Kneipp setzt auf Verpackungen aus Silphie-Papier

Kneipp setzt auf Verpackungen aus Silphie-Papier

Der Würzburger Kosmetikhersteller umhüllt künftig ein Produkt mit Papier aus Fasern der Energiepflanze Durchwachsene Silphie.

gelbe Blüte der Durchwachsenen Silphie
Die Durchwachsene Silphie ist eine schnellwachsende Wildstaude, die sich als Energie- und Faserpflanze bewährt hat.

Papier oder Verpackungen bestehen in der Regel aus Zellstoff, der aus Holz gewonnen wird. Doch die Papierherstellung ist energieintensiv. Hinzukommt: Holz wächst langsam und die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren gestiegen, da der nachwachsende Rohstoff längst auch für andere Industriezweige zu einer wichtigen Quelle für nachhaltige Produkte wie biobasierte Kunststoffe geworden ist.

Energiepflanze bewährt sich als Faserpflanze

Bei der Suche nach Alternativen zur Zellstoffgewinnung aus Holz geraten daher zunehmend Fasern von Gräsern und Stauden in den Fokus von Forschung und Industrie. Ein vielversprechender Kandidat ist die Durchwachsene Silphie. Die aus Nordamerika stammende Pflanze, wächst schnell, produziert viel Biomasse, ist winterhart und wird vielerorts regional angebaut. In den vergangenen Jahren hat die Silphie als Alternative zum Maisanbau an Bedeutung gewonnen und vor allem bei der Biogaserzeugung positive Effekte gezeigt. Doch die Fasern der Energiepflanze eignen sich auch für die Herstellung nachhaltiger Verpackungen.

Lippenpflege in Silphie-Papier

Wie das auf Naturkosmetik spezialisierte Unternehmen Kneipp mitteilt, wurde erstmals ein Pflegeprodukt – ein Lippenpflegestift – in einer Faltschachtel aus Silphie-Papier verpackt. Dem Unternehmen zufolge besteht die Verpackung zu 35 % aus Silphie-Fasern und kann als Altpapier entsorgt und so als Rohstoff wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. „Wir nutzen die Silphie-Fasern zunächst zur Herstellung des Kartons für die neue Lippenpflege-Faltschachtel. Die übrigen Fasern der Pflanze werden in Biogasanlagen zur Erzeugung von Energie verwendet. Sogar die Gärreste kommen im Anschluss wieder zum Einsatz – und zwar als Dünger für neue Silphie-Felder", erklärt Phillip Keil, Head of Packaging Material Management bei Kneipp.

Silphie überzeugt mit guter Ökobilanz

Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie setzt der Würzburger Kosmetikhersteller seit Langem auf biobasierte Materialien. Bis Ende 2023 sollen alle Verpackungen des Unternehmens recycelbar sein. Gegenwärtig liegt die Recyclingquote bei 75 %. Mit dem Silphie-Papier werde nun das bisher verwendete Graspapier ersetzt, wie das Unternehmen mitteilt. Grund für den Wechsel sei die vollständige Verwertbarkeit der Pflanze und die gute Ökobilanz. Kneipp verweist auf eine Studie des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus dem Jahr 2021. Hier wurde die Ökobilanz für Papier aus Silphie mit der von Papier aus gebleichtem und ungebleichtem Zellstoffkarton verglichen.

In punkto Qualität können Verpackungen aus Silphie-Papier demnach mit der Zellstoffvariante mithalten. Die Produktion der Silphie-Faser ist aber wesentlich klimafreundlicher als die Zellstoffproduktion. Die mehrjährige Wildstaude ist zudem insektenfreundlich und hat den Forschenden zufolge auch positive Effekte beim Erosions- und Gewässerschutz.

bb