Leuna: Bio-Isobuten-Anlage läuft
In Leuna wurde die Demonstrationsanlage zur Herstellung von Isobuten aus nachwachsenden Ressourcen eröffnet. Der Betreiber Global Bioenergies hat auch neue Industrieallianzen geschmiedet.
Seit Januar ist die Bio-Isobuten-Anlage fertig, am 11. Mai wurde nun das Vorzeigeprojekt des französischen Unternehmens Global Bioenergies im Industriepark Leuna in der Nähe von Leipzig offiziell eingeweiht. Zum Startschuss und der Durchschneidung des Bandes waren der Chef und Mitgründer von Global Bioenergies, Marc Delcourt, wie auch der Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt, Jürgen Ude, zum Fraunhofer CBP in Leuna gekommen, das die neue Anlage beherbergt. 80 internationale Bioökonomie-Akteure und Forschungspartner hatte das Event angelockt.
Einzigartige Demonstrationsanlage
Die Demonstrationsanlage von Global Bioenergies ist die weltweit einzige Anlage zur direkten mikrobiellen Umwandlung von nachwachsenden Rohstoffen in gasförmige Kohlenwasserstoffe. Sie wurde im Fraunhofer-Zentrum für chemisch-biologische Prozesse CBP im Industriepark von Leuna installiert und unter anderem durch einen Zuschuss des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 5,7 Mio. Euro sowie ein Darlehen eines Konsortiums französischer Banken über 4,4 Mio. Euro finanziert.
Die Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 100 Tonnen pro Jahr ermöglicht die Produktion hochreinen Isobutens aus verschiedenen pflanzlichen Rohstoffen (Industriezucker aus Zuckerrüben und Zuckerrohr, Glukosesirup aus Getreide, Zucker der zweiten Generation Agrarresten wie Stroh, Bagasse oder Holzhackschnitzel). Isobuten ist ein Kohlenwasserstoff, der normalerweise aus Erdöl gewonnen wird und aus dem Treib- und Kunststoffe hergestellt werden. Der weltweite Isobutenmarkt wird auf rund 25 Mrd. US-Dollar geschätzt.
Ausgereiftes Verfahren im Visier
Bereits Ende April 2017 hatte Global Bioenergies die erfolgreiche biotechnologische Produktion von Isobuten in dem Leunaer Fermenter mit 5.000 Liter Fassungsvermögen vermeldet. Bislang hatte das Unternehmen sein Verfahren in der wesentlich kleineren Pilotanlage in Pomacle nahe Reims erprobt. Sobald das Abfüllsystem in Betrieb genommen sein wird, wird die Einheit völlig einsatzbereit sein. Die Lieferung der ersten Isobutenchargen an Partner für Tests wird im Juni erwartet. „Wir wollen uns bis Ende 2017 in der Demonstrationsanlage in Leuna nun kommerziellen Ergebnissen annähern. Wir werden dann über ein ausgereiftes Verfahren verfügen, das wir auf Produktionsstätten im kommerziellen Maßstab übertragen können“, so Delcourt.
Einer der Industriepartner ist der Autohersteller Audi. Anlässlich der Eröffnung gab Global Bioenergies zudem zwei neue Industrieallianzen bekannt, die jeweils auf das Bio-Isobuten setzen werden. Die französische Firma Butagaz wird demnach der erste Gasversorger, der Bio-Isobuten von Global Bioenergies vertreibt.
Neue Bioindustrie-Allianz mit Clariant
Desweiteren stellte Global Bioenergies eine neue europäische Allianz mit dem Namen OPTISOCHEM vor. In ihr sind der Spezialchemiekonzern Clariant sowie INEOS, IPSB, TechnipFMC und die Universität Linz zusammengeschlossen, um eine Wertschöpfungskette vom Agrarreststoff Weizenstroh hin zum Isobuten und dessen chemischen Abkömmlingen aufzubauen. Der Forschungsverbund ist Teil der Biobased Industries Joint Undertaking (BBI-JU), eine öffentlich-private Partnerschaft der EU-Kommission und dem Bio-Industrie-Konsortium BIC. Insgesamt beläuft sich das Budget der Allianz auf 16,4 Mio. Euro, knapp 10 Mio. Euro davon steuert die EU bei, den Rest bringen die Industriepartner auf.
Clariant wird sein Know-how aus der eigenen Straubinger Bioraffinerie-Demonstrationsanlage miteinbringen: dort wird mithilfe der Sunliquid-Technologie Weizenstroh in zuckerreiche Zwischenstufen umgewandelt. Damit werden die Mikroorganismen in den Anlagen von Global Energies in Leuna und Pomacle gefüttert, sie wandeln die Zuckermoleküle in gasförmiges Isobuten um. Das Unternehmen INEOS wird das Bio-Isobuten weiter veredeln.
pg