Klärschlamm optimal verwerten

Klärschlamm optimal verwerten

Ein hessisches Verbundprojekt will aus dem Abfall von Kläranlagen Phosphor und Fernwärme gewinnen.

Aus Klärschlammasche (links) soll Phosphordünger werden, der mit handelsüblichem Dünger (rechts) konkurrieren kann.
Aus Klärschlammasche (links) soll Phosphordünger werden, der mit handelsüblichem Dünger (rechts) konkurrieren kann.

Es ist eine Frage der Perspektive: Einerseits ist Klärschlamm ein Abfallprodukt der Abwasseraufbereitung. Andererseits könnte er ein wertvoller Rohstoff sein. Denn Klärschlamm enthält das für Düngemittel wichtige Element Phosphor und hat in getrockneter Form einen ähnlichen Brennwert wie Holzkohle. Ein hessischer Projektverbund möchte diese beiden Eigenschaften systematisch nutzen.

Problematische Stoffe landen derzeit auf dem Acker

Rund die Hälfte des heute anfallenden Klärschlamms wird in Deutschland zum Düngen der Felder genutzt. Das ist problematisch, da im Klärschlamm beispielsweise Schwermetalle oder Arzneimittelrückstände enthalten sein können. Entsprechend wurden zuletzt die zulässigen Grenzwerte für eine Nutzung als Düngemittel verschärft. Größere Kläranlagen werden mittelfristig verpflichtet, den Phosphor zurückzugewinnen.

Phosphor für Dünger, Wärme fürs Fernwärmenetz

Das Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltsystemtechnik der TH Mittelhessen, das Institut für Pflanzenernährung der Universität Gießen, die Stadtwerke Gießen und die Mittelhessischen Wasserbetriebe möchten gemeinsam ein Konzept entwickeln, das „für alle Kläranlagen der Partner-Kommunen in der erweiterten Region Mittelhessen unabhängig von der Größenklasse eine zukunftsweisende, sehr weitgehende energetische und stoffliche Verwertung mit Phosphor-Rückgewinnung realisiert und den Phosphor als Dünger in der regionalen Landwirtschaft nutzt“, erläutert Ulf Theilen von der TH Mittelhessen. Nach der Abtrennung des Phosphors soll der getrocknete Klärschlamm in einem Heizwerk in Gießen verbrannt und die Wärme ins Fernwärmenetz eingespeist werden.

Millionenförderung in Aussicht gestellt

Aktuell sind neben den technischen vor allem rechtliche, wirtschaftliche und logistische Fragen zu klären. Dafür hat das Bundesforschungsministerium (BMBF) bis Juli 2019 125.000 Euro zur Verfügung gestellt. Steht dann ein überzeugendes Konzept, will das BMBF die Realisierung mit 5 bis 7 Mio. Euro fördern. Dann könnten jährlich rund 75.000 Tonnen Klärschlamm aus Kläranlagen von 35 mittelhessischen Kommunen auf diese Weise verwertet werden.

bl