HTGF investiert in grünes Bioinformatik-Startup aus Tübingen
Der High-Tech Gründerfonds investiert in das auf informatische Analyse von Pflanzendaten spezialisierte Start-up Computomics. Der Tübinger Dienstleister arbeitet bereits mit Saatgutherstellern zusammen.
Moderne Bioanalyse-Techniken erweitern die Möglichkeiten der Pflanzenzüchtung. Doch Hochdurchsatzverfahren und omics-Technologien liefern bloß den Daten-Rohstoff. Die sinnvolle Nutzung der Daten hängt vom leistungsfähigen IT-Analyse-Know-how ab. Die Tübinger Bioinformatiker von Computomics sind auf Analysen von Pflanzendaten spezialisiert. Mit neuen Bioinformatik-Methoden können sie so Züchtungsprojekte noch präziser und schneller machen, und haben so bereits das Interesse einiger Saatguthersteller geweckt. Mit einer Wagniskapital-Investition durch den High-Tech Gründerfonds (HTGF) will das Tübinger Start-up nun seine Präsenz auf dem internationalen Parkett ausbauen.
Computomics ist ein Spin-Off der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie. Zum Führungsteam zählen die Mitgründer Sebastian Schultheiß und Tobias Dezulian. Das 2012 gegründete Start-up hat sich auf die Analyse sogenannter omics-Daten wie Genomik und Transkiptomik spezialisiert. Zum Portfolio der Tübinger Jungunternehmer gehören die Annotation, also das informatische Zusammenpuzzeln von Genomdaten, aber auch die Analyse von Daten aus Transkriptomik, Epigenetik, Metagenomik und Phänotypisierung. Vor allem Pflanzenzüchter, die zunehmend auf Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung setzen, um schneller und effizienter Pflanzensorten zu züchten, haben die Tübinger Jungunternehmer als Kunden im Visier. Mit drei der zehn größten Saatguthersteller arbeitet Computomics bereits bei der Pflanzenzüchtung zusammen.
Pflanzenwchstum exakt vorhersagen
Das Besondere an der Analyse der Tübinger: Sie haben neue Methoden und Programme entwickelt, die es möglich machen, die ungeheuren Datenmengen der DNA-Sequenzierung genau zu interpretieren. Mithilfe der Daten können beispielsweise Fragen beantwortet werden, unter welchen Bedingungen Nutzpflanzen Resistenzen gegen Trockenheit oder Schädlingen entwickeln. Es geht hier nicht nur um die wichtigsten Nutzpflanzen, wie etwa Getreidesorten, sondern auch um Obst- und Gemüsesorten wie etwa Melonen.
Potenzial zum "Global Player"
Mit dem High-Tech Gründerfonds hat das junge Pflanzenbiotechnologie-Start-up nun einen VC-Investor gefunden, um seine hochmodernen Analysedienstleistungen weiterentwickeln zu können. „Mit einer starken Kundenbasis glauben wir, dass Computomics das Potenzial hat, zu einem Global Player in der Pflanzenbiotechnologie zu werden“, erklärt Ron Winkler, Senior Investmentmanager beim HTGF das Investment. Darüber hinaus würden die Dienstleistungen überzeugen, weil sie „neben Fachwissen und der Lieferung hochrelevanter Ergebnissen“ zudem „transparent und wissenschaftlich reproduzierbar“ seien, heißt es. Die Höhe der Finanzierungssumme wurde nicht genannt. In der Regel stellt der HTGF als Startfinanzierung 500.000 Euro bereit. Die Gesamtinvestition kann bis zu zwei Millionen Euro betragen. Insgesamt 400 Unternehmen aus der High-Tech-Branche wurden vom HTGF seit 2005 unterstützt.