Glyphosat messbar machen

Glyphosat messbar machen

Forscher und Unternehmen aus Leipzig und Dresden wollen ein Messgerät auf den Markt bringen, mit dessen Hilfe Glyphosat schnell und unkompliziert vor Ort nachgewiesen werden kann.

Konzept eines portablen, optischen Messgerätes, welches das neue Nachweisverfahren zur Bestimmung von Glyphosat quantitativ auslesen kann.
So könnte es aussehen: Konzept eines portablen, optischen Messgerätes, welches das neue Nachweisverfahren zur Bestimmung von Glyphosat quantitativ auslesen kann.

Glyphosat ist ein umstrittenes Unkrautvernichtungsmittel, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Experten warnen zudem, dass Partikel des Pestizids auch über den Boden ins Grundwasser oder gar in Nahrungsmittel gelangen könnten. Noch darf der Unkrautvernichter hierzulande weiter genutzt werden. Im November 2017 hatte die EU-Kommission die Zulassung des Pestizids um fünf Jahre verlängert.

Pestizide einfach und schnell vor Ort aufspüren

Forscher und Unternehmen aus Dresden und Leipzig haben in den vergangenen Jahren an einem Messgerät gearbeitet, mit dessen Hilfe schnell und unkompliziert Glyphosat im Wasser und in Lebensmitteln nachgewiesen werden kann - und das obendrein kostengünstig. Die Entwicklung wurde auch vom Bundesforschungsministerium (BMBF) unterstützt. In den kommenden drei Jahren wollen die Kooperationspartner ihre bereits patentierte Technologie nun zur Markreife bringen. Mithilfe dieses biochemischen Tests sollen Pestizide schnell und einfach vor Ort aufgespürt werden können. Bisherige Nachweisverfahren sind aufwendig und teuer und können nur im Labor durchgeführt werden.

An der Entwicklung sind Forscher der Universität Leipzig, der Technischen Universität Dresden sowie die sächsischen Unternehmen Anvajo GmbH, UMEX GmbH und IfU GmbH Privates Institur für Umweltanalysen beteiligt. „Das Projekt führt die in den sächsischen Firmen und an den beiden sächsischen Universitäten vorhandenen Expertisen zusammen und bildet eine Plattformtechnologie für eine neue Art von einfach handhabbaren Vor-Ort-Analysesystemen, die in unterschiedlichen Anwendungen für einen breiten Nutzerkreis einsetzbar und wirtschaftlich vermarktbar sein soll“, sagt Kai Ostermann von der TU Dresden. Das jetzige Vorhaben, mit einem Gesamtvolumen von 1,9 Mio. Euro, wird von der UMEX GmbH Dresden geleitet und vom Land Sachsen und dem Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Zwei Messsysteme für Diagnostik- und Verbraucherbereich

Mit der Entwicklung des Schnelltests wollen die Kooperationspartner auch zu einer sachlichen Diskussion über das Thema Glyphosat beitragen und helfen, Verunsicherungen in der Gesellschaft abzubauen. Geplant sind zwei Messsysteme für den Diagnostik- und Verbraucherbereich. Sie sollen auf dem Gebiet der Lebensmittelüberwachung, bei öffentlicher Gewässerüberwachung und Wasserversorgung wie in Umweltlaboren, Wasserwerken oder Abwasserverbänden einsetzbar sein. Darüberhinaus ist ein Messsystem geplant, das im Handel, in der dezentralen Trinkwasserversorgung, in kleinen und mittleren Unternehmen der Getränkeindustrie sowie in Einrichtungen des Gesundheitswesens Einsatz finden könnte. „Am Ende sollte ein kleines Tischgerät stehen, gegebenenfalls auch ein tragbares Handgerät, in das ein Auslesechip eingesteckt wird. Wir orientieren uns dabei an einem System unseres Projektpartners, der Firma Anvajo", erklärt Thilo Pompe vom Institut für Biochemie der Universität Leipzig. Pompe geht davon aus, dass in Zusammenarbeit mit Pilotkunden erste Geräte im Jahr 2023 auf dem Markt sein könnten.

bb