Ökosystemleistungen des Waldes honorieren
Forschende entwickeln Modelle, um nachhaltiges Waldmanagement attraktiver zu gestalten.
Wälder binden Kohlendioxid, speichern Wasser, kühlen die Luft und bieten Erholung. Doch die Forstwirtschaft wird für all diese Mehrwerte bislang finanziell nicht entlohnt. Forschende der TU Dresden glauben daher, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung attraktiver werden könnte, wenn es entsprechende Konzepte gäbe, die Ökosystemleistungen des Waldes honorieren. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wollen die Fachleute daher in den kommenden drei Jahren ein solches Konzept entwickeln. Ebenfalls beteiligt ist die Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. Außerdem sollen Institutionen aus den Bereichen Naturschutz und Tourismus eingebunden werden.
Weg vom Fokus auf den Holzertrag
Bislang stand in der Forstwirtschaft der Holzertrag im Mittelpunkt. „Fichten waren in Deutschland bisher vorrangige Einnahmequelle bei Waldbesitzerinnen und -besitzern“, berichtet Reinhard Stock, Leiter des DBU-Referats Naturschutz. „Ihre weitgehend astfreien langen Stämme, das schnelle Wachstum und die hohe Qualität als Bauholz prägten das forstliche Handeln.“ Doch der Klimawandel mit Dürren und Stürmen und auch der Borkenkäfer haben den Fichtenforsten zugesetzt, Bäume absterben lassen und zu viel Schadholz geführt. Dadurch haben sich viele Eigentümer und Organisationen, denen Wälder gehören, für neue Bewirtschaftungskonzepte geöffnet. Denn Laubmischwälder sind deutlich widerstandsfähiger gegenüber Klimawandelfolgen und Schädlingen als Fichtenmonokulturen – zumal Fichten als Bergpflanzen schlecht ans Flachland angepasst sind.
Ökosystemleistungen erfassen und bewerten
Zunächst wollen die Forschenden Inventurdaten auswerten, um bestehende Ökosystemleistungen abzuschätzen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Die Daten werden dabei nach sogenannten Waldentwicklungstypen aufgeschlüsselt, einer Kategorisierung, die in vielen Bundesländern etabliert ist. Das soll eine methodische und teils sogar inhaltliche Übertragbarkeit der Ergebnisse sicherstellen. Konkret ins Forschungsvorhaben eingebunden sind Staats-, Kommunal- und Privatwälder bei Billenhagen in Mecklenburg-Vorpommern.
Planungshandbuch für den Eingang in die Forstpraxis
Nicht zuletzt beabsichtigen die Beteiligten für die jeweils empfohlenen Maßnahmen, die die Ökosystemleistung eines Waldes verbessern können, auch die Kosten zu ermitteln und ein Vermarktungskonzept zu erarbeiten. Abschließend soll aus dem Forschungsvorhaben ein betriebliches Planungshandbuch entstehen, das Verfahrensbeschreibungen und waldbauliche Programme bündelt, um die Forschungsergebnisse schneller in die Forstpraxis zu bringen.
bl