Chemische Signale der Insekten erforschen
Gemeinsam mit zwei schwedischen Forschungseinrichtungen haben Jenaer Forscher ein neues Max Planck Center zur chemischen Kommunikation der Insekten in Zeiten des Klimawandels gegründet.
Drei Forschungseinrichtungen bündeln ihre Kräfte, um die Auswirkungen menschengemachter Umweltveränderungen auf die chemische Kommunikation der Insekten besser zu verstehen: Die Max-Planck-Gesellschaft, die Universität Lund und die Schwedische Universität für Agrarwissenschaften haben Ende Januar 2020 gemeinsam das virtuelle Max Planck Center „next Generation Insect Chemical Ecology“ (nGICE) gegründet.
Was passiert mit dem Geruchssinn?
Im Fokus der Forschung steht die Frage, wie Landwirtschaft, Industrialisierung und Klimawandel die chemische Kommunikation der Insekten verändern. Wie wirken sich höhere Durchschnittstemperaturen, Treibhausgase und Luftverschmutzung auf den Geruchssinn der Insekten aus, welche Anpassungsstrategien haben die Tiere? Diese Fragen sind keineswegs rein akademischer Natur, hat sich die Population der Insekten doch in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert: Ihre Biomasse geht insgesamt massiv zurück, darunter auch die der landwirtschaftlich wichtigen Bestäuber. Gleichzeitig vermehren sich Schädlinge wie der Borkenkäfer rasant und Krankheitsüberträger dringen in Regionen vor, die ihnen bislang aus klimatischen Gründen verwehrt waren.
Ausbreitung von Krankheiten bekämpfen
„Europa ist lange von Krankheiten verschont geblieben, die von Insekten übertragen werden, doch in den letzten Jahren haben sich Krankheiten wie das West-Nil-Fieber und das Chikungunya-Fieber weiter nach Norden ausgebreitet“, schildert Rickard Ignell, Experte für die Ökologie von krankheitsübertragenden Insekten an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften. Auch die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber werde durch den Klimawandel begünstigt. „Wir hoffen, dass wir durch die Kooperation im Max Planck Center neue Methoden zur Bekämpfung dieser Erkrankungen entwickeln können.“
Sie unterzeichneten die Vereinbarung das Max Planck Center "next Generation Insect Chemical Ecology" (nGICE): Torbjorn von Schantz, Vizekanzler der Universität Lund, Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und Maria Knutson Wedel, Vizekanzlerin der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (v.l.n.r.).
Millionen-Budget und 17 neue Stellen
Am Max Planck Center sind drei Forschungsgruppen beteiligt: Das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena mit seiner Abteilung Evolutionäre Neuroethologie, die Pheromon-Forschungsgruppe der Abteilung Biologie an der Universität Lund und die Forschungsgruppe Chemische Ökologie der Abteilung Pflanzenschutzbiologie an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften. Die drei Partner ergänzen sich ideal: Ob Pflanzenfresser (Borkenkäfer und Motten), Blutfresser (Mücken) oder die Essigfliege – die Forschenden bringen ihr Fachwissen zu unterschiedlichen Insektenarten ein.
Jede der drei Partnerorganisationen stellt dafür 500.000 Euro bereit. Damit sollen auch 17 neue Stellen für Nachwuchswissenschaftler finanziert werden. Außerdem bündeln die Forscher ihre jeweilige Expertise zu unterschiedlichen Insektenarten und methodischen Herangehensweisen. Bill S. Hansson, Direktor am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, fasst das Ziel des neuen Centers zusammen: „Durch das veränderte Klima ergeben sich ganz neue Herausforderungen im Hinblick auf Schädlinge und krankheitsübertragende Insekten. Unsere neue Forschungskooperation will herausfinden, welche Auswirkungen diese globalen Veränderungen auf Insekten haben und warum.“
bl