Paneele aus Popcorn für den Trockenbau

Paneele aus Popcorn für den Trockenbau

Die Universität Göttingen hat mit dem Münchner Start-up Smarter Habitat einen exklusiven Lizenzvertrag zur Produktion von Baustoffen aus Popcorngranulat  geschlossen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen.
Bezahlbarer Wohnraum aus umweltschonendem und CO2-neutralem Baumaterial: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Paneele aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen.

Die Bauwirtschaft ist mit 38% für einen Großteil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Da die Nachfrage nach Wohnraum steigt, sind nachhaltige Baustoffe dringend gefragt, um Umwelt und Klima nicht weiter zu belasten. Mit der Entwicklung eines Verfahrens, mit dem sich zahlreiche Produkte aus Hanf, Flachs und Popcorngranulat herstellen lassen, haben Forschende der Universität Göttingen auch für den Trockenbau eine ökologische Alternative parat. Ein exklusiver Lizenzvertrag zwischen den Forschenden und dem Start-up Smarter Habitat ebnet nun den Weg für die Produktion von Baustoffen aus Popcorn.

Popcornpaneele im Industriemaßstaß herstellen

Das 2019 gegründete Münchner Unternehmen will daraus künftig Paneele unter dem Namen Ecohab in Deutschland für den europäischen Markt produzieren und vertreiben. „Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen sich nunmehr mit reinen Naturprodukten kosteneffizient Paneele für viele Bereiche des Bauens im Industriemaßstab herstellen“, erklärt der Leiter der Göttinger Forschungsgruppe, Alireza Kharazipour.

Nachhaltige Alternative zu Gipskartonplatten

Im Trockenbau kommen bisher vorwiegend Gipskartonplatten zum Einsatz. Der Nachteil: Eine Wiederverwertung ist ausgeschlossen. Ausgediente Platten müssen als Bauschutt aufwendig entsorgt werden. Zudem sind Gipspaneele für Feuchtigkeit anfällig und der Einbau ist mit viel Schmutz verbunden. Die Popcornplatten hingegen sind biobasiert, umweltschonend, das Material ist wiederverwertbar und kompostierbar. Auch in puncto Wärmedämmung und Brandschutz überzeugt der Naturstoff. Zudem ist er ultrafest, wasserabweisend sowie beständig gegen Hitze, Schädlinge und Termiten und damit länger haltbar.

Produktionsstart Ende 2022

Als Verbundwerkstoff mit Laminaten aus Hanf und Flachs soll der bisher für Paneele benutzte PU-Schaum nun durch das Produkt aus Popcorn ersetzt werden. „Wir werden unsere gesamte Kreativität einsetzen, um mit diesem zirkulären Material einen dringend benötigten Paradigmenwechsel in der Bauindustrie anzustoßen. Dieses Baumaterial ist ein Meilenstein für die Bauindustrie und verkörpert den Zeitgeist in Bezug auf Umweltziele wie kein anderes neues Produkt“, sagt Datty Ruth, Gründer und CEO von Smarter Habitat. Nach Angaben des Unternehmens sei Ecohab ein CO2-neutraler Baustoff und der weltweit einzige nachhaltige Ersatz für herkömmliche Baupaneele. Noch im Herbst dieses Jahres soll die Produktion anlaufen. Etwa 500.000 m2 Ecohab-Tafeln sollen jährlich produziert werden.

Bereits im vergangenen Jahr konnten die Forschenden einen Partner zur Herstellung von Dämmplatten aus Popcorn gewinnen. Im Mai dieses Jahres folgte dann ein Lizenzvertrag mit der Firma GreenTec GmbH. Das Unternehmen will auf Basis von Popcorngranulat Spielzeug, Möbel, Sport- und Fitnessgeräte sowie Kindersitzschalen und Kopfstützen herstellen.

bb