Nadelwald der Zukunft: Tanne im Vorteil
Tanne und Douglasie sind besser als die Fichte an durch den Klimawandel verursachte Trockenperioden angepasst. Das fanden Freiburger Forscher bei Untersuchungen im Schwarzwald heraus.
Große Teile der mitteleuropäischen Waldlandschaften wie Schwarzwald oder Harz sind durch Fichtenforste geprägt. Die Fichte ist in Deutschland die ökonomisch wichtigste Baumart und wird deshalb auch als „Brotbaum“ bezeichnet. Wie gut die Fichte an die Folgen des Klimawandels angepasst ist, haben Forscher der Universität Freiburg im Breisgau und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in der Schweiz an Nadelbaumbeständen des Schwarzwalds untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass die einheimische Weißtanne und die nordamerikanische Douglasie deutlich besser mit Phasen extremer Trockenheit zurechtkommen als die weitverbreitete Fichte. Ihre Forschungsergebnisse publizierte das Team in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“.
Trockenperioden durch Klimawandel häufiger
Inzwischen ist erwiesen, dass extreme Wettereignisse mit Dürren und Überschwemmungen als Folgen des Klimawandels zugenommen haben und zukünftig häufiger auftreten werden. Der Klimawandel bedeutet auch noch mehr Stress für den Wald. Das Freiburger Forscherteam geht davon aus, dass extreme Trockenperioden mittelfristig zu den größten Herausforderungen der Waldwirtschaft gehören. Um herauszufinden, wie sich der Wald in Mitteleuropa anpassen könnte, untersuchte sie je 270 Bäume von drei Nadelbaumarten: Fichte, Weißtanne und Douglasie. Die ausgewählten Bäume standen in verschiedenen Höhenlagen des Schwarzwalds zwischen 400 und 1200 Meter über dem Meeresspiegel. Anhand der Jahrringe konnten die Forscher auf das Baumwachstum vor, während und nach den extremen Sommertrockenheiten 1976 und 2003 schließen. „Wir wollten herausfinden, welche Baumarten sich am schnellsten und besten wieder erholen“, so Jürgen Bauhus, Lehrstuhlinhaber an der Professur für Waldbau an der Universität Freiburg.
Fichten sind besonders anfällig für Dürre
„Die Fichten waren beim Jahrhundertsommer 2003 am anfälligsten und erholten sich nur schlecht. Weißtannen und Douglasien waren beide deutlich weniger von der Dürre betroffen als Fichten“, meint Valentina Vitali, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Waldbau in Freiburg. Die Weißtanne – gemeinhin auch lediglich als Tanne bezeichnet – hat in den 1970er und 80er Jahren stark unter dem sauren Regen gelitten. Deshalb sei es besonders erstaunlich und erfreulich, dass sie sich als einheimische Ersatzbaumart für die Fichte anböte, so Vitali. Die aus Nordamerika eingeführte Douglasie sei zwar die produktivere Ersatzbaumart, aber die Weißtanne habe eine vorteilhafte Wirkung auf die Biodiversität.
Tanne und Douglasie könnten Fichten ersetzen
Langfristig wäre es nach Ansicht der Forscher sinnvoll, Fichtenwälder mit hohem Risiko auf Trockenstress durch Mischwälder mit Tannen und Douglasien zu ersetzen. Dabei solle man in den Hochlagen des Schwarzwaldes vor allem auf die Weißtannenbestände zurückgreifen. Es habe sich gezeigt, dass die Weißtanne insbesondere in höheren Lagen am besten geeignet sei. Mit der Kultivierung der zwei Ersatzarten ließe sich nach Einschätzung der Forscher die Produktivität in der mitteleuropäischen Forstwirtschaft trotz Klimawandel auf einem hohen Niveau halten.
bp