Neue Recyclinganlage gewinnt Phosphor aus Klärschlamm

Neue Recyclinganlage gewinnt Phosphor aus Klärschlamm

In Altenstadt in Bayern ist die größte Phosphorrecyclinganlage Deutschlands in Betrieb genommen worden. Der Betreiber, die Emter GmbH, setzt hier erstmals großtechnisch das von der BAM entwickelte R-Rhenania-Verfahren ein.

In der Phosphorrecyclinganlage der Firma Emter im oberbayerischen Altenstadt werden künftig 15.000 Tonnen Dünger mit dem R-Rhenania-Verfahren hergestellt. Es handelt sich damit um die bundesweit größte Anlage dieser Art.
In der Phosphorrecyclinganlage der Firma Emter im oberbayerischen Altenstadt werden künftig 15.000 Tonnen Dünger mit dem R-Rhenania-Verfahren hergestellt.

Phosphor ist ein wichtiger Rohstoff für landwirtschaftliche Dünger, muss aber teuer importiert werden. Eine vielversprechende Rohstoffquelle ist Klärschlamm, der in den Kläranlagen der Kommunen und der Industrie jährlich in großen Mengen anfällt. Bislang wird diese Ressource jedoch kaum genutzt. Im Rahmen des Vorhabens R-Rhenania, das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert wurde, entstand ein Verfahren, das Klärschlamm in hochwertigen und schadstoffarmen Dünger umwandelt. Die erste Anlage, die dieses Verfahren nun großtechnisch einsetzt, hat am 16. Oktober im oberbayerischen Altenstadt ihre Arbeit aufgenommen.

Neuer Maßstab für Phosphorrückgewinnung

Der Betreiber der neuen Phosphorrecyclinganlage, die Emter GmbH, verarbeitet jährlich bis zu fünfzigtausend Tonnen getrockneten Klärschlamm und wandelt diesen in 15.000 Tonnen hochwirksamen Phosphatdünger um. „Die Kooperation mit der BAM hat es uns ermöglicht, ein innovatives Verfahren großtechnisch umzusetzen, das Maßstäbe für nachhaltige Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung setzt – und zeigt, wie aus Abfall ein wertvoller Rohstoff wird. Diese Implementierung ist für Kläranlagen und Kommunen eine kosteneffiziente Lösung, um die zukünftige Rückgewinnungspflicht zu erfüllen“, erklärt Johann Emter, Geschäftsführer der Emter GmbH.

Die R-Rhenania-Technologie basiert auf dem sogenannten AshDec-Verfahren, das von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt und im Rahmen des gleichnamigen Projektes weiterentwickelt wurde. Dabei wird der entwässerte Klärschlamm vor der Trocknung mit Natriumcarbonat (Soda) oder anderen Alkali-Salzen gemischt. Während dieses Prozesses wird der schwer lösliche Phosphor in eine pflanzenverfügbare Form umgewandelt und flüchtige Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber werden entfernt und separat aufgereinigt. „Mit der hocheffizienten Technologie leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung der Phosphorversorgung in Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist es gelungen, die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung direkt in die Anwendung zu überführen“, sagt Christian Adam (BAM), der das Projekt in den vergangenen Jahren begleitet hat.

Positive Düngewirkung nachgewiesen 

Mit dem R-Rhenania-Verfahren steht erstmals eine Technologie zur Verfügung, um hochwirksame und schadstoffarme Düngemittel aus Klärschlamm in einem direkten Prozess herzustellen. Den Angaben nach soll der in Altenstadt produzierte Dünger künftig ausschließlich in Bayern verwertet werden. Die positive Wirkung des Recyclingdüngers – sowohl in Bezug auf die Pflanzenverfügbarkeit als auch die geringen Schadstoffgehalte – konnte bereits in Pflanzenversuchen bestätigt werden. Die notwendige Registrierung nach der EU-Chemikalienverordnung REACH soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Dann wäre der Weg für den Markteintritt frei. Eine Zulassung für den ökologischen Landbau werde vorbereitet, heißt es.

bb