Klärwerke setzen auf Phosphor-Recycling

Klärwerke setzen auf Phosphor-Recycling

Die Technologien zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm werden im Rahmen eines europäischen Projektes nun in Klärwerken getestet.

Etwa 20 Prozent der Energiekosten fallen bundesweit allein für die Abwasserbehandlung in Kläranlagen an (im Bild: Kläranlage in Hamburg)
Im Klärschlamm steckt der wertvolle Nährstoff Phosphat. Europäische Partner erproben, wie er sich rückgewinnen lässt.

Phosphor ist ein lebenswichtiger aber knapper Rohstoff. Bisher sind Deutschland und die EU mangels eigener Ressourcen auf teure Importe angewiesen. Das Bestreben, den für Mensch und Tier kostbaren Nährstoff aus industriellen Abfallstoffen zu recyceln, steht daher in Deutschland ganz oben auf der politischen Agenda. Vor allem der in der Abwasseraufbereitung anfallende Klärschlamm hat sich bislang als aussichtsreiche Quelle bei der Nährstoffrückgewinnung erwiesen. In Karlsruhe wird das Recycling des wertvollen Minerals seit Sommer vergangenen Jahres in einer Pilotanlage bereits erprobt.

Phosphorrecycling aus Abwasser machbar

Nun sollen bald andere Klärwerke in Europa vergleichbare Technologien zur Phosphorgewinnung aus Klärschlamm testen. Dieses Ziel verfolgt das kürzlich gestartete Verbundprojekt „Phos4You“, das im Rahmen des EU-Programms INTER-REG V B Nordwesteuropa von der EU mit 6,48 Mio. Euro gefördert wird. Das vom Essener Lippeverband koordinierte Vorhaben will bis 2020 im Labor bewährte Produkte und Verfahren für die Gewinnung und Nutzung von Phosphor aus Klärschlamm erstmals im großtechnischen Maßstab wie Kläranlagen erproben. „Phosphorrecycling aus Abwasser ist möglich. Die Nutzung von Klärschlamm auf unseren Anlagen kann den Rohstoffkreislauf schließen“, betont Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Wasserverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband mit Sitz in Essen.

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Konferenz europäischer Nährstoffrecycler

Der offizielle Startschuss für die Europäische Kooperation fiel in Basel, wo deutsche und europäische Experten auf einer zweitägigen Konferenz über das Thema Phosphorrückgewinnung diskutierten. Über 30 Projekte und Verfahren zum Nährstoffrecycling wurden hier präsentiert. Das Treffen wurde von der europäischen Phosphor-Plattform ESPP, der deutschen Phosphor-Plattform DPP, der Fachhochschule Nordwest-schweiz, Schule für Life Sciences, BaselArea.swiss sowie der deutschen Wasserverband Lippeverband als Projektkooordinator von Phos4You veranstaltet. Gleichzeitig bildete die Konferenz auch den Rahmen für den Start des Schweizer Phosphor-Netzwerks, das im Nachbarland Akteure auf dem Feld der Phosphorrückgewinnung und –recycling zusammenbringen will.

Phosphorbedarf durch Nährstoffrückgewinnung decken

2014 hat die Europäische Union bereits Phosphatgestein in die Liste der kritischen Rohstoffe aufgenommen und in diesem Jahr um das Mineral Phosphor ergänzt. Doch es gibt erhebliches Rückgewinnungspotenzial in den europäischen Ländern. So würden sich durch Abwasserbehandlung jährlich bis zu 200.000 Tonnen Phosphor durch technisches Recycling gewinnen lassen, womit bis zu einem Viertel des benötigten Phosphatgesteins ersetzt werden können. Durch die zusätzliche Verarbeitung von Tier- und Knochenmehl würde der Phosphorbedarf der europäischen Kreislaufwirtschaft sogar bis zu 45% abgedeckt.

bb