T-Shirt aus biologisch recycelten Textilabfällen

T-Shirt aus biologisch recycelten Textilabfällen

Nach zwei Jahren Forschung präsentieren die französische Carbios und das Textilkonsortium Faser-zu-Faser das weltweit erste Kleidungsstück aus vollständig enzymatisch recycelten Kunststoff- und Textilpolymeren.

Bunte T-Shirts
Mithilfe des enzymatischen Recyclingverfahrens von Carbios können auch farbige Textilien wiederverwertet werden.

In Europa landen jedes Jahr 7,5 Millionen Tonnen gebrauchter Kleidungsstücke im Müll. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Demnach werden höchstens 30-35 % der Textilabfälle recycelt. Das Gros wird ins Ausland exportiert, wo es verbrannt wird oder auf Deponien landet. Ein Grund für diese Ressourcenverschwendung ist das Fehlen geeigneter Recyclingverfahren, etwa um Mischgewebe aus Baumwolle und Polyesterfasern zu trennen und wiederverwerten zu können.

Sport-T-Shirt aus enzymatisch recycelten Textilabfällen

Ein Industriekonsortium um das französische Biotechnologie-Unternehmen Carbios zeigt nun anhand eines weißen Sport-T-Shirts, dass Kreislaufwirtschaft auch in der Textilindustrie möglich ist. Zu der im Juli 2022 gegründeten Industriepartnerschaft gehören der deutsche Sportartikelhersteller PUMA, der Schweizer Laufschuhhersteller On, der französische Sport-Ausrüster Salomon sowie der US-amerikanische Hersteller von Outdoor-Kleidung Patagonia.

Das Kleidungsstück ist alles andere als ein normales T-Shirt. Es wurde aus enzymatisch recyceltem Abfall hergestellt, der nach Angaben von Carbios „der Qualität von neuen Fasern entspricht“. „Es mag wie ein gewöhnliches T-Shirt aussehen, aber das Verfahren, das hinter der Herstellung steckt, ist außergewöhnlich“, so Emmanuel Ladent, Geschäftsführer bei Carbios. „Das Faser-zu-Faser-Recycling ist eine technologische Meisterleistung. Dank der Zusammenarbeit von Carbios und aller Konsortium-Partner haben wir gemeinsam technische Hürden überwunden, und das weltweit erste enzymatisch recycelte T-Shirt hergestellt, das vollständig aus biologisch verarbeiteten Fasern besteht.“

Die Partner des Konsortiums haben sich Carbios zufolge bewusst für ein schlichtes weißes T-Shirt entschieden, da damit die Leistungsfähigkeit der Technologie, die die Produktion aus gemischten und farbigen Textilabfällen ermöglicht hat, am überzeugendsten dargestellt wird. 

Kleidungsstück aus recyceltem Material kann wieder recycelt werden

Die Herstellung des T-Shirts basiert auf einem von Carbios entwickelten enzymatischen Verfahren. Dabei wird Polyester mithilfe von Enzymen in seine Grundbausteine zerlegt und anschließend zur Herstellung von biologisch recyceltem Polyester wieder eingesetzt. Die daraus hergestellten Kleidungsstücke können dem Biotechnologie-Unternehmen zufolge nach ihrer Nutzung wieder als Rohstoff für das Recycling verwendet werden.

Für das Faserrecycling lieferten die Konsortium-Partner Textilreste sowie Produktionsverschnitte. Bei den sogenannten Textilabfällen handelte es sich Carbios zufolge um Materialien, die mit herkömmlichen Recyclingverfahren nur sehr schwer wiederverwertet werden können – darunter Mischgewebe aus Baumwolle und Elastan, aber auch gefärbte Textilien.

Das enzymatische Recycling fand in der 2021 eröffneten Pilotanlage von Carbios in Clermont-Ferrand statt. Hier wurden die Alttextilien mithilfe der Biorecycling-Technologie in ihre ursprünglichen Monomere zerlegt, repolymerisiert, zu Garn gesponnen und später von externen Partnern zu einem neuen Stoff verwebt. „Das zeigt, wie nahtlos das Verfahren von Carbios in bestehende Fertigungsprozesse integriert werden kann“, so das Unternehmen. Das zu 100% aus Textilabfällen hergestellte Sport-T-Shirt erfülle zudem die Qualitätsstandards und die Nachhaltigkeitsansprüche der im Faser-zu-Faser-Konsortium vertretenden Markenhersteller.

Erste industrielle enzymatische PET-Recyclinganlage im Bau

„Wir freuen uns, Teil dieses Durchbruchs zu sein und neue Maßstäbe für das Faser-zu-Faser-Recycling zu setzen“, sagt Anne-Laure Descours, Leiterin für Produktentwicklung und Beschaffung bei PUMA. „PUMA hat es sich zum Ziel gesetzt, sein benötigtes Polyester zu 100 % aus Textilabfällen zu gewinnen. Die heutige Bekanntmachung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel und um unsere gesamte Industrie kreislauffähiger zu gestalten. Wir müssen jetzt weiterhin zusammenarbeiten und sicherstellen, dass wir diese Technologie skalieren können, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.“

Im französischen Longlaville baut Carbios derzeit die weltweit erste industrielle enzymatische PET-Recyclinganlage. 

bb