Putzen mit Biosprit-Reiniger
Bioethanol aus Straubing wird zukünftig nicht nur Fahrzeuge antreiben. Jetzt wird der vom Spezialchemiekonzern Clariant aus Stroh gewonnene Bioalkohol erstmals auch in einem Reinigungsmittel der Frosch-Produktserie eingesetzt.
Ethanol ist nicht nur ein Treibstoff. Auch Reinigungs- oder Desinfektionsmittel, Kosmetikprodukte oder alkoholische Getränke werden daraus hergestellt. In der Demonstrationsanlage des Spezialchemieunternehmens Clariant in Straubing wird dieser für die Industrie so wichtige Grundstoff seit dreieinhalb Jahren nicht mehr aus fossilen, sondern aus Agrarreststoffen wie Weizenstroh gewonnen. Nun wird das Bioethanol erstmals seine natürliche Kraft auch in einem Reinigungsmittel unter Beweis stellen. Dafür kooperiert Clariant mit dem Mainzer Hersteller Werner & Mertz. Der neue Zellulose-Alkohol ist seit Februar im „Frosch-Bio-Spiritus Multiflächen-Reiniger“ im Handel erhältlich.
Dreieinhalb Jahre ist es her, als das Schweizer Spezialchemieunternehmen Clariant in Straubing die Bioraffinerie-Anlage zur Bio-Sprit-Gewinnung der zweiten Generation feierlich eröffnete. Der Bau der bundesweit größten Demonstrationsanlage wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der bayerischen Landesregierung mit jeweils fünf Millionen Euro gefördert. Seither werden jährlich aus lignocellulosehaltigem Weizenstroh und anderen Feldabfällen etwa 1.000 Tonnen Ethanol hergestellt. Den Flottentest hat der Biosprit bereits bestanden. Nun wird der Zellulose-Ethanol erstmals seine natürliche Kraft auch in einem Reinigungsmittel unter Beweis stellen.
Frosch reinigt erstmals mit Bio-Spiritus
Dafür kooperiert der Spezialchemiekonzern mit dem Mainzer Hersteller für Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel Werner & Mertz. Das traditionsreiche Familienunternehmen ist vor allem für seine sogenannten Frosch-Produkte bekannt. Mit dem „Frosch Bio-Spiritus Multiflächen-Reiniger“ wird die Bio-Angebotspalette der Mainzer nun erweitert. „Die Kooperation mit Werner & Mertz demonstriert einmal mehr, dass Produkte auf reiner Agrarreststoffbasis, die ohne den Einsatz fossiler Energieträger hergestellt werden und nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln stehen, auch in der Konsumgüterbranche an Relevanz gewinnen”, so der Leiter Group Biotechnology bei Clariant, Andre Koltermann.
Biosprit aus nicht essbaren Weizenabfällen
Alkohol in Reinigungsmitteln wurde schon immer wegen seiner fett- und schmutzlösenden Eigenschaften geschätzt. Der neue Bio-Alkohol verbindet diese Eigenschaften nun mit dem nachhaltigen Nutzen für Umwelt, Mensch und Natur, versichert Clariant. „Wir nutzen regionale Ressourcen und reduzieren damit auch den Erdölverbrauch“, betont Koltermann. Entscheidend ist, dass die Biomasse aus nicht essbaren Weizenabfällen gewonnen wird und so keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie darstellt. Zudem stammt das Weizenstroh zum Großteil von heimischen Äckern. Diese Pflanzenreste werden schließlich in Straubing mit Hilfe von Mikroben zu Zuckermolekülen, die wiederum in Fermentern durch Hefen zu Ethanol vergärt werden.
Sauber, nachhaltig und umweltfreundlich
Hinzukommt, dass der Biospiritus in seiner Herstellung nahezu CO2-neutral ist. Koltermann zufolge liegt der „Ausstoß von Treibhausgasen bis zu 95 Prozent niedriger im Vergleich zur Verwendung fossiler Ressourcen“. Auch die Abfüllung des neuen Reinigungsmittels auf Biosprit-Basis geschieht vor Ort – in den Mainzer Fabrikhallen von Werner & Mertz. Bisher wird der Zellulose-Alkohol ausschließlich im Frosch Bio-Spiritus Multiflächen-Reiniger Orange eingesetzt. Die Emulsion – so versichert der Hersteller- soll nicht nur glatte Flächen, sondern auch empfindliche Oberflächen wie Flachbildschirme schonend reinigen. Seit Februar ist der neue Reiniger im Handel erhältlich.