Per Cloud Milchkühe füttern

Per Cloud Milchkühe füttern

Digitale Werkzeuge sind für Landwirte attraktiv. Mit seiner smarten Fütterungssoftware für Milchkühe hat das Start-up "fodjan" nun neue Investoren überzeugt.

Die intelligente Futtersoftware von fodjan ermittelt den individuellen Bedarf der Kühe.

GPS und Sensortechnik haben längst die Landwirtschaft erobert. Aber nicht nur auf dem Acker kann die Digitalisierung die Arbeit der Landwirte erleichtern und effizienter machen. Auch in der Tierhaltung können Funkchips und Co. die Tiergesundheit überwachen und so für höhere Erträge sorgen. Im Herbst hatte eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom in Kooperation mit dem Deutschen Bauernverband belegt, dass viele Landwirte digitale Techniken nutzen oder künftig nutzen wollen

Über die Cloud die beste Futterration ermitteln

Den Trend zum Smart Farming nutzen inzwischen auch immer mehr Firmengründer. So will sich die fodjan GmbH als Experte für digitales Futtermanagement von Milchkühen etablieren. Das Start-up aus Dresden hat hierfür eine Software entwickelt, die ortsunabhängig über einen Computer gezielt gesteuert werden kann – und Landwirten damit ein Werkzeug für Smart Feeding anbieten. Gegründet wurde die Firma 2014 von einem interdisziplinären Team in der Gründungsschmiede der HTW Dresden, das aus Carsten Gieseler (Agrarökonom), Michael Schütze (Betriebswirt), Daniel Schreck (Webentwickler) und Johannes Völker (Informatiker) besteht.

Ihr Ansatz: Eine intelligente und cloudbasierte Software, mit der sich Futterkosten reduzieren, die Effizienz des Betriebes steigern und gleichzeitig die Tiergesundheit verbessern lässt. Der Bedarf ist groß, denn aktuell geben die rund 80.000 Milchbauern in Deutschland jährlich 5,6 Milliarden Euro für Futtermittel aus. „Die bisher erhältlichen Programme, die Landwirte zur Rationsberechnung nutzen, konnten jedoch nur linear kalkulieren. Herdenanforderungen und Futtermittelbestände wurden nicht mit in die Berechnung einbezogen. Hier sahen wir Optimierungspotential”, heißt es bei fodjan. Mit ihrer Software ist dies nun möglich. Sie rechnet für die Landwirte aus, welche Futterrationen nötig sind und stellt sie übersichtlich dar. Nach dreijähriger Entwicklungsphase und mehreren erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekten ist fodjan seit Oktober 2014 als Software-as-a-Service (SaaS) auf den Markt.

Tiergesundheit und Kosteneffektivität optimieren

Darüber hinaus werden die Rationen mit Blick auf die Tiergesundheit ausgewertet – auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse – und sofern nötig Alternativen vorgeschlagen. Im Unterschied zu anderen Produkte, die bereits auf dem Markt sind, könne fodjan mit seiner Mehrzieloptimierung, die auf einem Algorithmus basiere, “einen umfangreichen, an den Betrieb optimal angepassten Rationsüberblick liefern. Statt nur ein Ziel zu errechnen – den niedrigsten Preis – kann fodjan Tiergesundheit und Kosteneffektivität kombinieren”, heißt es bei der Firma. Technische Vorkenntnisse seien dafür nicht nötig.“ Jeder Milchviehhalter kann das Programm einfach bedienen”, teilen die Dresdner mit. Ausgedacht hat sich die Fütterungssoftware, die auch bei der Rezeptur des Futters hilft, Mitgründer Gieseler während seines Studiums. Im Jahr 2015 wurde er dafür mit dem Förderpreis der Agrarwirtschaft ausgezeichnet.

Investoren beteiligen sich an Serie-A-Finanzierung

Dass Smart Farming inzwischen auch für Investoren interessant ist, zeigt die aktuelle Finanzierungsrunde von fodjan. Schon bei der Firmengründung war der High-Tech Gründerfonds (HTGF) als Finanzierer an Bord, nun weitet er sein Engagement bei fodjan aus. HTGF-Manager Klaus Lehmann: „Die Technologien der fodjan GmbH adressieren den wichtigsten Kostenfaktor von Nutztierhaltern – die Futterkosten – und sind so von hoher wirtschaftlicher und ökologischer Relevanz. fodjan bietet den unterschiedlichsten Partnern aus der Wertschöpfungskette – vom Landwirt über den Futtermittelhändler bis zur Molkerei, mit seinen Produkten – die Möglichkeit, ihre Rentabilität zu steigern, ohne die Tiergesundheit zu vernachlässigen.“ Neu im Kreis der Investoren ist der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS).

Markus Michalow, Geschäftsführer des TGFS, betont: „Uns hat vor allem überzeugt, dass fodjan Ökonomie und Ökologie in Einklang bringt.“ Gemeinsam mit dem HTGF sowie der Siegmund Beteiligungsgesellschaft mbH wurde nun eine Serie-A-Finanzierung durchgeführt, deren Höhe unbekannt ist. Gleichzeitig hat die Firma mit der Lely Gruppe aus den Niederlanden einen neuen strategischen Partner gefunden. Lely ist Spezialist für Technik und Automatisierung rund um die Milchviehhaltung. Gemeinsam soll die Software nun auch langfristig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Landwirte angepasst werden.

jmr