Biogasanlagen auf dem Prüfstand
Hohenheimer Forscher untersuchen bundesweit 60 Biogasanlagen, um einheitliche Standards zu erstellen und eine höhere wirtschaftliche Effizienz zu ermöglichen.
Die rund 9.000 Biogasanlagen sind in Deutschland haben im Jahr 2014 bereits 5 bis 6% des bundesweiten Stromverbrauchs in Biogasanlagen erzeugt – Tendenz steigend. Doch der Energiegewinn der einzelnen Anlagen fällt noch sehr unterschiedlich aus. Deshalb vergleicht und analysiert die Universität Hohenheim bundesweit anhand von Stichproben bei insgesamt 60 Biogasanlagen, wie wirtschaftlich und ökologisch diese arbeiten. Das Ziel: Best-Practice-Beispiele vorstellen sowie Standards zur Anlagenbeschreibung und Verbesserungsvorschläge für Praxis und Politik formulieren.
Das Zukunftspotenzial von Biogasanlagen
„Das Potenzial der bestehenden Anlagen ist noch längst nicht ausgereizt“, erklärt Hans Oechsner von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. „Unser Projekt soll vorbildliche Betriebsweisen identifizieren, über die sich die Effizienz erhöhen lässt, damit sich ihr Betrieb weiterhin lohnt.“
Das dreijährige Großprojekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit rund 344.000 Euro gefördert. Drei Projektpartner sind damit betraut, das Zukunftspotenzial bestehender Biogasanlagen zu analysieren: Das Deutsche Biomasseforschungszentrum in Leipzig, das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, sowie das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein in Kiel.
Die Mischung macht's
Die bestehenden Biogasanlagen sind zum Teil sehr unterschiedlich aufgebaut. „Wir haben verschiedene Ausgangsstoffe der Biogassubstrate, außerdem variieren Mischungsverhältnis und Durchmischung der Stoffe sowie Druck und Temperatur in den Biogasreaktoren“, sagt Oechsner. Die Biogasforscher der Universität Hohenheim ermitteln deshalb im Rahmen des Projektes für jede Anlage, wie die Substrate zusammengesetzt sind, welche Gas- und Strommenge produziert wird und an welchen Aggregaten Gasverluste auftreten. „Darüber hinaus berechnen wir mit Modellrechnungen, wie weit die produzierte Gas- und Strommenge und die aus dem Input-Substrat theoretisch zu produzierenden Mengen auseinander liegen“, erläutert Benedikt Hülsemann, ebenfalls von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. Aus diesen Ergebnissen wird dann errechnet, wie wirtschaftlich und ökologisch effizient die Anlagen arbeiten und wie ihre Effizienz noch verbessert werden könnte. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es einheitliche Standards zu entwickeln, um den Zustand von Biogasanlagen besser beschreiben zu können. Und auch für die Politik wollen die Biogasforscher konkrete Vorschläge erarbeiten, um die Branche weiterzuentwickeln.
jmr