Stuttgart gibt sich eigene Bioökonomiestrategie
Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart hat als bundesweit erste Stadt eine kommunale Bioökonomiestrategie mit 22 konkreten Maßnahmen vorgelegt, um den Wandel in eine biobasierte Zukunft weiter voranzutreiben.
Grünschnitt, Lebensmittelabfälle und Klärschlamm fallen in jeder Stadt und Kommune in großen Mengen an. Diese biogenen Reststoffe als Rohstoffquelle zu erschließen und stofflich und energetisch optimal zu nutzen, ist ein wichtiger Eckpfeiler auf Weg in eine nachhaltige und kreislauforientierte Bioökonomie. Den Wandel zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft will Stuttgart nun gezielt vorantreiben. Als bundesweit erste Kommune hat die baden-württembergische Landeshauptstadt eine eigene urbane Bioökonomiestrategie aufgesetzt. Der Startschuss für die Umsetzung der „Zirkulären Bioökonomiestrategie der Stadt Stuttgart“ fiel Anfang Juli im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats.
Beitrag zur Klimaneutralität Stuttgarts
„Die biologischen Ressourcen unserer Stadt bieten große Chancen für eine gute Zukunft Stuttgarts“, sagt Martin Körner, Leiter des Grundsatzreferates für Klimaschutz, Mobilität und Wohnen der Stadtverwaltung. „Wenn wir unsere biologischen Ressourcen besser nutzen, leistet das einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität Stuttgarts.“
Die größten Bioökonomie-Potenziale für die schwäbische Metropole liegen nach Ansicht der Autorinnen und Autoren im intelligenten Management aller regional anfallender biogenen Reststoffe wie Bioabfall, Grünschnitt und Abwasser in den Kläranlagen. Das Ziel: Alle diese Reststoffe sollen vor Ort stofflich verwertet werden. So sollen Rohstoffe wie Phosphor oder Stickstoff zurückgewonnen werden, um neue Produkte herzustellen. Erst wenn dies nicht mehr möglich sei, würden diese Reststoffe auch energetisch genutzt, heißt es. Damit will die Landeshauptstadt verhindern, dass Ressourcen in Abfällen oder gar Umweltschadstoffe wie Lachgas das Stadtgebiet verlassen.
22 konkrete Maßnahmen formuliert
Wie das gelingen kann, hat die Stadt Stuttgart in ihrer Bioökonomiestrategie in einem Maßnahmenkatalog festgeschrieben. Darin werden 22 konkrete Aktionen für die verschiedenen Bereiche wie Garten- und Forstamt, Hoch- und Tiefbauamt, Abfallwirtschaft oder die Stabsstelle Klimaschutz aufgelistet. Die Maßnahmen reichen von Neupflanzungen an Straßen, der Einrichtung dezentraler Sammelstellen für Fette und Öle über die CO₂-Reduktion bei der Beton-Herstellung, den Einsatz von Öko- und Recyclingasphalt bis hin zur Vernetzung der Produktions- und Forschungsinfrastruktur für Start-ups.
Stuttgarter Bioökonomiestrategie
Die Zirkuläre Bioökonomiestrategie der Stadt Stuttgart und die entsprechenden Maßnahmensteckbriefe finden Sie auf der Website der Stadt Stuttgart
Erst Ende Juni hatte die Landesregierung die 2019 beschlossene „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg“ fortgeschrieben und damit den Kurs in Richtung einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie erneut bekräftigt. In diesem Zusammenhang werden seit 2022 auch Forschungsvorhaben gefördert, die darauf abzielen, Bioökonomie-Strategien in urbanen Ballungsräumen oder großen Kommunen zu etablieren.
Vorbild für die Kreislaufführung
„Ich gratuliere unserer Landeshauptstadt zur deutschland- und sehr wahrscheinlich sogar weltweit ersten urbanen Bioökonomiestrategie einer Stadt“, so Staatssekretär Andre Baumann vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. „Ich freue mich, dass wir auf diese Weise Synergien nutzen und die Bioökonomie im Land gemeinsam weiter voranbringen. Gemeinsam mit den regionalen Strategien in den urbanen Räumen Karlsruhe und Mannheim liegt so ein Vorbild für die Kreislaufführung der enormen Stoffströme, mit all den Rohstoffen darin, vor. Mit der Fortschreibung der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie unterstützen wir die Kommunen in der erfolgreichen Umsetzung".
bb