Miniflöße für Milben
Forscherinnen vom Senckenberg Museum in Görlitz haben schwimmende Inseln entwickelt, um die Wanderung von Milben und anderen Bodentieren übers Wasser zu verfolgen.
Bodenorganismen wie Milben und Springschwänze siedeln bevorzugt in der Nähe von Gewässern. Sie sorgen für die Zersetzung von organischem Material und sind daher wichtige Ökosystemdienstleister. Etwa 200.000 dieser mikroskopisch kleinen Tierchen tummeln sich auf einem Quadratmeter Auen- oder Torfboden. Wie sich die winzigen, für das bloße Auge kaum sichtbaren Organismen verbreiten – darüber war bisher wenig bekannt. Frühere Studien konzentrierten sich auf die Ausbreitung über die Luft oder auf dem Rücken größerer Tiere. „Das Element Wasser wurde hier bislang nicht berücksichtigt; vielleicht auch, weil eine praktikable Methode fehlte“, erklärt Ricarda Lehmitz vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz.
Schwimmende Inseln als Transportmittel
Gemeinsam mit Volontärin Meike Schuppenhauer hat Lehmitz eine simple Methode entwickelt, die es erlaubt, erstmals auch den Wasserweg der Bodentiere zu verfolgen. Mithilfe selbstgebauter „schwimmender Inseln“ konnten die Forscherinnen nachvollziehen, welche Bodentiere sich über Flüsse ausbreiten und ob sie sich an neuen Orten ansiedeln können. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachblatt „Soil Organisms" veröffentlicht. Der Studie zufolge wurden zehn dieser Miniflöße jeweils an drei Teststellen im Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ in 20 bis 40 Zentimeter Abständen im Fließgewässer „Altes Fließ“ gesetzt. „Ziel war es zu testen, ob sich mit unsere Methode herauszufinden lässt, ob die Bodentiere einen Transport über das Wasser überleben und ob sie sich in einem neuen Habitat wieder ansiedeln“, erklärt Meike Schuppenhauer.
Bodentiere nutzen Wasserweg zur Verbreitung
Der Versuch ergab: Die schwimmenden Inseln, die nur über das Wasser erreichbar waren, hatten schon nach einem Monat die ersten Passagiere an Bord. „Unser Experiment zeigt einerseits, dass die Ausbreitung der winzigen Tiere über das Wasser nicht unerheblich ist und andererseits, dass unsere Methode funktioniert. Wir sind uns sicher, dass die ‚Inseln’ in Zukunft häufig eingesetzt werden“, sagt Lehmitz. So könnten sie bei der Renaturisierung der Moore hilfreich sein. Nach dem Abtragen des oberen Bodens bis zu 30 Zentimeter könnte die freigelegte Schicht mit wichtigen Bodentieren wieder neu besiedelt werden.
bb