Klärschlamm optimal nutzen
Wie kann die Phosphatrückgewinnung aus Klärschlamm optimiert und für kleinere Kläranlagen attraktiv werden? Antworten darauf suchen Forscher aus Landshut in einem neuen EU-Projekt.
Mit Blick auf ein nachhaltiges Rohstoffmanagement gewinnt der Klärschlamm aus der Abwasserreinigung zunehmend an Bedeutung. Denn im Klärschlamm lagern kostbare Mineralstoffe, die Pflanzen als Nährstoff dienen und in der Landwirtschaft als Dünger genutzt werden können. Eine der Kostbarkeiten im Abwasser ist Phosphor. „In deutschen Abwässern steckt ein jährliches Potenzial von rund 70.000 Tonnen Phosphor zur Rückgewinnung, während etwa 120.000 Tonnen pro Jahr allein in Deutschland verbraucht werden“, erklärt Diana Hehenberger-Risse vom Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut.
Phosphorrecycling für kleine Kläranlagen
Die Bundesregierung hat das Phosphorrecycling für Kläranlagen ab 50.000 Einwohner indes zur Pflicht gemacht. Doch die technische Umrüstung der Kläranlagen ist kostspielig und könnte die Abwassergebühren in die Höhe treiben. Ob sich das Phosphor-Recycling auch für kleinere Kläranlagen rechnet und wie der Prozess optimiert werden kann, wollen Forscher der Hochschule Landshut um Diana Hehenberger-Risse ab sofort gemeinsam mit deutschen und tschechischen Industriepartnern im Rahmen des EU-Projektes „Green Infrastructure Maßnahmen aus Klärschlamm-Kaskadennutzung (greenIKK)“ ausloten.
Klärschlamm besser verwerten
Ziel des Projektes ist die Ermittlung einer optimalen Verfahrenskette, um Klärschlamm stofflichen und energetische noch besser verwerten zu können. Das Projekt läuft bis Ende 2019 und wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt. „Wir prüfen unter anderem, wie sich Phosphor, Stickstoff und Spurenelemente wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll aus Abwasser und Klärschlamm zurückgewinnen lassen“, erklärt der Landshuter Chemiker Josef Hofmann Darüber hinaus wird getestet, ob und welche Kläranlagen Solarenergie zur Trocknung des Klärschlamms einsetzen könnten und ob es für die Anlagenbetreiber Sinn macht, Schlamm aus verschiedenen Kommunen in zentralen Anlagen gemeinsam zu trocknen. „In diesem Projekt sollen Entsorgungswege und -varianten betrachtet werden, die einen integrierten, ganzheitlichen Ansatz verfolgen“, fasst Hehenberger-Risse zusammen.
Empfehlungen für optimale Klärschlammnutzung
Wichtig dabei: Auf der Suche nach Lösungen wollen die Forscher mit den jeweiligen Gemeinden zusammenarbeiten, damit die Kosten für die regionale Abwasseraufbereitung am Ende nicht ausufern. Die tschechischen Partner werden hierfür nicht nur den Phosphorgehalt im Klarschlamm messen, sondern auch seine Qualität als Pflanzendünger analysieren. Im Ergebnis des Projektes sollen Handlungsempfehlungen vorliegen, die den beteiligten Gemeinden in Deutschland und Tschechien aufzeigen, wie sie grenzübergreifend gemeinsam Klärschlamm ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzen können. In einer Pilotanlage in Karlsruhe wird seit Kurzem getestet, ob sich aus Klärschlamm recyceltes Phosphat als Pflanzendünger effizient und kostengünstig herstellen lässt.
bb