Wie Europas Moore gerettet werden können
Ein Mix aus ökonomischen Anreizen und angepassten Landnutzungsmodellen könnte laut einer Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung die Wiedervernässung der Moore in Europa vorantreiben und den Anbau von Paludikultur für Landwirte attraktiver machen.
Obwohl sie nur etwa 3% der Erdoberfläche bedecken, spielen Moore eine entscheidende Rolle im Klimaschutz, da sie fast doppelt so viel Kohlenstoff binden wie alle Wälder der Erde zusammen. In Europa sind 70% der wertvollen Moorflächen bereits trockengelegt und werden vor allem landwirtschaftlich genutzt, wodurch große Mengen an CO₂-Emissionen freigesetzt werden.
Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Münchenberg, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Ecosystem Health and Sustainability, zeigt den Fortschritt bei der Wiedervernässung von Moorlandschaften in Europa. Hierfür wurden Fachleute in acht europäischen Ländern zu den aktuellen und potenziellen Nutzungsmöglichkeiten von wiedervernässten Moorböden sowie den aktuellen Trends befragt. Anschließend fanden in Deutschland, den Niederlanden und Finnland Workshops statt, in denen nach Lösungen für eine künftige klimaneutrale Nutzung entwässerter Moorböden gesucht wurde.
Positiver Trend bei Wiedervernässung der Moore
Die gute Nachricht: entwässerte Ackerflächen werden europaweit zunehmend in Grünland und Feuchtgebiete umgewandelt. Dieser positive Trend ist den Forschenden zufolge vor allem darauf zurückzuführen, dass sich immer mehr wirtschaftliche Optionen für die Nutzung dieser wiedervernässten Flächen ergeben. Dazu zählt neben der Nutzung als Weideland vor allem der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen wie Schilf oder Torfmoose, die als Rohstoff zur Herstellung nachhaltiger Bau- oder Dämmstoffe sowie zur Energiegewinnung eingesetzt werden können. Darüber hinaus fördern wiedervernässte Moore die biologische Vielfalt, bieten Erholungsräume für die Bevölkerung und regulieren den Wasserhaushalt einer Region.
Politik muss Anreize setzen
Die ZALF-Studie zeigt aber auch, dass diese vielfältigen Nutzungsoptionen wirtschaftlich bisher „wenig attraktiv“ sind.
Ausblick auf die Zukunft der Moorlandschaften
Nach Ansicht der Forschenden könnte ein Mix aus ökonomischen Anreizen und angepassten Landnutzungsmodellen den Übergang zu nachhaltigeren Praktiken wie den Anbau von Paludikultur unterstützen und damit Treibhausgasemissionen reduzieren. „Produkte aus Paludikultur etwa machen bisher nur einen sehr kleinen Anteil am Markt aus. Die Wertschöpfungsketten müssen deutlich ausgebaut werden. Dies erfordert Industriepartnerschaften für die Verarbeitung der Rohmaterialien und die Erweiterung des Verbraucherumfelds, um die Einführung und Nutzung des neuen Materials zu unterstützen“, ergänzt Cheng Chen.
am/bb