Rebsorten besser gegen Pilze wappnen

Rebsorten besser gegen Pilze wappnen

Unter der Leitung des Julius-Kühn-Instituts will ein europäisches Forschungsteam pilzwiderstandsfähige Weinreben untersuchen und molekulare Marker für die Rebenzüchtung identifizieren. Eine Schlüsselrolle könnte die Cuticula auf der Beerenhaut spielen.

Mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten lassen sich bis zu achtzig Prozent der eingesezten Pflanzenschutzmittel im Weinbau einsparen
Mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten lassen sich bis zu achtzig Prozent der eingesezten Pflanzenschutzmittel im Weinbau einsparen.

Der Klimawandel sorgt auch im Weinanbau zunehmend für Ernteverluste. Vor allem der schnelle Wechsel zwischen Trockenheit und Starkregen, schadet den Trauben und fördert die Ausbreitung von Pilzkrankungen wie Rebenperonospora (Plasmopara viticola) und Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea). Um die Rebsorten zu schützen, verwenden Winzer daher Pflanzenschutzmittel. Um den klimabedingten Herausforderungen im Weinanbau umweltfreundlich zu begegnen, setzen Experten auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten, bekannt als PIWIs. Sie benötigen weniger Pflanzenschutzmittel, was zu einer geringeren CO₂-Bilanz und weniger Bodenbelastung führt und zudem weniger Arbeitsaufwand für Winzer bedeutet. Trotz dieser Vorteile sind PIWIs in deutschen Weinanbaugebieten kaum zu finden. Ihr Anteil beträgt gegenwärtig nur 3 %.  Doch das soll sich ändern.

Umbau des Weinbaus in der Grenzregion fördern

Im EU-Projekt WiVitis wollen Forschende aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz gemeinsam mit vier Weinanbaubetrieben in der Region Oberrhein den Anbau und die Popularität dieser pilzwiderstandsfähigen Rebsorten steigern und damit den nachhaltigen Umbau der Weinbaubranche in der Grenzregion fördern. Das Vorhaben wird vom Julius-Kühn-Institut für Rebenzüchtung, Geilweilerhof in Siebeldingen, koordiniert und mit rund 2 Mio. Euro im Rahmen des Interreg-Programms Oberrhein von der EU gefördert.

PIWIs und Zuchtmaterial auf Traubeneigenschaften prüfen

Im Projekt sollen über mehrere Jahre PIWIs und Zuchtmaterial hinsichtlich verschiedener Traubeneigenschaften umfassend bewertet werden, um künftig die Widerstandsfähigkeit der Weinbeeren gegen Witterungsextreme sowie Rebenkrankheiten besser abschätzen zu können. Anhand von Topfreben soll durch eine kontrollierte Temperatursteigerung auch die Anfälligkeit der Reben auf Rebenperonospora- und Botrytis-Befall bewertet werden. Schließlich sollen mit den Daten Prognosemodelle für die Traubengesundheit weiterentwickelt und damit den Winzern die Sortenauswahl erleichtern und die Einführung der neuen Rebsorten vorangetrieben werden.

Molekulare Marker für die PIWI-Züchtung identifizieren

Bei der Identifizierung des Zuchtmaterials steht eine hohe Botrytis-Festigkeit im Fokus. Dafür wollen die Forschenden im Projekt molekulare Marker für die Rebenzüchtung entwickeln. Für Faktoren wie die Lockerbeerigkeit wurden am JKI bereits Faktoren gegen die Schäden von Grauschimmelfäule durch Botrytis cinerea identifiziert: „Hierbei spielt die Wachsauflage der Beerenhautoberfläche, die sogenannte Cuticula, eine Schlüsselrolle“, erklärt Projektkoordinatorin Katja Herzog, „die Cuticula kann zum Beispiel wasserabweisend und sehr dicht sein und damit eine entscheidende Barriere gegen den Botrytis-Befall und anderweitige Verletzungen der Beere bilden.“

Im Projekt sollen mithilfe sensorgestützter, analytischer und mikroskopischer Verfahren diverse PIWI-Sorten auf ihre Eigenschaften untersucht und mit vorhandenem Zuchtmaterial verglichen werden, um so valide Forschungsdatensätze für die Region Oberrhein zu erstellen und Strategien für den Anbau entwickeln zu können.

bb