G20-Wissenschaftsakademien: Kommuniqué für nachhaltiges Wirtschaften

G20-Wissenschaftsakademien: Kommuniqué für nachhaltiges Wirtschaften

Im Vorfeld des Treffens der G20-Staaten im September in Brasilien haben die G20-Wissenschaftsakademien, darunter die Lepoldina, Maßnahmen für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele formuliert – darunter auch für die Bioökonomie.

Unternehmen werden zunehmend auch nach ihrem sozial-ökologischen Verhalten bewertet.

Mit der Agenda 2030 hat die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) festgelegt. Darin werden Maßnahmen formuliert, die im Rahmen nationaler Strategien umgesetzt werden sollen. Innovationen aus Forschung und Entwicklung spielen hier eine wichtige Rolle. Im Vorfeld des Gipfeltreffens der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20), das am 18. und 19. November 2024 in Rio de Janeiro/Brasilien stattfindet, haben die G20-Wissenschaftsakademien (Science20) eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. In dem Kommuniqué mit dem Titel „Science for Global Transformation“ werden für insgesamt fünf Bereiche konkrete Maßnahmen formuliert, die das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen sollen – darunter auch für die Bioökonomie.

Zu elf der insgesamt 17 SDGs kann die Bioökonomie einen Beitrag leisten. „Die Bioökonomie hat das Potenzial, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz miteinander in Einklang zu bringen“, heißt es in der Stellungnahme. Darin führen die Wissenschaftsakademien aus, dass „durch Investitionen in Forschung und Infrastruktur für eine nachhaltige Bioökonomie, ebenso wie durch internationale Kooperationen und das Einbeziehen von lokalem Wissen“, die globalen Herausforderungen von Klimawandel, Biodiversitätsverlust, aber auch Armut und Gesundheit bewältigt werden können.

„Grundlagenforschung und wissenschaftliche Innovationen können nachhaltige und resiliente Gesellschaften fördern. Internationale Zusammenarbeit ist dabei besonders für globale Herausforderungen wie den Umgang mit dem Klimawandel oder mit KI entscheidend“, sagt Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Drei Maßnahmen für die Bioökonomie

Ein Eckpfeiler der Bioökonomie ist die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen wie Rest- und Abfallstoffe zur Herstellung neuer biobasierter Produkte wie Lebens- und Futtermittel, Chemikalien, Arznei und Kosmetik. Damit die Bioökonomie ihren Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen leisten kann, ist nach Ansicht der Wissenschaftsakademien noch einiges zu tun. Konkret empfiehlt das Gremium drei Maßnahmen:

  • Investitionen in Forschung und Infrastruktur: Unterstützung der Spitzenforschung, um technologische Durchbrüche zu erzielen, und Innovationen bei biogenen Rohstoffen, Bioenergie und anderen Materialien aus Biomasse, Wäldern, Pflanzen und Mikroorganismen aus der biologischen Vielfalt verschiedener Biome zu fördern.
  • Berücksichtigung von sozialer Gerechtigkeit: Förderung nachhaltiger und inklusiver bioökonomischer Modelle, die gemeinschaftsgetriebene Innovationen ermöglichen, traditionelles Wissen und Kultur schützen und integrieren und sich auf die Nutzung lokaler biologischer Ressourcen zur Förderung des regionalen Wirtschaftswachstums konzentrieren.
  • Aufbau einer soliden internationalen und multilateralen Zusammenarbeit: Die G20-Staaten sollten einen Konsens über die Rolle der Bioökonomie als eine der Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels, des Biodiversitätsverlustes, der Armut und der menschlichen und nicht-menschlichen Gesundheit erzielen. Formulierung eines gemeinsamen politischen Rahmens, der es den Ländern ermöglicht, Bioökonomie-Programme umzusetzen, in soziale und technologische Innovationen zu investieren, entscheidendes Wissen zu teilen, die Lebensqualität zu verbessern und natürliche Ressourcen zu schützen

Neben Maßnahmen für die Bioökonomie enthält die Stellungnahme der G20-Wissenschaftsakademien auch Empfehlungen für die Themenbereiche Energiesystem, Künstliche Intelligenz, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit. So werden der „Einsatz von Biokraftstoffen, nachhaltigem Wasserstoff, Energiespeichern sowie die Etablierung geschlossener Recyclingprozesse für Materialien der nachhaltigen Energiesysteme“ als wichtige Maßnahmen für das Erreichen der Klimaneutralität genannt.

Gremium empfiehlt Einführung eines weltweiten CO₂-Preises

Zudem spricht sich das Gremium für die Einführung von marktbasierten Steuerungsinstrumenten wie einem weltweiten CO₂-Preis aus. „Die Grundlage nachhaltigen Wirtschaftens ist weiterhin ein bezahlbares und sauberes Energiesystem. Hier zeigt sich, dass Wissenschaft bereits jetzt zahlreiche Lösungsoptionen bietet: durch Innovationen in der Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien, die Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher, aber auch durch Technologien zur CO₂-Speicherung“, so Leopoldina-Präsident Gerald Haug.

Die Stellungsnahme der G20-Wissenschaftsakademien mit dem Titel „Science for Global Transformation”steht in Deutsch und Englisch als Download auf der Webseite der Leopoldina bereit:

Empfehlungen für Nutzung von KI und One-Health-Ansatz

Darüber hinaus wird in der Stellungnahme das Potenzial Künstlicher Intelligenz hervorgehoben und dabei auf die Notwendigkeit hingewiesen, „internationale Rahmenbedingungen“ zu schaffen.  Auch Empfehlungen zur Gesundheit und sozialen Gerechtigkeit, wie beispielsweise für einen One-Health-Ansatz, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammen denkt, werden formuliert.

Die Gipfeltreffen der G20-Staaten werden seit Jahren von den Wissenschaftsakademien dieser Länder beraten. Die Stellungnahme „Science for Global Transformation“ wurde unter Federführung der Brasilianische Akademie der Wissenschaften (Academia Brasileira de Ciências) erarbeitet und am 30. Juli offiziell an die brasilianische G20-Präsidentschaft übermittelt.

bb