Global Bioenergies: Bioreaktor-Bau in Leuna beginnt
Der französisch-deutsche Konzern Global Bioenergies (GBE) hat sich ein zusätzliches Darlehen in Höhe von 4,4 Mio. Euro gesichert. Damit kann in Leuna der Bau eines Bioreaktors für die Produktion von Isobuten beginnen.
Der französisch-deutsche Konzern Global Bioenergies (GBE) hat sich ein zusätzliches Darlehen in Höhe von 4,4 Mio. Euro gesichert. Ende März hat das Unternehmen mit dem Bau der industriellen Demonstrationsanlage im Chemisch-Biologischen Prozesszentrum (CBP) in Leuna begonnen. Aus nachwachsenden Rohstoffen soll dort künftig von Bakterien der Kohlenwasserstoff Isobuten produziert werden.
Ende 2013 hatte das BMBF zugesagt, den Aufbau der Pilotanlage und ein wissenschaftliches Begleitprogramm mit rund 5,7 Millionen Euro zu fördern. Ein Großteil der Mittel soll nun in den eigentlichen Bau der Anlage fließen. Die restlichen Kosten finanziert Global Bioenergies durch einen Bankkredit. Wie das Unternehmen nun mitteilt, wurde das zusätzliche Darlehen in Höhe von 4,4 Mio. Euro von einem Konsortium der französischen Banken BNP-Paribas, la Société Générale, CIC und Bpifrance bereitgestellt. Der von Bpifrance verwaltete Garantiefonds der Region Ile-de-France bürgt zudem für den Kredit. „Der Zugang zu einer Bankfinanzierung dieser Größenordnung illustriert das hohe Vertrauen, das Global Bioenergies heute bei seinen verschiedenen Partnern genießt“, betont François-Henri Sahakian, der Finanzvorstand von Global Bioenergies SA.
Erst Mitte März hatte der Konzern in Evry den Abschluss der Basic-Engineering-Phase für die mitteldeutsche Demonstrationsanlage verkündet. Gemeinsam mit dem deutschen Industriekonzern Linde wurde eine komplette Fermenter-Linie geplant, die sich aus einem Inokulationsfermenter, einem Propagationsfermenter sowie einem Produktionsfermenter mit einem Volumen von fünf Kubikmetern zusammensetzt. Im Jahr 2016 soll die Anlage in Leuna in Betrieb gehen, die speziell für die Produktion von gasförmigen Kohlenwasserstoffen konzipiert wurde.
Die Produktionskapazität von bis zu 100 Tonnen Isobuten pro Jahr ermöglicht es, interessierten Industrieunternehmen diesen Grundstoff zu eigenen Testzwecken anzubieten. Der Kohlenwasserstoff kann zum Beispiel für die Herstellung von Kunststoffen, Elastomeren und Treibstoffen verwendet werden. „Die ersten Lose werden auf bestimmten Nischenmärkten kommerzialisiert und werden die Qualifizierung unseres im Zuge des Fermentierungsverfahrens produzierten Isobutens für sämtliche Isobutenderivate ermöglichen. Dies entspricht heute einem Markt von 15 Millionen Tonnen“, erläutert Ales Bulc, Geschäftsführer der deutschen Tochterfirma Global Bioenergies GmbH. Bereits Anfang vergangenen Jahres hatte Global Bioenergies einen ersten Flottenversuch mit dem Dabei wurden Autos mit e-Benzin betankt, reinem Isooktan, welches aus Isobuten produziert wurde.
Das besondere am Herstellungsverfahren von Global Bioenergies: Das Isobuten wird gasförmig hergestellt und Statt komplizierter und teuerer Aufreinigungsverfahren kann es einfach abgesaugt werden. Die geplanten Produktionskosten liegen durch die verbesserte Ausbeute und einfache Weiterverarbeitung sogar unter den gegenwärtigen Marktpreisen von konventionellem Isobuten, haben die Entwickler bei GBE berechnet. Das französisch-deutsche Unternehmen ist dabei ein echter Vorreiter: Biotechnologisch konnten kurzkettige Kohlenwasserstoffe wie Isobuten, Propylen oder Butadien bisher nicht hergestellt werden. Von Natur aus existieren entsprechende Stoffwechselwege in Bakterien nicht. Doch mit den Methoden der Synthetischen Biologie haben die französischen Biotechnologen neue Stoffwechselwege konstruiert und die Erbinformation der dafür benötigten Enzyme in E.coli-Stämme eingeschleust. Neben Isobuten, dem am weitesten fortgeschrittenen Programm, hat Global Bioenergies auch andere kurzkettige Kohlenwasserstoffe aus der Gruppe der leichten Olefine im Visier. So wurden inzwischen auch Bakterien für die Herstellung von Propylen oder Butadien konstruiert und getestet. Sie könnten helfen, die Abhängigkeit vom Erdöl in Zukunft noch weiter zu reduzieren.