Öl-Ausbeute bei Kaktussamen im Visier
Der Gehalt phenolischer Verbindungen im Kaktussamenöl kann durch den Röstprozess deutlich gesteigert werden, wie Forschende vom Max-Ruber-Institut herausfanden.
Kaktussamenöl gehört zu den teuersten Pflanzenölen der Welt. Das aus den Samen der Feigenfrucht gewonnene Öl ist reich an ungesättigten Fettsäuren wie Linol- und Ölsäure und enthält zudem sekundäre Pflanzenstoffe wie den Aromastoff Vanillin. Auf Grund ihrer gesunden und natürlichen Inhaltsstoffe sind die Kakteenfrüchte daher für die Ernährungs- und Kosmetikindustrie ein interessanter Kandidat. Forschende vom Max-Ruber-Institut für Sicherheit und Qualität bei Getreide haben nun erstmals die Zusammensetzung der phenolischen Verbindungen von Kaktussamenöl untersucht. Im Fokus stand dabei die Frage, welchen Einfluss das Rösten der Samen auf die Naturstoffe hat.
Öl-Gehalt im Kaktussamenöl eher gering
Die essbaren Früchte vom Feigenkaktus enthalten zahlreiche Samen. Diese sind jedoch relativ leicht und haben im Vergleich zu anderen Pflanzenölen wie Raps- und Sonnenblumenöl mit maximal 15% einen relativ niedrigen Ölgehalt. Die phenolischen Verbindungen im Kaktussamenöl wirken jedoch gegen freie Radikale und somit antioxidativ, sind aber nur in sehr kleinen Mengen vorhanden. Um einen Liter Öl herzustellen sind etwa 30 Kilo Samen nötig.
Für ihre Untersuchung nutzten die Forschenden Kaktussamen von verschiedenen marokkanischen Standorten. Diese Samen wurden dann bei 110° C für 10, 20, 30 und 40 Minuten geröstet, anschließend das Öl abgepresst und daraus die phenolischen Verbindungen isoliert und gemessen. Im Ergebnis wurden sieben phenolische Verbindungen in den Ölen gefunden, wobei drei Substanzen besonders auffielen: Die Aromastoffe Vanillin, Syringaldehyd und Ferulaldehyd wiesen jeweils den höchsten Öl-Gehalt auf – auch wenn die Mengen je nach Standort variierten.
Röstprozess erhöht Phenolgehalt im Öl
Die Forschenden stellten fest, dass der Röstprozess einen entscheidenden Einfluss auf die Anreicherung phenolischer Verbindungen im Kaktussamenöl hat. Ein mildes Rösten der Saaten bei 110° C führte bei zunehmender Röstdauer zu einer deutlichen Zunahme der Substanzen. Vor allem der Gehalt an Ferulaldehyd und Syringaldehyd stieg durch das Rösten über eine Dauer von 40 Minuten stark an. Der Grund: beim Röstprozess kommt es zu einem Abbau des Lignins in der Hülle der Kaktussamen. Die darin enthaltenen phenolischen Verbindungen werden freigegeben und gehen bei der Pressung in das Öl über.
Die Forschenden zeigen damit erstmals einen Weg, wie durch sanftes Rösten der Gehalt der Naturstoffe in dem kostbaren Pflanzenöl gesteigert werden kann. Mit dem Wissen um die Zusammensetzung der phenolischen Verbindungen liefern sie zudem ein Werkzeug, das die Echtheit der Kaktussamenöle sicherstellen kann.
bb