Australien

Australien

Der Export von Primärprodukten gilt als tragende Säule der Wirtschaft des flächenmäßig sechstgrößten Staates der Erde. Insbesondere landwirtschaftliche Güter wie Weizen, Wolle, Fleisch und Wein sind weltweit bekannt. Daneben gilt Australien mit seinem Reichtum an Bodenschätzen etwa Eisenerz, Kohle und Uran als begehrter Partner von energie- und rohstoffhungrigen Schwellenländern.

Doch es gibt Bestrebungen, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Bergbau zu reduzieren und die Landwirtschaft weiterzuentwickeln. So gilt die Versorgung der wachsenden asiatischen Mittelschichten mit Nahrung als eine große wirtschaftliche Chance. Nationale und regionale Initiativen setzen hier vermehrt auf die Förderung nachhaltiger Ansätze, eine nationale Bioökonomie-Strategie gibt es jedoch nicht. Großindustrie mit eigenen Forschungskapazitäten existiert in Australien mit Ausnahme des Rohstoffsektors nur in Ausnahmefällen. Die modernen Biowissenschaften spielen eine wichtige Rolle.

Rechtliche und politische Grundlagen

Eine explizit auf die Bioökonomie ausgerichtete politische Strategie gibt es in Australien bislang noch nicht. Vielfach werden jedoch Bioökonomie-Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Ausbau von Biotechnologie, Landwirtschaft sowie bezogen auf Wald- und Meeresressourcen formuliert. Bei der nationalen Forschungsagentur CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) werden Forschungsthemen zur Ernährung & Lebensmittelwirtschaft, Land & Wasser, Landwirtschaft, Energie sowie Ozeane & Atmosphäre adressiert. Der Aspekt der Nachhaltigkeit steht dabei vielfach im Vordergrund.

Schwerpunkte Biotechnologie, Landwirtschaft, Bioenergie und Blue Economy

Viele Aktivitäten mit Relevanz für die Bioökonomie haben ihren Ursprung in der Förderung der Biotechnologie. Eine erste Biotechnologie-Strategie stammt bereits aus dem Jahr 2000. Nachfolgend erschien die „Industrial Biotechnology Strategy“ im Jahr 2008 und der nationale Biotech-Verband AusBiotech veröffentlichte gemeinsam mit dem australischen Ministerium für Landwirtschaft eine Strategie mit Bioökonomie-Ausrichtung: „Biotechnology and Australian Agriculture: Toward the Development of a Vision and Strategy for the Application of Biotechnology to Australian Agriculture“. Vier strategische Bereiche wurden aufgezählt: Konsumentenvertrauen in biobasierte Produkte, Verbraucherinformation, Regulierungsmaßnahmen sowie die Einbindung von Australien in internationale Forschungsnetzwerke. Im Jahr 2009 veröffentlichte die Regierung ihre auf zehn Jahre angelegte Innovationsagenda "Powering Ideas", die für den Zeitraum bis zum Jahr 2020 sieben nationale Innovationsprioritäten festlegte und die Grundlage der Forschungs- und Innovationspolitik des Landes darstellt. Der Biotechnologie kommt hierin als einer Schlüsseltechnologie wieder eine zentrale Rolle zu. Es werden u.a. Ansätze gefördert, um mit Hilfe von gentechnisch veränderten Pflanzen wertvolle Biochemikalien zu erhalten (Crop Biofactories Initiative). Weitere Aktivitäten gibt es mit Blick auf die Entwicklung alternativer Energien. So sieht das Netzwerk Bioenergy Australia, das sich aus Vertretern der Regierung, aus Forschung und Privatwirtschaft zusammensetzt, in der Verwendung von Biomasse eine Grundlage für Biokraftstoffe und Biochemikalien sowie die Möglichkeit, in ländlichen Regionen des Landes neue Industrien und Arbeitsplätze aufzubauen. Eine nationale Forschungsstrategie zur Bioenergie stand 2011 zur Verfügung, um den Aufbau nachhaltiger Biomasse-basierter Energiewertschöpfungsketten im Land zu begleiten. Komplementiert wird die Innovationsagenda durch den 2012 verabschiedeten National Research Investment Plan. Aspekte der Ernährungsicherung und des Umweltschutzes werden hier als zentrale Herausforderungen einer wissensbasierten Gesellschaft formuliert, insgesamt sollen durch F&E vor allem die Produktivität und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöht werden. Im Jahr 2014 erklärte die Regierung in ihrer Industry Innovation and Competiveness Agenda, unter anderem die Themen Biomedizin, Landwirtschaft und Nahrungsmittel sowie fortgeschrittene Fertigungstechnologien fördern zu wollen. Im Jahr 2015 wurde der "National Marine Science Plan 2015 - 2025" vom National Marine Science Committee veröffentlicht. Hierin werden Maßnahmen definiert, wie Australien die Entwicklung einer Blue Economy vorantreiben kann. Aspekte wie den Schutz von Biodiversität, Nahrung- und Energiesicherung, nachhaltige Küstenentwicklung sowie marine Sicherheit werden hier unter anderem thematisiert.

Regionale Aktivitäten zur Bioökonomie

Aufgrund der föderalen Landesorganisation sind die einzelnen Bundesstaaten mit ihren Parlamenten ebenfalls mit Kompetenzen zur Gesetzgebung ausgestattet. Auch hier existieren erste Bioökonomie-relevante Ansätze.  Süd-Australien verabschiedete seine Strategie „Building a Bioeconomy in South Australia 2011 – 2015“ und fördert gezielt die Entwicklung von Aquakulturen. Victoria veröffentlichte seinen Biotechnology Strategic Development Plan (BSDP), der explizit die Bioökonomie einbezieht. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern verabschiedete die Regierung des Staates Victoria auch den „Victoria's Technology Plan for the Future – Biotechnology“. Ausgestattet mit mehr als 55 Mio. A$, unterstützt er Initiativen unter anderem in Industrieller und Agro-Biotechnologie.

Steuererleichterung für forschungsintensive Firmen

Für die nationale Forschungs- und Entwicklungspolitik Australiens zeichnet das Ministerium für Industrie und Wissenschaft (DIS), verantwortlich, welches auch Aktivitäten aller weiteren Ministerien mit Aufgaben für Wissenschaft und Technologie koordiniert. Im Bereich der Wissenschaft ist DIS für die außeruniversitäre Forschung zuständig. Die Hochschulen und die Hochschulforschung liegen im Zuständigkeitsbereich des Bildungsministeriums (DoE). Als ein Wettbewerbsvorteil gelten laut dem Branchenverband AusBiotech die Steuererleichterungen für forschungsintensive Firmen, die Australien bietet. Hierüber sollen Investitionen in Forschung und Entwicklung gerade für die kleinen und mittelständischen Betriebe attraktiver werden. Selbst ausländische Firmen können von diesen Regelungen profitieren.

Diskussionen um CO2-Steuer

In Australien macht man sich bereits seit mehreren Jahren Gedanken um die Energieversorgung, diese sorgt auch immer wieder für politische Diskussionen. Australien besitzt zwar kein einziges Atomkraftwerk, ist aber der drittgrößte Uran-Exporteur der Welt. Die hiermit verbundene Umweltzerstörung wird heftig kritisiert. Im Jahr 2012 wurde eine Energiesteuer bzw. CO2-Steuer eingeführt, die für jede Tonne Kohlendioxid ca. 23 Australdollar vorgesehen hatte. Die größten CO2-Erzeuger des Landes aus den Bereichen Energieversorgung, Bergbau, Transport und Industrie mussten seit 1. Juli 2012 diesen Betrag entrichten, der weit über dem in der Europäischen Union liegt. Die Einführung dieser CO2-Steuer hat in Australien jedoch zu vielen Protesten geführt. Nach zwei Jahren wurde sie wieder abgeschafft. Die CO2-Abgabe sei schädlich, sie schränke die Wettbewerbsfähigkeit ein, belaste die privaten Haushalte unnötig und leiste wenig für den Klimaschutz, hieß es aus dem Parlament im Jahr 2014. Dieses Vorgehen hat den Markt für erneuerbare Energien zutiefst verunsichert.

Umgang mit Gentechnik geregelt

Den Umgang und die Freisetzung genetisch veränderter Organismen regelt das Office of Gene Technology Regulator nach Maßgabe des Gene Technology Act 2000. So können gv-Baumwolle und gv-Raps kommerziell in Australien angebaut werden. Den Verkauf von Lebensmitteln mit gv-Bestandteilen genehmigt die Zulassungsbehörde Food Safety Australia. Das Klonen von Nutztieren ist erlaubt. Vor diesem Hintergrund haben sich neben den USA und Argentinien, Brasilien, Kanada und Korea auch in Australien eine Reihe von Unternehmen etabliert, die sich auf das kommerzielle Klonen von Nutztieren spezialisiert haben.

Unternehmenslandschaft

Die australische Wirtschaft wächst inzwischen seit 23 Jahren in Folge. Australien hat bislang die hohen Einnahmen, die es im Zuge des Rohstoffbooms erzielen konnte, zu wenig nachhaltig genutzt. In den letzten Jahren haben sinkende Rohstoffpreise und geringere Nachfrage zu massiven Steuerausfällen geführt; im Jahr 2014 hat sich das Wirtschaftswachstum auf 2,7 Prozent abgeschwächt.

Australiens Wirtschaft hängt zu einem großen Teil an der Kohleindustrie. Das Land ist der weltgrößte Kohleexporteur und beheimatet mit Rio Tinto und BHP Billiton zwei der größten Rohstoffkonzerne der Welt. Im Jahr 2014 hat der Bergbau als wichtigster Sektor mit 8,6 % zum BIP beigetragen, aber aktuell befindet er sich in einer Phase der Transformation. Immer mehr Bergwerke haben die Investitionsphase abgeschlossen und fangen mit der Förderung der Rohstoffe an. Dadurch werden die Exporte steigen, doch Arbeitsplätze verloren gehen. Die Chemiebranche, zweitgrößter Sektor innerhalb des verarbeitenden Gewerbes, verliert im Land immer mehr an Bedeutung. Den größten Anteil am Umsatz haben hier mit knapp über 9,4 Mrd. A$ pharmazeutische Erzeugnisse, gefolgt von Düngemitteln mit 3,6 Mrd. A$. Pflanzenschutzmittel setzten rund 1 Mrd. A$ um. Ein Wachstumsimpuls kommt hierbei aus der positiven Entwicklung in der Landwirtschaft, die 2014 mit 2,3% zum BIP beitrug. Beim Wandel in eine nachhaltige Wirtschaft gilt sie als Hoffnungsträger. Mit Branchenausfuhren in Höhe von 27 Mrd. US$ ist Australien ein Nettoexporteur von Lebensmitteln. Hier rangieren Getreide (9,3 Mrd. US$), Fleischprodukte (7,5 Mrd. US$) und Milcherzeugnisse (2,3 Mrd. US$) an vorderster Stelle. Insgesamt werden etwa 65% aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse exportiert. Nach Angaben von Analysen durch Germany Trade and Invest sollen sich die Produktion und die Exporte dieses Sektors in den nächsten 20 Jahren verdoppeln. Dabei liegt der Fokus vor allem auf den großen Agrarbetrieben, die etwa ein Fünftel der Unternehmen ausmachen, derzeit aber für knapp 80% der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich sind. Diese Erwartung basiert auf der steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln aus der wachsenden asiatischen Mittelschicht. Über notwendige Technologien verfügen die Großbetriebe in der Regel bereits. Dabei handelt es sich beispielsweise um führerlose, GPS-gesteuerte Traktoren und Maschinen. Schon jetzt ist Australien weltweit Spitzenreiter, was die Größe der ökologischen Anbauflächen betrifft. Regional betrachtet ist New South Wales um die Großmetropole Sydney die stärkste wirtschaftliche Region des Landes.

Landwirtschaftliche Produzenten wichtige Akteure der Bioökonomie

Vor diesem Hintergrund zählen die Produzenten landwirtschaftlicher Produkte zu den bedeutenden Akteuren in der Bioökonomie. Der Australian Agricultural Company gehören Ländereien, die 1% der australischen Landmasse ausmachen. Umsatztreiber sind die Fleischproduktion gestützt auf moderne Züchtungs- und genetische Forschung sowie der Getreideanbau. Die börsennotierte GrainCorp ist international im Handel und der Verarbeitung von Getreide tätig. Die familiengeführte Manildra Group, größter Weizenverarbeiter des Landes, expandierte inzwischen in die Zucker- und Bioethanolherstellung. In Australien darf sogar Opium für medizinisch-pharmazeutische Zwecke angebaut werden. TPI Enterprises (TPI), 2004 gegründet, ist an der Börse notiert. Tasmanian Alkaloids beschäftigt 200 Mitarbeiter und kooperiert mit 500 Landwirten im Bundesstaat Tasmanien, die die Mohnpflanzen anbauen. Die börsennotierte, weltweit tätige Nufarm bezeichnet sich hingegen als führend bei Pflanzenschutzmitteln. Nach Angaben des Branchenverbandes ISAAA wurden im Jahr 2014 in Australien auf insgesamt 0,5 Millionen Hektar gv-Nutzpflanzen, zumeist Baumwolle und Raps, kommerziell angebaut.

Schnell wachsender Sektor: Aquakulturen

Zu den am schnellsten wachsenden Primärindustrien zählt in Australien die Aquakulturwirtschaft, die inzwischen rund 1 Mrd. A$ umsetzt. (Mehr Informationen: hier klicken) In zahlreichen Bundesstaaten etwa Südaustralien oder Tasmanien werden Lachse, im tropischeren Queensland Krabben gezüchtet. Aktiv unterstützt wird dieser Wirtschaftszweig beispielsweise durch die südaustralische Wirtschaftsförderung PIRSA. Clover konzentriert sich hingegen auf Omega-3 Fettsäuren aus Thunfischen. Das Industriekonglomerat Wesfarmers, eine der 10 größten australischen Firmen, betreibt nicht nur Kohleminen und Supermärkte im Land, sondern stellt auch Düngemittel für die Landwirtschaft und Holzplastik-Komposite für die Bauindustrie her. 

Bioenergie mit schwerem Stand, neue Rohstoffquellen im Fokus

Biodiesel wird in Australien mehrheitlich aus Schlachtabfällen, Altspeiseölen und Ölsaaten gewonnen. (Mehr Informationen bei der Bioenergie-Vereinigung Australiens: hier klicken) Die Hersteller Australian Renewable Fuels, Biodiesel Industries Australia und EcoFuels Australia betreiben mehrere Anlagen im Land. Obwohl Australien mehr als die Hälfte des im Jahr 2013 konsumierten Biodiesels importierte, haben die Unternehmen einen Teil ihrer Anlagen eingemottet oder ganz geschlossen. Gründe hierfür sind die stark gefallenen Ölpreise, subventioniertes Biodiesel ausländischer Hersteller und bisher ungünstige steuerliche Rahmenbedingungen für inländische Produzenten. Inzwischen hat die Regierung im Juni 2015 mit neuen Gesetzen allerdings nachjustiert und inländische Hersteller besser gestellt. Neue Rohstoffquellen wie Algen und tropische Pflanzen etwa der Meerrettichbaum könnten der Industrie ebenfalls neuen Schwung verleihen. Zu den großen Ethanolherstellern gehören Manildra, CSR Ethanol und Wilmar Bioethanol, die in ihren Bioraffinerien den Alkohol herstellen. Getreidestärke und Rückstände aus der Zuckerohrindustrie dienen als Rohstoffe. Alternative Flugbenzine haben die nationale Fluggesellschaft Qantas und der britische Anbieter Virgin Airlines im Visier.

Auf Biotreibstoff setzt auch die australische Marine: Sie will alle Schiffe und Flugzeuge bis zum Jahr 2020 auf diese Treibstoffart umrüsten. Der Ölkonzern Caltex, eines der größten australischen Unternehmen, verkauft bereits an mehr als 400 Tankstellen neben herkömmlichen Sprit auch Biotreibstoffe. Bio E10 enthält 10% Ethanol, wohingegen Bio E-Flex bis zu 85% Bioethanol beigemischt und für Besitzer von Flexfuel-Fahrzeuge gedacht ist. Zulieferer der biobasierten Kraftstoffe sind inländische Unternehmen. Der Energiekonzern AGL nutzt unterdessen Abfälle aus der Zuckerrohr- und Nussindustrie als Ausgangsstoff für die Erzeugung von Strom. Erst im Sommer 2015 sicherte sich das aus der Curtin Universität in Perth ausgegründete Start-up Renergi eine staatliche Förderung in Millionen-Höhe. Mit den Mitteln soll eine Pilotanlage zur Herstellung von Biokraftstoff aufgebaut werden.

Biotech-Branche könnte Wachstum der Landwirtschaft forcieren

Die Biotechnologie-Branche spielt im Vergleich mit anderen Industrienationen in Australien als Bioökonomie-Akteur bisher eine kleinere Rolle. Denn der Großteil der mehr als 400 biotechnologisch aktiven Firmen, von denen mehr als 80 börsennotiert sind, konzentriert sich in der medizinischen Biotechnologie und der Diagnostik (62%). Im jahr 2010-11 lagen die F&E-Ausgaben im medizinischen Bereich bei 133 Mio. A$, während 22 Mio. A$ für die Agrobiotechnologie und 12 Mio. A$ für die Industrielle Biotechnologie ausgegeben wurden. Doch könnten die Agri-Biotechfirmen (15%) wie die vormals australische Technico künftig zum gewünschten Wachstum der Landwirtschaft beitragen. Andere Firmen arbeiten im Bereich Mikro- und Makroalgen. So plant Plentex Limited, mit seinen Algen-basierten Produkten künftig einer der führenden Rohstofflieferanten Australiens zu werden. Die börsennotierte Algae.Tec Ltd. wiederum nutzt Algen, um aus ihnen Biokraftstoffe der 2. Generation und Futtermittel zu gewinnen. Deren Algen wachsen mit Kohlendioxid aus Kraftwerksabgasen. Im Bergbau setzt der britisch-australische Rio Tinto-Konzern auf Bioleaching, um mit Mikroorganismen Kupfer aus minderwertigen Erzen in seiner Mine in Chile zu extrahieren. Miteigner BHP Billiton stellte im Jahr 2006 seine chilenischen Aktivitäten an anderer Stelle diesbezüglich allerdings ein, weil der Prozess großtechnisch nicht wirtschaftlich betrieben werden konnte. In der industriellen Biotechnologie ist auch Plantic aktiv. Das Unternehmen stellt biobasierte Kunststoffe her. Neben den USA und Argentinien, Brasilien, Kanada und Korea gibt es in Australien zudem eine Reihe von Unternehmen etwa Clone International, die sich auf das kommerzielle Klonen von Nutztieren spezialisiert haben.

Ausländische Firmen engagieren sich in Australien

Der deutsche Chemiekonzern BASF und das US-Unternehmen Aurora Algae Inc. unterhalten in Australien Algenfarmen, wobei die Mannheimer in Westaustralien natürliche Farbstoffe für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie herstellen. Von der Leverkusener Bayer AG kommen in Down-Under insbesondere ihre Produkte zum Pflanzenschutz zum Einsatz. Erst im April 2015 startete ein von Bayer in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium West-Australiens und der Grains Research and Development entwickeltes Online-Schädlingswarnsystem. Der niederländisch-britische Ölkonzern Shell betreibt nahe Melbourne und Sydney Mischbetriebe, in denen er für den australischen Markt B20-Diesel herstellt. Hierfür wird Biodiesel des heimischen Produzenten Australian Renewable Fuels (ARF) herkömmlichem Diesel zugefügt. Die chinesische Kimberley Agricultural Investment testet zurzeit in Westaustralien den Anbau von Hirse, um hieraus Alkohol für den asiatischen Markt zu gewinnen . Der thailändische Energiekonzern PTT forschte zusammen mit dem CSIRO an Algen-basiertem Biosprit. Nahe der Kleinstadt Deniliquin könnte künftig eine Fabrik Bioethanol aus regional angebautem Weizen produzieren. Bisher laufen die Verhandlungen mit dem koreanischen Investor noch.

Forschungslandschaft

Die Forschungseinrichtungen konzentrieren sich in Australien insbesondere entlang der Ballungszentren an der Ost- und Südküste. In der australischen Forschungslandschaft gibt es mit Ausnahme der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) keine mit deutschen Forschungsorganisationen vergleichbare Dach- oder Trägerorganisation. Als größte Forschungseinrichtung im Land nimmt das CSIRO für die wissenschaftliche und industrielle Forschung eine herausragende Bedeutung ein, wird von der australischen Regierung jährlich mit rund 1 Mrd. A$ finanziert und beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeiter in 55 Forschungsinstituten. Thematisch gibt es neun sogenannte 'National Flagships'. Es werden u.a. Ansätze gefördert, um mit Hilfe von gv-Pflanzen wertvolle Biochemikalien zu erhalten (Crop Biofactories Initiative). Neue Materialien, Biodiversität, bioaktive Substanzen, Landwirtschaft und Lebens-/Futtermittelherstellung sind weitere Themen. Am CSIRO-Standort in Canberra sitzt die Australian Plant Phenomics Facility, die verschiedene Serviceleistungen anbietet. Auf dem Campus der Universität Adelaide hat das Australian Centre for Plant Functional Genomics (ACPFG) mit seinen mehr als 100 Wissenschaftlern und Angestellten seine Heimat. Eigner sind die Bundesstaaten South Australia und Victoria, die Universitäten von Adelaide, Melbourne, Queensland und South Australia sowie die Grains Research and Development Corporation. Forschungsziel sind hier unter anderem Trockenheit- und Salz-tolerante Weizen- und Gerstensorten. Die genossenschaftlich organisierte Meat & Livestock Australia Ltd (MLA) forscht im Auftrag der Fleischindustrie an Lösungen zur Tiergesundheit, zu Züchtung und Genetik sowie zum Weidemanagement.

Victoria, Queensland und Adelaide mit starken Forschungszentren

Einer der wichtigsten Forschungsstandorte und Heimat eines großen australischen Clusters ist der wirtschaftlich bedeutende Bundesstaat Victoria. Hier sind viele Universitäten, nationale Einrichtungen und Unternehmen in geografischer Nähe zueinander angesiedelt. Die forschungsstarke Universität von Melbourne ist Heimat des Bio21-Molecular Science and Biotechnology Institute. Dessen Spezialität sind die medizinische, landwirtschaftliche und ökologische Biotechnologie. Am Melbourne Energy Institute geht es fächerübergreifend unter anderem um Bioenergie. Experten für Biodiversität und Nachhaltigkeit arbeiten im Melbourne Sustainable Society Institute zusammen. Wissenschaftler der Universität verfügen zudem über Stärken in der Pflanzenforschung und der Lebensmittelbiotechnologie.

An der ältesten Universität des Landes in Sydney kommt der landwirtschaftlichen Fakultät eine wichtige Rolle für die Bioökonomie zu. Hier geht es um neue Pflanzensorten und eine Standort-spezifische, nachhaltige Agrarwirtschaft. Am Australian Centre for Field Robotics (ACFR) der Universität werden vollautomatisierte Systeme für Anwendungen in der Landwirtschaft entworfen. Die Australian National University in Canberra und die Forschungsoranisation CSIRO starteten unterdessen im Jahr 2014 das mit 18 Mio. A$ finanzierte Großprojekt „The National Agricultural and Environmental Sciences Precinct“. Ziel dieser landesweit mehr als 700 Wissenschaftler umfassenden Kooperation sind auch Lösungen für eine künftige Bioökonomie. Ein Schwerpunkt liegt in den Agrarwissenschaften, Sitz für die Forschungsinfrakstruktur ist der Standort der Universität Queensland in Brisbane.

Vielfältig ist auch die Forschung in Queensland. Am Australian Institute for Bioengineering & Nanotechnology der Universität Queensland arbeiten Wissenschaftler an „grünen“ Chemikalien, Biotreibstoffen und biobasierten Pflanzenschutzmitteln. An anderer Stelle wird hier für die Fleischindustrie zur Verwendung von Algen als Tierfutter geforscht. Die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft will die aus drei Forschungszentren zusammengesetzte Queensland Alliance for Agriculture and Food Innovation (QAAFI) stärken. Das Institute for Future Environments mit einem Schwerpunkt „Bioökonomie“ sitzt hingegen an der Technischen Universität des Bundesstaates in Brisbane. Das ebenfalls dort angesiedelte Centre for Tropical Crops and Biocommodities (CTCB) forscht unter anderem an verbesserten Pflanzensorten für tropische Anbaugebiete wie auch an der Verwertung von Reststoffen zu hochwertigen Biomaterialien. So sollen mit Provitamin A angereicherte Bananen in Kürze in klinischen Prüfungen getestet werden. Zudem betreibt die Technische Universität eine Bioraffinerie-Pilotanlage und entwickelte eine Blaupause für eine entsprechende nationale Industrie. Das 1972 gegründete Australian Institute of Marine Science (AIMS) ist in Cape Ferguson, ca. 50 km östlich von Townsville im Bundesstaat Queensland angesiedelt und hat die nachhaltige Nutzung und den Schutz des Meeres mit dem Schwerpunkt tropische Meeresforschung zu ihrem Aufgabenschwerpunkt gemacht.

Die Universität von Adelaide beheimatet dagegen mit dem Waite Research Institute das in der südlichen Hemisphäre größte landwirtschaftliche Forschungsinstitut. Zudem existiert hier ein Pflanzengenomzentrum. Forscher der landwirtschaftlichen Abteilung zeigten, dass sich die Abfälle der Weinindustrie sehr gut als Rohstoff für die fermentative Herstellung von Bioethanol eignen. An der Flinders Universität sitzen Experten für marine Wissenschaften, an der James Cook Universität in Townsville stehen wiederum Algen im Fokus. Das staatlich finanzierte Australian Research Council Centre of Excellence in Plant Energy Biology (PEB) verteilt sich landesweit auf vier Standorte: Die Universitäten von West-Australien, Adelaide und La Trobe sowie die Australische Nationaluniversität. Innovationen in der Landwirtschaft sollen unter anderem unter Einsatz der Pflanzenbiotechnologie erzielt werden.

Daneben betreiben einige Ministerien Forschungseinrichtungen, die der deutschen Ressortforschung entsprechen. So arbeitet das South Australian Research and Development Institute (SARDI), beheimatet auf dem Waite Campus der Universität Adelaide, entlang von drei großen Forschungsgebieten: Aquakultur, Landwirtschaft und nachhaltige Systeme. Das Minerals Research Institute of Western Australia fördert den Einsatz biotechnologischer Methoden im Bergbau. Dem westaustralischen Landwirtschaftsministerium (DAFF) zugeordnet ist das Bureau of Rural Sciences. Sein Auftrag: Die Analyse und die Optimierung von Prozessen in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft. Im Übrigen erlauben Schnittstellen der Privatwirtschaft eine enge Kooperation mit diesen Landesinstituten. So sitzt im Bundesstaat Victoria die Agriculture Victoria Services, die auch Schwerpunkte in der Pflanzen- und Tiergenomforschung gesetzt hat.

ARC bedeutendster Förderer

Fördermittel stehen Wissenschaftlern aus Forschung und Industrie aus unterschiedlichen Quellen sowohl auf nationaler als auch bundesstaatlicher und kommunaler Ebene zur Verfügung. Die Mittelvergabe in der Regel seitens der zuständigen Ministerien direkt an die individuellen Forschungseinrichtungen oder Forschergruppen. Eine zentrale Rolle im Fördersystem kommt dem Australian Research Council (ARC) zu. Er vergibt jährlich über alle Disziplinen hinweg, mit Ausnahme der medizinischen, um die 900 Mio. A$ im Bereich der Grundlagen- und angewandten Forschung. Hier wird die angewandte Forschung und die nachfolgende Kommerzialisierung mit dem 1990 initiierten CRC Programm vorangetrieben. Auch wird gezielt die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie in Form von Public Private Partnerships finanziell unterstützt. Ein Schwerpunkt liegt auf landwirtschaftlichen Belangen.

Die ebenfalls vom ARC finanzierten Centres of Excellence forschen unter anderem zu Nachhaltigkeit und Pflanzenbiotechnologie und sind an verschiedenen Hochschulen des Landes angesiedelt. Neben den CRC fördert die australische Regierung seit 2015 insgesamt fünf Industry Growth Centers über 4 Jahre mit insgesamt 189 Mio A$ – eines im Bereich Lebensmittel und Agrarwirtschaft. Die Regierungsagentur Australian Renewable Energy Agency (ARENA) gibt Mittel für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien etwa für die Biosprit-Forschung. Bedeutender Forschungsförderer im Bereich der Nahrungsmittelpflanzen ist die von der australischen Regierung und Getreideproduzenten finanzierte Grains Research and Development Corporation. Ertragssteigerung, Pflanzenschutz und eine nachhaltige Bewirtschaftung gehören zu ihren Förderschwerpunkten. Sie gehört auch zu den Partnern des Australian Centre for Plant Funcional Genomics. Insbesondere bilaterale landwirtschaftlich orientierte Forschungsprojekte unterstützt der Staat über das Australian Centre for International Agricultural Research (ACIAR). Mit der BioSA-Initiative, die zwei Firmeninkubatoren inkludiert und Fördergelder vergibt, engagiert sich beispielsweise Südaustralien darin, Produkte und Technologien von jungen Hochtechnologie-Firmen zur Marktreife zu führen.

Zusammenarbeit mit Deutschland

Australische Einrichtungen kooperieren im Rahmen europäischer Förderprogramme vielfach mit deutschen Partnern aus Wissenschaft und Industrie. So arbeiteten CSIRO-Forscher mit der KWS, den Universitäten in Aachen (RWTH), München (TU), Bonn, Göttingen, dem Gaterslebener IPK, dem Forschungszentrum Jülich insbesondere in der Pflanzen- und Tiergenetik sowie im Bereich biobasierter Chemikalien zusammen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Bielefeld und der Industriekonzern Siemens sind Partner des Solar Biofuels Research Centre (SBRC) in Brisbane. Einem vom Bundesstaat Queensland finanziertem Zentrum, das Algen als Rohstoffquelle für die chemische Industrie, die Versorgung mit Kraftstoffen oder die Produktion von Nahrungsmittelergänzungen erforscht.

Stand 12/2015

Weiterführende Informationen

Bioökonomie-Politik:

National Marine Science Plan 2015-2025

Building a Bioeconomy in South Australia 2011 – 2015 (Süd-Australien)

Industrial Biotechnology Strategy (2008)

Gesetzeslage

steuerliche Förderung für F&E-Ausgaben

gv-Anbau und Klonen von Nutztieren erlaubt

 

Öffentliche Forschungsförderung:

Australian Research Council (ARC) Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO)
Australian Renewable Energy Agency
BioSA (ARENA)
(Südaustralien)
Grains Research and Development Corporation (GRDC)