Mikrobielles Öl als Palmölersatz

Mikrobielles Öl als Palmölersatz

Auf der Basis von Maisstroh wollen Forschende mithilfe des Brandpilzes Ustilago maydis ein Öl kreieren, das künftig Palmöl ersetzen kann.

Maiskolben
Heimische Reststoffe der Maisproduktion wollen Forschende zur Herstellung eines neuartigen Öls nutzen, das zur Lebensmittelproduktion geeignet ist.

Palmöl ist eines der vielseitigsten und gefragtesten Pflanzenöle: Es steckt in vielen Lebensmitteln wie Eis, Schokolade und Chips. Aber es wird auch zur Herstellung von Kosmetik und Biodiesel genutzt. Doch der Palmölanbau in Ländern wie Malaysia und Indonesien hat wirtschaftliche, soziale und auch ökologische Folgen und ist daher seit langem umstritten. Ein Forschungskonsortium arbeitet nun an einer heimischen Alternativen zum Palmöl. Im Fokus des Projektes NextVegOil steht die Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung eines mikrobiellen Öls auf Basis landwirtschaftlicher Reststoffe.

Nachhaltige Alternative zu Palmöl

Das Vorhaben wird in den kommenden drei Jahren vom Bioeconomy Science Center (BioSC) mit insgesamt rund 1,1 Mio. Euro gefördert. Daran beteiligt sind Forschungsgruppen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), der RWTH Aachen, der Ruhr-Universität Bochum und das Berliner FoodTech-Start-up Formo. „Allen am Projekt Beteiligten ist es wichtig, dass wir dem herkömmlichen Palmöl ein nachhaltiges Produkt entgegensetzen können: regional, aus nachwachsenden Rohstoffen, mit einer guten Klimabilanz. Und darüber hinaus eines, das nicht mit der Lebensmittelproduktion konkurriert, da die Ausgangsstoffe als Reststoffe sowieso anfallen“, betonen Michael Feldbrügge und Markus Pauly von der HHU.

Brandpilz der Maispflanze als Ölproduzent

Die beiden Forscher haben eine Lösung gefunden, mittels des Pilzes Ustilago maydis ein mikrobielles Öl zu erzeugen, das eine ähnliche Zusammensetzung der Fettsäuren aufweist wie Palmöl. Sie fanden heraus, dass der Pilz nicht nur Tenside, sondern auch Öl herstellen kann, wenn der Syntheseweg des Einzellers auf genetischer Ebene unterbrochen wird. Ustilago maydis ist bekannt als Verursacher der Pflanzenkrankheit Maisbeulenbrand. Er befällt Maispflanzen und lässt sie wie verbrannt aussehen.

Der einzellige Pilz Ustilago maydis (links: mikroskopische Aufnahme) ist der Erreger der Pflanzenkrankheit Maisbeulenbrand (rechts: Foto einer befallenen Pflanze). Der Pilz kann genetisch so verändert werden, dass er mikrobielles Öl produziert.
Der einzellige Pilz Ustilago maydis (links: mikroskopische Aufnahme) ist der Erreger der Pflanzenkrankheit Maisbeulenbrand (rechts: Foto einer befallenen Pflanze). Der Pilz kann genetisch so verändert werden, dass er mikrobielles Öl produziert.

„Was für die einen zum Schaden ist, können wir für unsere Ziele nutzen“, sagt Michael Feldbrügge. „Weil der Pilz so gut an den Mais angepasst ist, ist er auch bestens geeignet, um Maisreste zu verwerten. Der Pilz, der natürlicherweise auch andere biotechnologisch relevante Stoffe wie Biotenside produziert, ist genetisch und biotechnologisch gut erforscht. Deshalb wissen wir, wo wir ihn für unsere Zwecke einsetzen können“, so der HHU-Forscher. Kollege Markus Pauly ergänzt: „Auch beim Mais gibt es noch züchterisches Potential, um den Pflanzenreststoff ohne transgene Methoden für eine solche Stofftransformation durch den Pilz zu optimieren.“

Mikrobielles Öl für vegane Käseproduktion nutzen

In den kommenden Jahren wollen die Forschenden nun den Pilz so optimieren, dass das von ihm erzeugte Öl noch besser die Eigenschaften des Palmöls abbildet. Darüber hinaus arbeiten sie an biotechnologischen Verfahren, um Maisstroh, das weder gegessen noch verfüttert werden kann, optimal im Fermenter umsetzen zu können. Am Ende des Projektes will das Start-up Formo das mikrobielle Öl dann als Palmölersatz bei der Herstellung von veganem Käse nutzen.

bb