestellt wurden, und somit den Anforderungen von Audis e-benzin Strategie entsprechen“, erklärt Reiner Mangold, Leiter der nachhaltigen Produktentwicklung bei Audi.

Keine Konkurrenz zu Nahrungs-und Futtermitteln

Die Produktionskapazität in Leuna von bis zu 100 Tonnen Isobuten im Jahr ermöglicht es, Unternehmen wie Audi den Biosprit zu eigenen Testzwecken in größeren Mengen anzubieten. „Isooktan ist ein hochwertiges Benzin mit hoher Oktanzahl und geringer Flüchtigkeit. Die Ausweitung unserer Prozesskompatibilität auf verschiedene Rohstoffe, die weder mit der Nahrungsmittel- noch der Futtermittelherstellung in Konkurrenz stehen, wird sich vorteilhaft auf eine zukünftige Isooktanproduktion im großen Maßstab auswirken“, erklärt GBE-Vorstandschef Marc Delcourt. Der neue Vertrag zwischen Audi und Global Bioenergies sieht auch Vorab- und Meilensteinzahlungen vor sowie für Audi die Option, Aktien von Global Bioenergies zu weniger als 1% seines Kapitals zu erwerben.

Der Weg zum Bau eines Zentrums für Life Science und Plasmatechnologie in Greifswald ist geebnet: Das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus des Landes hat der Hansestadt eine Förderzusage von maximal 18 Millionen Euro erteilt. Die Gesamtinvestitionen für den Neubau liegen bei 30 Millionen Euro. Ein Schwerpunkt des künftigen Forschungs-, Dienstleistungs- und Gründerzentrum ist neben Plasmatechnologie die Bioökonomie. Das neue Zentrum soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen eine Plattform bieten, um zu forschen und Produkte bis zur Marktreife zu entwickeln. Baustart soll 2017 sein.

Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung (INP) und das Biotechnikum in Greifswald bekommen einen neuen Nachbarn. Bis 2019 soll vor ihrer Tür das „Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie“ entstehen. Mit der kürzlich erteilten Förderzusage durch das Land Mecklenburg-Vorpommern wurde der Weg zum Ausbau des Wissenschaftsstandortes geebnet. Bis zu 18 Millionen Euro wurden der Universitäts- und Hansestadt als Unterstützung zugesichert. Die Gelder stammen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW).

Positive Effekte für die Region

Das „Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie“ ist ein Leitprojekt und Bestandteil des Aktionsplans im Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020. „Die Hansestadt wird mit dem geplanten Zentrum als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort insgesamt weiter aufgewertet. Es werden voraussichtlich rund 240 neue wissensbasierte Jobs in Vorpommern entstehen“, betonte Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus. Darüber hinaus werden auch positive wirtschaftliche Auswirkungen für die gesamte Region erwartet.

Produkte bis zur Marktreife entwickeln

Als fachspezifisches Forschungs-, Dienstleistungs- und Gründerzentrum soll der Komplex mit seiner Nutzungsfläche auf 5.500 Quadratmetern Büro-, Labor- und Produktionsräume beinhalten und forschenden Unternehmen aus den Bereichen Plasmatechnologie und Bioökonomie eine innovative Plattform bieten. „Vor allem kleine und mittlere Unternehmen können hier nicht nur forschen, sondern Produkte bis zur Marktreife entwickeln“, erklärt Dietger Wille, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Finanzen der Hansestadt. Thematisch wollen sich die Planer nicht einschränken lassen. „Bioökonomie und Plasmatechnologie sind gleichwertig“, erklärt der Leiter der Wirtschaftsabteilung der Stadtverwaltung und Projektleiter des zukünftigen Zentrums, Fabian Feldt. Er rechnet damit, dass Mitte 2017 mit dem Bau des Zentrums begonnen werden kann. Die Baugenehmigung steht allerdings noch aus, die Bürgerschaft entscheidet Ende Januar darüber.

Vom Technologie-Startup zur börsennotierten Firma: Diesen Weg hat die hessische Brain AG nun fast geschafft - trotz aktueller Börsenturbulenzen. Bis zum 3. Februar konnten Aktien des Bioökonomie-Spezialisten aus Zwingenberg gezeichnet werden. Am 5. Februar sollen die Aktien vorraussichtlich zum Handel an der Deutschen Börse in Frankfurt zugelassen werden, die Erstnotiz ist für den 9. Februar geplant. Wie die Firma nun mitteilt, wurden insgsamt 31,5 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Börsengang würde sich die Zahl der deutschen börsennotierte Biotech-Firmen in Frankfurt auf 16 erhöhen.

Trotz der jüngsten Börsenturbulenzen hat die Brain AG in Zwingenberg ihren Börsengang wie geplant durchgeführt. Insgesamt 3.608.054 Aktien wurden zu einem Stückpreis von 9 Euro an neue Anleger abgegeben, davon wurden 3.500.000 neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung plaziert. Weitere 108.054 bestehende Aktien wurden im Rahmen einer Mehrzuteilung ausgegeben. Der Ausgabepreis lag zwar am unteren Ende der ursprünglich avisierten Preisspanne von 9 bis 12 Euro, aber das Oderbuch war voll, heißt es vom Unternehmen. Vom Gesamterlös in Höhe von 32,5 Mio. Euro fließen 31,5 Mio. Euro direkt in die Kasse von Brain. Die Restsumme geht möglicherweise an den bisherigen Hauptaktionär, das Family Office Putsch. Es hatte der begleitenden Bank Oddo Seydler bestehende Aktien für die Mehrzuteilung zur Verfügung gestellt. Diese können jedoch bis zum Ende der Stabilisierungsperiode (maximal 30 Tage ab Handelsaufnahme), noch durch die Bank zurückerworben werden, so dass der Erlös noch nicht endgültig feststeht.

Family Office Putsch bleibt größter Einzelaktionär

Der Anteil der neuen Aktionäre wird bei mindestens 21,3% liegen. Etwa 19% des Plazierungsvolumens wurde Privatanlegern zugeteilt. Diese stammen unter anderen aus dem Mitarbeiterkreis der Brain-Gruppe sowie aus der Anlegerschaft der MIG-Fonds, die über verschiedene Fonds Altgesellschafter der Brain AG sind. Die übrigen Aktien wurden bei institutionellen Investoren aus verschiedenen europäischen Ländern plaziert. Größter Einzelaktionär von Brain bleibt das Family Office Putsch (MP Beteiligungs-GmbH), welches zuletzt etwas mehr als 50% der Aktien hielt. Durch den Börsengang dürfte diese Schwelle nun unterschritten worden sein.

Zuwachs für deutsche Biotechnologie an der Börse

Mit dem Börsengang würde die Zahl der deutschen Biotech-Firmen an der Börse auf 20 steigen, davon wären 16 in Frankfurt notiert. Zuletzt hatten sich vier deutsche Biotech-Firmen aufs Börsenparkett gewagt, allerdings alle im Ausland:  Der Diagnostik-Spezialist Curetis hatte sich 2015 ebenso für die Euronext entschieden. wie die Hallenser Probiodrug im Jahr zuvor. Die Therapieentwickler Affimed und Pieris schlugen 2014 sogar den Weg über den Atlantik an die US-Börse NASDAQ ein, die laut der jüngsten Kapitalmarktstudie der BIOCOM AG für immer mehr europäische Biotech-Firmen eine ernstzunehmende Alternative darstellt. Demnach haben europäische Biotech-Firmen an der Börse im Jahr 2015 einen Aufschwung erlebt, insgesamt wurden 6 Milliarden Euro eingenommen (alle Infos: www.biocom.de/en/analysis2016). Vor allem die Standorte Paris und London sind für Biotech-Firmen attraktiv. Der letzte Biotech-Börsengang in Frankfurt fand 2007 durch vita34 statt, 2006 wagte der Therapieentwickler Wilex den Sprung an die Deutsche Börse. Zwar erlebte die deutsche Biotech-Branche zuletzt einen Aufschwung und zeigte sich auch zum Jahresanfang in einer Umfrage optimistisch, aber bislang haben Biotech-Firmen einen Bogen um Frankfurt gemacht, wenn es um neue Börsengänge ging. Mit der Brain AG könnte dieses Eis nun gebrochen werden. "Die Zeit ist reif für einen Bioökonomie-Börsengang in Deutschland. Wir halten den Finanzplatz Frankfurt für kräftig und stark genug. Wir sehen keinen Grund, warum die Bioökonomie hier nicht bespielt werden könnte", sagt Jürgen Eck  bei der Ankündigung des Schon damals war klar, wie die Gelder aus dem Börsengang investiert werden sollen: in den weiteren Ausbau der Forschungskooperationen sowie in die Weiterentwicklung der eigenen Produkte. Im Fokus stehen vor allem die biobasierte Inhaltsstoffe für die Lebensmittelindustrie, die Spezialchemie und die Kosmetikbranche. Laut Jürgen Eck stehen demnächst mehrere Markteinführungen neuer Produkte an, etwa ein Naturstoff als Salzersatz. "Dieser befindet sich derzeit in fortgeschrittenen Verbrauchertestungen", so Eck.

Brain AG ist Pionier der Bioökonomie

Was den Börsengang von anderen Biotech-IPOs unterscheidet: Die Firma entwickelt keine Medikamente, sondern biobasierte industrielle Lösungen für eine Vielzahl von Branchen. Die Brain AG ist eines der deutschen Vorzeigeunternehmen in Sachen Bioökonomie. Die Spezialität der Hessen: Zusammen mit strategischen Partnern werden bislang unerschlossene, leistungsfähige Enzyme, Mikroben oder Naturstoffe entwickelt, um sie industriell nutzbar zu machen. Ob Kosmetikindustrie, Biobergbau oder Naturstoffchemie. das damit verfolgte Ziel ist jeweils das gleiche. Auf der Basis des hauseigenen Mikroben-Archivs sollen entweder klassisch-chemische Prozesse durch ressourcenschonende biobasierte Verfahren ersetzt oder durch einen Griff in den Werkzeugkasten der Natur gleich gänzlich neue Produkte mit überlegenen Eigenschaften geschaffen werden. Nach Firmenangaben lag die wirtschaftliche Gesamtleistung der Firma im Geschäftsjahr 2014/15 bei insgesamt 25,7 Mio Euro. Mit 53% trägt der Geschäftsbereich "Bioindustrial", der sich auf die Entwicklung und den Vertrieb eigener Produkte konzentriert, mehr als die Hälfte zur Gesamtleistung der Unternehmensgruppe bei. Hinzukommen die Erlöse aus dem Geschäftsbereich "Bioscience".

Brain: Vom Forschungspartner zur Firmengruppe

Denn mit dem Wissen um die mikrobielle Vielfalt hat sich Brain in den vergangenen Jahren als strategischer Forschungspartner für die Industrie etabliert und arbeitet inzwischen mit mehr als 100 Unternehmen zusammen, darunter viele Industriegrößen wie Evonik, BASF, DSM oder Symrise. Die Zwingenberger sind hier in einer ganzen Bandbreite von Branchen unterwegs: Angefangen über Chemie, Ernährung über Kosmetik bis hin zum Bergbau. Für Schlagzeilen sorgte unter anderem die mit mehreren Millionen Euro dotierte Forschungssallianz

Mit Mehrheitsbeteiligungen auf Wachstumskurs

In den vergangenen Jahren hat sich die Brain darüber hinaus durch fünf Mehrheits- sowie zwei Minderheitsbeteiligungen in der Wertschöpfungskette immer breiter aufgestellt und von der Produktion bis hin zum Vertrieb Kompetenzen zugekauft. Zuletzt haben die Zwingenberger 51% an der Weissbiotech GmbH im münsterländischen Ascheberg und der Weissbiotech France Sarl in Chanteloup-en-Brie nahe Paris übernommen, um gemeinsam den Markt für Industrieenzyme aufzurollen. Mitte 2014 wurde der Potsdamer Naturstoffspezialist Analyticon in die Firmengruppe geholt. 2012 hatte sich Brain ein Portfolio an Kosmetik-Unternehmen zugelegt (mehr...), um eigene Produkte nicht zu entwickeln, sondern sie auch herzustellen und in den Markt zu bringen. Ähnliches soll nun auch in der Ernährung – etwa bei natürlichen Lebensmittelinhaltsstoffen – oder in der Medizintechnik gelingen. „Künftig wollen wir uns zum Beispiel im Bereich Wundpflege engagieren und uns hier den Marktzugang eröffnen“, betonte Eck im Sommer, als

Neuer Schwung für Biotech an der Börse?

Ob der Börsengang in Frankfurt für neuen Biotech-Aufschwung sorgt, bleibt abzuwarten. Schon lange versucht die Deutsche Börse, wieder attraktiver für Technologiefirmen zu werden. Zuletzt wurde das Deutsche Börse Venture Network ins Leben gerufen, um Wachstumsfinanzierungen zu erleichtern (mehr...). Die USA sei für die Brain AG explizit nicht in Frage gekommen. "Der Ziel unseres Börsenganges ist eine signifikante Kapitalerhöhung, um unser weiteres Wachstum zu finanzieren. Wir streben keinen bewertungsoptimierten Exit-IPO an", so Eck.

Die Bahn zählt aufgrund des geringen CO2-Ausstoßs zu den schadstoffärmsten Verkehrsmitteln. Zukünftig sollen Zugfahrten in Deutschland noch umweltfreundlicher werden. Der US-Konzern General Electrics hat für den Schienenverkehr einen Trafo entwickelt, der erstmals nicht mit Mineralöl, sondern auf Basis pflanzlicher Öle arbeitet. Im Vergleich zu anderen Transformatoren soll der in Mönchengladbach gebaute grüne Umwandler auch effizienter und sicherer sein.

Bis 2050 soll die Welt „treibhausgasneutral“ sein. So haben es die Regierungen auf dem Klimagipfel in Paris im vergangenen Jahr vereinbart. In einer ersten Etappe will die Bundesregierung bis 2020 die CO2-Emmission um 40% senken. Die weitere Elektrifizierung des Schienennetzes  könnte dazu einen wesentlichen Betrag leisten. Im Vergleich zu Flugzeug und Auto sind Reisen mit der Bahn schon heute umweltfreundlicher, da der CO2-Ausstoß  deutlich niedriger ist. Die Deutsche Bahn spricht von einem um etwa 70% geringeren Treibhausgas-Ausstoß.

Zugfahren soll nachhaltiger werden

Nun will die Deutsche Bahn erstmals einen Transformator auf Pflanzenöl-Basis einsetzen. Ein Transformator erhöht oder reduziert die Höhe der Wechselspannung für den Stromtransport. Aufgrund der hohen Ströme und Spannungen erwärmt er sich und muss mit Öl gekühlt werden. Bisher werden hierfür Mineral- oder Silikonöle eingesetzt. Sie leiten die Wärme gut ab und isolieren gut gegen elektrische Überschläge. Allerdings sind diese Öle umweltschädlich und können leichter brennen. Pflanzenöle auf der Basis von Raps, Soja oder Sonnenblumen sind dagegen biologisch abbaubar und haben einen deutlich höheren Flammpunkt. Ein Pflanzenöltransformator kann deshalb ohne weitere Schutzeinrichtungen wie beispielsweise Auffangbehälter selbst in Zonen mit höheren Umweltanforderungen betrieben werden.

Industrie entwickelt pflanzenölbasierte Transformatoren

Der deutsche Konzern Siemens hat 2014 erste pflanzenölbasierte Transformatoren präsentiert, die im Umspannwerk in Bruchsal die 380-kV-Höchstspannungsebene mit dem 110-kV-Netz des unterlagerten Verteilnetzbetreibers verbinden. Nun hat der US-Konzern General Elektrics den ersten grünen Transformator präsentiert, der gemeinsam mit der Deutschen Bahn für das bundesdeutsche Schienennetz gebaut wurde. Gefertigt wird der neuartige Stromumwandler im deutschen GE-Werk in Mönchengladbach. „Wir leisten unseren Beitrag dazu, dass die Deutsche Bahn ihre Nachhaltigkeitsziele erfolgreich umsetzen kann“, erklärt Hakan Karadogan, General Manager Power Transformers bei GEs Grid Solutions.

Isolierflüssigkeit aus Pflanzenöl

Der Bahn-Trafo wurde so konstruiert, dass er nicht mehr mit Mineralöl, sondern mit pflanzlichen Ölen wie Raps-, Soja- oder  Sonnenblumenöl arbeitet. Wie General Electrics mitteilt, wurde eine Isolierflüssigkeit auf Ester-Basis verwendet, die vollständig biologisch abbaubar ist. Die Flüssigkeit ist zudem grundwasserneutral, sodass zusätzliche Ölwannen unter dem Transformator nicht mehr unbedingt nötig sind, was wiederum Kosten spart.

Geringere Wartung durch neues Design

GE zufolge besitzt der „grüne“ Trafo auch eine verbesserte Feuchtigkeitsabsorption, sodass der Umwandler weniger Geräusche als konventionelle Anlagen macht. Außerdem ist der Trafo auf eine längere Produktlebensdauer ausgelegt. Eine gesteigerte Effizienz mit reduzierter Verlustrate soll zur weiteren Verringerung der CO2-Bilanz beitragen. Dafür wurde das Design der Wicklungen optimiert. Der Transformator befindet sich in einem luftdichten Tank, der hermetisch versiegelt und somit weniger anfällig für Störungen ist, wodurch sich der Wartungsaufwand für die Anlage verringert. Nach Angaben von GE hat der neue Stromumwandler inzwischen auch den erforderlichen Kurzschlusstest beim niederländischen KEMA-Institut  in Arnheim erfolgreich bestanden - eine Voraussetzung für einen Einsatz in Deutschland.

bb