Meeresbiologin und Abwasser-Experten geehrt
Die Meeresbiologin Antje Boetius und Leipziger Abwasser-Experten sind mit dem diesjährigen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgezeichnet worden.
Zum 26. Mal wurde Ende Oktober der Deutsche Umweltpreis verliehen. In diesem Jahr lud die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum Festakt nach Erfurt ein. Ein 14-köpfiges Kuratorium hatte zuvor aus einer Vielzahl von Bewerbern die Gewinner bestimmt. Das Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro teilt sich die Meeresbiologin Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven mit einem interdisziplinären Abwasser-Expertenteam aus Leipzig um Roland A. Müller, Manfred van Afferden vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und den Initiatoren des Bildungs- und Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung, Mi-Yong Lee und Wolf-Michael Hirschfeld. Die Auszeichnung wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden und Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, überreicht.
Bedeutung der Tiefsee-Bakterien für das Weltklima belegt
Mit dem Umweltpreis würdigt die DBU Antje Boetius für ihre Forschung zum Ökosystem Meer und dabei insbesondere zur Bedeutung der Tiefsee-Bakterien für das Weltklima. „Nur wenn wir diese Prozesse verstehen, verstehen wir den globalen Klimakreislauf und können auf der Basis dieser Erkenntnisse handeln“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde bei der Preisverleihung. Die Meeresbiologin habe belegt, dass Tiefsee-Bakterien dafür sorgen, dass nur ein Teil des klimaschädigenden Methans aus den Ozeanen in die Atmosphäre entweiche und so ein schnelleres Aufheizen des Planeten verhindert werde, heißt es zur Begründung. Auch habe sie mehrfach gezeigt, dass menschliches Handeln in den entlegensten Winkeln der Erde nachweisbar sei.
Zukunftsressource Meer schützen
Boetius ist überzeugt, dass die Vielfalt des Lebens im Meer und in den Polarregionen ebenfalls eine wichtige Zukunftsressource ist, die geschützt werden muss. Mit ihrer Forschung will sie dazu beitragen, dass die noch wenig erforschte Welt der Tiefsee durch den Abbau von Rohstoffen wie Mangan nicht Opfer destruktiver Verfahren des Tiefseebergbaus wird.
Dezentrale und flexible Abwassersysteme
Die Leipziger Abwasserexperten erhielten den Preis für die Entwicklung und Etablierung von dezentralen und flexiblen Abwassersystemen in Jordanien. Das Team habe als Anwalt für den Wasserressourcenschutz in Jordanien Pionierarbeit und Hilfe zur Selbsthilfe geleistet, heißt es zur Begründung. Die Leipziger Entwicklung ergänzt bestehende Systeme vor Ort. Dadurch wird das Abwasser noch am Entstehungsort behandelt, das Grundwasser damit vor Abwasserverunreinigungen geschützt und zugleich als Trinkwasserressource gesichert.
Weltmeere als Wärmespeicher und Klimaregulatur
Bonde verwies in seiner Rede auf die Bedeutung der Ozeane als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten sowie als wichtigster Wärmespeicher und Klimaregulator. Der Zustand der Weltmeere sei jedoch „bedenklich“, sagte er. Ein Grund dafür ist auch, dass in den Entwicklungsländern 80% bis 90% des Abwassers direkt und unbehandelt in Flüsse, Seen und Meere gelangen. In diesen Ländern einen funktionierenden, handhabbaren, wartungsarmen, kosten- und energiesparenden Abwassersektor zu schaffen, sei daher bahnbrechend für eine Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort und ihrer Kinder und Kindeskinder, hieß es. Jordanien ist eines der drei Länder, die weltweit am stärksten von Wasserknappheit betroffen sind. Dessen Bevölkerung wuchs seit 2006 durch die Aufnahme von Flüchtlingen um fast 70% auf 9,5 Millionen Menschen (2016).
Der Deutsche Umweltpreis wird seit 1993 jährlich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen. Mit einem Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro ist sie Europas höchstdotierte Auszeichnung dieser Art. Im November startet die DBU bereits das vierstufige Auswahl- und Bewerbungsverfahren für die kommenden Preisträger.
bb