Weizenkrankheit bedroht globale Ernährung

Weizenkrankheit bedroht globale Ernährung

Ein internationales Forschungsteam um den Münchner Agrarwissenschaftler Senthold Asseng hat erstmals modelliert, wie sich die Pilzkrankheit Wheat Blast in Folge des Klimawandels auf die Weizenproduktion auswirkt.

Weizenfeld
Mit einer weltweiten Anbaufläche von 222 Millionen Hektar und einer Erntemenge von 779 Millionen Tonnen ist Weizen eine der wichtigsten Nahrungspflanzen.

In Zeiten extremer Klimaveränderungen verringern Pflanzenkrankheiten und Schädlinge weltweit zunehmend die Erträge. Auch eine der wichtigsten Nahrungspflanzen, der Weizen, ist davon betroffen. Vor allem die Pilzkrankheit Weizenblast (Wheat Blast) hat sich in den letzten Jahren immer weiter ausgebreitet und kann zu einer ernsthaften Bedrohung für die globale Weizenproduktion werden. Ein internationales Forschungsteam um den Münchner Agrarwissenschaftler Senthold Asseng hat nun erstmals modelliert, wie sich die verheerende Pilzkrankheit als Folge des Klimawandels auf die Weizenproduktion auswirken wird. Beteiligt waren Forscherinnen und Forscher aus den USA, Brasilien, Mexiko und Bangladesch.

Die Weizenkrankheit wird durch den Pilz Magnaporthe oryzae verursacht. Er verbreitet sich über infiziertes Saatgut oder Ernterückstände sowie über Sporen in der Luft. Vor allem in den tropischen Gebieten Südamerikas und Südasiens sorgt der Schädling seit den 1985er Jahren immer wieder für Ernteausfälle. Verheerend: Die Krankheit befällt direkt die Weizenähre und kann das Korn innerhalb einer Woche unbrauchbar machen. Inzwischen sind auch Länder wie Bangladesch und Sambia von der Weizenkrankheit betroffen.

Bis zu 75 % der Weizenanbauflächen betroffen

Die Modellierung der Klimafolgen auf die weitere Ausbreitung von Wheat Blast zeichnet ein dramatisches Bild: Demnach könnte der Erreger die globale Weizenproduktion bis 2050 um 13 % reduzieren und damit die Sicherung der Welternährung drastisch gefährden. Am stärksten betroffen wären der Studie zufolge Südamerika sowie das südliche Afrika und Asien. Wie das Team im Fachjournal Nature Climate Change berichtet, könnten allein in Afrika und Südamerika künftig bis zu 75 % der Weizenanbauflächen gefährdet sein.

Geringes Risiko für Europa

Selbst in Ländern wie Argentinien, Sambia und Bangladesch, in denen die Weizenkrankheit bisher nur in geringem Umfang auftrat, wird sich der Erreger den Prognosen zufolge künftig weiter ausbreiten. Auch Länder, die der Pilz bisher verschont hat, werden betroffen sein. Dazu gehören Uruguay, Mittelamerika, der Südosten der USA, Ostafrika, Indien und Ostaustralien. Für Ostasien und Europa ergab die Vorhersage – mit Ausnahmen – ein geringes Risiko. So könnte sich die Weizenkrankheit künftig auch in Italien, Südfrankreich, Spanien sowie in den feuchtwarmen Regionen Südostchinas ausbreiten.

Züchtung resilienter Weizensorten

Die Prognose macht deutlich, dass vor allem die Regionen von Wheat Blast betroffen sein werden, die bereits heute am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Um die steigende Nachfrage nach Weizen und damit die zukünftige Ernährung in diesen Regionen zu sichern, müssten die Landwirtinnen und Landwirte auf robustere Pflanzen umsteigen, um Ernteausfälle und finanzielle Verluste zu vermeiden, schreiben die Forschenden. Dazu sei die Züchtung widerstandsfähiger Weizensorten notwendig. Aber auch „mit dem passenden Aussaat-Termin“ könnte den Forschenden zufolge vermieden werden, „dass Wheat Blast-fördernde Bedingungen während der Phase des Ährenschiebens vorherrschen“.

Für ihre Studie führten die Forschenden ein Simulationsmodell für Weizenwachstum und -ertrag mit einem neu entwickelten Wheat-Blast-Modell zusammen. Hierfür wurden Umweltbedingungen sowie Daten zum Pflanzenwachstum einbezogen. Der Fokus der Modellierung lag auf der Phase, wenn die Ähre reift.

bb