Sachsens Landesregierung integriert die Bioökonomie in die Fortschreibung ihrer Innovationsstrategie von 2020. Verortet im Zukunftsfeld „Umwelt” stuft man sie als übergreifenden Ansatz ein, mit dem man einen nachhaltigen Beitrag in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Rohstoffwirtschaft und Energie leisten kann. Besonders hohes Innovationspotenzial schreibt man biobasierten Verfahren in der effizienten Nutzung biogener Abfallstoffe zu. Die Phosphorrückgewinnung aus Abwasser dient als Beispiel.
Als eine von zehn Zukunftsmissionen ist die Bioökonomie zudem Bestandteil des Reports Mission Sachsen 2038, die 2021 vom landeseigenen Innovationsbeirat veröffentlicht wurde. Unter „Bioökonomie, Biotech und Biopharma” spricht sich das Expertengremium dafür aus, einen Fokus auf Biomedizin zu setzen, um eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Pharmaentwicklung einzunehmen. Herausgeber ist die Sächsische Staatskanzlei.
Eine gesonderte Bioökonomiestrategie existiert darüber hinaus nicht, jedoch hat Sachsen bereits vor einigen Jahren durch die Etablierung der modernen Biotechnologie und nachhaltiger Wirtschaftsansätze den Weg zu einer biobasierten Transformation geebnet. Dieser Prozess wurde und wird weiterhin von Biosaxony e. V. unterstützt: Seit 2009 engagiert sich der Cluster für die Biotechnologie und angrenzende Bereiche wie Materialwissenschaft und Medizintechnik. Ein weiteres wichtiges Netzwerk mit Sitz in Sachsen-Anhalt ist der Cluster BioEconomy e.V, welcher inhaltlich die maximale Wertschöpfung von Holz durch Koppel- und Kaskadennutzung in den Mittelpunkt stellt.
BioEconomy ist einer von drei Initiatoren der 2022 veröffentlichten Absichtserklärung zur Gestaltung der Bioökonomieregion Mitteldeutschland. Gemeinsam mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und der Metropolregion Mitteldeutschland setzt man sich dafür ein, die Potenziale der Bioökonomie in Mitteldeutschland weiter auszubauen und eine Modellregion für eine biobasierte Transformation zu realisieren. Auf dem Weg dorthin sollen primär sieben Vorhaben umgesetzt werden. Aufbau und Stärkung biobasierter Wertschöpfungsketten sind ebenso Teil dessen wie die Sicherung erneuerbarer Rohstoffe und der Biodiversitätsschutz. Als Industrie- und Wirtschaftssektoren haben die Akteure dabei vor allem die Bereiche Agrar und Ernährung sowie Chemie und Holzverarbeitung im Blick.
Insgesamt arbeiten in Sachsen rund 100 Forschungseinrichtungen und Institute an Themen der Bioökonomie. Das Deutsche Biomassezentrum (DBFZ) in Leipzig etwa entwickelt innovative Technologien und Verfahren, um Biomasse effizient als Energiequelle und Rohstoff zu nutzen. Der Schwerpunkt des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) liegt auf der Erforschung von Transformationsprozessen des gesamten Wirtschaftssystems. Auf die Bereiche Energie, Gesundheit und Materie konzentriert das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) seine Forschung. Ein weiteres Beispiel ist der Materialforschungsverbund Dresden, der die Kompetenzen von 15 Wissenschaftseinrichtungen in den Bereichen Werkstofftechnik und Materialforschung bündelt.
Die sächsische Landesregierung unterstützt die Bioökonomie in unterschiedlichen Kontexten. Die Förderrichtlinie WIN/2023 (Wissensaustausch, Innovationen, Netzwerke) fördert den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit im Bereich der Landwirtschaft auf lokaler Ebene in Sachsen. Die Richtlinie gliedert sich in die Bereiche Wissensaustausch, Qualifizierung, europäische Innovationspartnerschaften und Netzwerkförderung. Im Jahr 2015 gründete der BioEconomy-Cluster zusammen mit Biobased Delta, BioVale und IAR das europäische Bioökonomie-Intercluster 3BI. Diese Plattform treibt noch immer aktiv die Entwicklung biobasierter Industrien in Europa voran und fördert die Internationalisierung der Cluster-Mitglieder, insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU).
Um biobasierte Verfahren und Produkte zu entwickeln, erhalten Sachsens Bioökonomie-Akteure außerdem Unterstützung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Im September 2022 gewann das Center for the Transformation of Chemistry (CTC) als eines von zwei ausgewählten Konzepten den Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven in der Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das CTC hat zum Ziel, die Chemie zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu transformieren, die auf nachwachsende Rohstoffe und Recycling setzt.
Im Bereich der intelligenten Wirkstoffentwicklung hat Sachsen das Potenzial, ein führendes Zentrum in Europa zu werden. Die Regierung will bestehende Initiativen weiter unterstützen und den Standort durch gezielte Investitionen und Forschungsprojekte ausbauen.