Nordrhein-Westfalen

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Nordrhein-Westfalen will zu einem führenden europäischen Standort für Bioökonomie werden. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Schließlich verfügt das Bundesland über weite land- und forstwirtschaftliche Flächen, die nachwachsende Rohstoffe liefern können. Zudem ist es als Ballungszentrum in ein ausgeprägtes Infrastrukturnetz eingebettet und kann auf eine starke wissenschaftliche und wirtschaftliche Basis in bioökonomie-relevanten Bereichen blicken. Mit dem BioökonomieREVIER hat Nordrhein-Westfalen ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen, in dem ein ehemaliges Braunkohlerevier zu einer Modellregion für nachhaltiges Wirtschaften umgestaltet werden soll.

Grundlagen: Politik & Forschung 

Unter Federführung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft (MKW) veröffentlichte die Landesregierung im Jahr 2013 Eckpunkte für eine landeseigene Bioökonomiestrategie. Als eine der ersten Regionen in Europa hat Nordrhein-Westfalen darin den Bioökonomie-Begriff um den Gesundheitssektor, insbesondere um die Rote Biotechnologie, erweitert. Als besondere Schwerpunkte gelten zudem Biopolymere, Raffinerien und Biopharmazeutika. Diese Basis will man nach wie vor nutzen, um eine umfangreiche Bioökonomiestrategie zu entwickeln. Hierauf weist die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem  Koalitionsvertrag von 2022 abermals hin. Die Strategie soll in Kooperation mit relevanten Akteursgruppen aus der Region sowie einem eigenen Bioökonomierat erfolgen, den es noch einzurichten gilt. 

Unterstützt wird das Bioökonomie-Engagement der Landesregierung vor allem von zwei Clustern. Dies ist zum einem das Branchen-Netzwerk  BIO.NRW, das die Stärken der nordrhein-westfälischen Biotechnologie bündelt, Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf Landesebene, aber auch national und international fördert. Im Jahr 2021 hat der Cluster mit BIO.NRW.eco einen neuen Schwerpunkt für Verfahren und Themen der Bioökonomie eingeführt. 

Ein weiterer relevanter Cluster ist CLIB. Der Exzellenzcluster entstand 2008 als BMBF-Projekt und ist inzwischen selbstständig. Er ist fokussiert auf Themen der Bioökonomie und der industriellen Biotechnologie und setzt sich vor allem für die Forschungsförderung, für eine nationale und internationale Vernetzung und die Stärkung von grünen Start-ups ein. 

Nordrhein-Westfalen ist mit 70 Hochschulen und mehr als 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein dynamischer Standort für Forschung und Entwicklung. Zentraler wissenschaftlicher Bioökonomie-Akteur ist das 2010 gegründete Bioeconomy Science Center (BioSC) in Jülich. Die Universitäten Aachen, Düsseldorf und Bonn sowie das Forschungszentrum Jülich entwickelten auf Basis einer gemeinsamen Strategie und unter Einbeziehung bestehender Netzwerke und Kooperationen ein Konzept, in dem die relevanten Wissenschaftszweige zur Bereitstellung von Biomasse und biobasierten Produkten und Prozessen in einem Kompetenzzentrum vertreten sind. Vier Themenfelder stehen im Fokus: Smartes Management der Pflanzenproduktion, Integrierte Bioraffinerien für nachhaltige Prozesse und Produkte, Modulare Biotransformationen zur Herstellung von Wertstoffen sowie Technologische und institutionelle Innovationen als Treiber biobasierter gesellschaftlicher Transformationen.

Förderung & Innovation

Neben der Unterstützung der beiden Cluster veröffentlicht die Landesregierung regelmäßig Förderaufrufe zu Bioökonomie-Themen. Unter dem Titel ZukunftBIO.NRW sind zum Beispiel seit April 2022 drei neue Förderwettbewerbe zu Infektiologie, Zukunftsmedizin und biobasierter Industrie aktiv. 

Unterstützung von der Bundesebene, speziell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), erfahren nordrhein-westfälischen Aktivitäten vor allem im Rahmen der Strukturwandelinitiative Modellregion Bioökonomie im Rheinischen Revier. Das Großprojekt zielt darauf ab, ein ehemaliges Braunkohlerevier in eine Bioökonomie-Region unter Beachtung der klimatischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umzuwandeln.
Bis 2026 fördert das BMBF mit insgesamt 71,7 Mio. Euro schwerpunktmäßig drei große Verbundprojekte, darunter zwei Flaggschiff-Konsortien und ein Vorhaben zur Begleitforschung (Innovationscluster BioökonomieREVIER, Bio4MatPro und Bioökonomie Verstehen. Verbinden. Unterstützen).  Auf Basis biogener Ressourcen und biologischer Innovationen werden im Rahmen des Vorhabens neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle für die Region erprobt und etabliert. Der Fokus liegt dabei auf einer schnellen wirtschaftlichen Umsetzbarkeit. Die Initiative versteht sich als akteursoffene Plattform. Gemeinsam mit Beteiligten aus Industrie, Landwirtschaft, Forschung, Bildung, Kommunen und Öffentlichkeit entstehen Handlungsempfehlungen für ein nachhaltiges BioökonomieREVIER.