Forscher entwickeln Schnelltest für Glyphosat

Forscher entwickeln Schnelltest für Glyphosat

Ob Wasser und Nahungsmittel mit Pestiziden belastet sind, lässt sich bisher nur im Analytik-Labor ermitteln. Nun wollen Forscher aus Leipzig und Dresden einen robusten und einfachen Schnelltest entwickeln.

Fast 40 Prozent aller Äcker in Deutschland werden mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat besprüht.
Fast 40 Prozent aller Äcker in Deutschland werden mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat besprüht.

Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist Realität, aber bleibt umstritten. Im Fokus der Kritik steht derzeit besonders das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Nach Einschätzung  der Internationalen Krebsforschungsagentur der WHO ist es „wahrscheinlich krebserregend“. Die Europäische Lebensmittelaufssicht EFSA hingegen hält es als "eher unwahrscheinlich", dass Glyphosat ein Krebsauslöser ist. Fest steht jedoch: Pestizidreste werden in Gewässern oder Nahrungsmittel nachgewiesen. Ob Grenzwerte dabei überschritten werden, lässt sich bisher allerdings nur in einem aufwendigen Verfahren im Labor klären. Nun wollen Forscher aus Leipzig und Dresden gemeinsam mit Partnern aus der Industrie einen biochemischen Test entwickeln, der schnell und einfach vor Ort Agrarchemikalien wie Pestizide aufspürt.

Glyphosat ist weltweit das am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. Allein in Deutschland werden fast 40 Prozent aller Felder damit besprüht. Doch der Einsatz des Herbizids ist umstritten. Nicht nur Umweltaktivisten, sondern auch Politiker sehen Umwelt und Mensch dadurch zunehmend belastet.  Nach dem die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO, IARC,  Glyphosat im Sommer als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft hat, geriet die Agarchemikalie wieder in die Diskussion. Erst vorige Woche hat die Europäische Lebensmittelaufsicht EFSA ihr Glyphosat-Gutachten veröffentlicht. Anders als die WHO-Experten hält die EFSA es für „unwahrscheinlich“, dass das Pflanzenschutzmittel karzinogen ist und rät der EU-Kommission, die auslaufende Glyphosat-Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern.

Pestizidbelastung schnell und präzise ermitteln

Ob Glyphosat schädlich ist, hängt vor allem von der Konzentration der Substanz in den Gewässer und Nahrungsmitteln ab. Doch die Belastung zu messen, ist bisher sehr aufwendig und auf Labore begrenzt. Am Rande der Glyphosat-Debatte haben nun Forscher angekündigt, einen Pestizid-Schnelltest entwickeln zu wollen. Unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wollen Biochemiker der Universität Leipzig gemeinsam mit Genetikern der TU Dresden sowie Partnern aus der Industrie in den nächsten drei Jahren nach einer bioanalytischen Methode suchen, die schnell, präzise aber auch preiswert bei Bedarf vor Ort die Konzentration von Agrochemikalien ermittelt.

Farbänderung zeigt Glyphosat-Konzentration an

Dabei setzen die Forscher auf das Prinzip des Schwangerschaftstests. "Ähnlich wie bei bestimmten Schwangerschaftstests führt diese Reaktion zu einer mit bloßem Auge erkennbaren Farbänderung. Ob auf einem Teststreifen oder in einem Reagenzglas - über die Form der Anwendung müssen wir uns noch klar werden“, erklärt der Leipziger Biochemiker Tilo Pompe. Dafür wollen die Wissenschaftler den Mechanismus nachstellen, der sich abspielt, wenn Glyphosat und andere Pestizide auf die anvisierten Schädlinge wirken. Dann blockieren die Chemikalien meist - je nach Art des Pestizids - ein lebenswichtiges Enzym oder ein anderes Biomolekül, indem sie an es binden und damit außer Kraft setzen.

Glyphosat-Nachweis als Vorreiter für weitere Test

Der Glyphosat-Nachweis soll aber nur der Anfang sein, betont der Dresdner Genetiker Kai Ostermann. „Haben wir für diese Substanz eine erfolgreiche Methode entwickelt, wollen wir uns anschließend anderen Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmitteln widmen". Da die Belastung von Gewässern und Nahrungsmitteln durch Herbizide ein globales Problem ist, muss der Schnelltest vor allem robust und preiswert sein, um auch in Entwicklungsländern eingesetzt werden zu können. "Tatsächlich ist es dort leider oft so, dass die Konzentration von Pestiziden in Umwelt und Nahrung vielerorts sogar höher liegt, als hierzulande", erklärt Pompe.