Genomforschung zur Rettung der Artenvielfalt

Genomforschung zur Rettung der Artenvielfalt

Mit modernsten Methoden der Genomik will ein neues paneuropäisches Konsortium die Erfassung der globalen Artenvielfalt beschleunigen und so das Verständnis von Biodiversität grundlegend verändern.

Schmetterling auf Butterblume
Zu den insgesamt 41.500 weltweit bedrohten Arten gehören auch Schmetterlinge.

Der erste globale Zustandsbericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) zur Artenvielfalt im Jahr 2019 war ein Paukenschlag. Der 1.500 Seiten umfassende Bericht führte der Weltgemeinschaft erstmals vor Augen, wie dramatisch sich die biologische Artenvielfalt in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat und was die Gründe dafür sind. Doch auch der IPBES-Bericht erfasst nur die bereits wissenschaftlich beschriebenen Arten. 80% sind trotz intensivster Forschung bislang unentdeckt. Hinzukommt: Selbst bei den bekannten Arten ist eine Unterscheidung oft schwierig und das Wissen dazu lückenhaft. Das soll sich mit dem Start des paneuropäischen Projektes „Biodiversity Genomics Europe“ (BGE) nun schnellstmöglich ändern.

DNA-Barcodierung und Genomsequenzierung als Schlüssel

In dem BGE-Konsortium sind insgesamt 33 der wichtigsten Organisationen auf dem Gebiet der Biodiversitätsforschung und Genomik in Europa vertreten, darunter fünf Institutionen aus Deutschland wie das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Mithilfe zweier Schlüsselbereiche der Genomik soll die Erforschung der globalen Artenvielfalt um ein Vielfaches beschleunigt und Wissenschaft und Umweltpolitik gleichermaßen grundlegend verändert werden.

Das neue DNA-Daten-basierte Projekt stützt sich auf die DNA-Barcodierung und die Genomsequenzierung. Das genetische Barcoding gilt als die Zukunftstechnologie für die Erfassung der globalen Biodiversität. Mithilfe eines Strichcodes kann hier zwischen den verschiedenen Arten unterscheiden werden. Mithilfe der Genomsequenzierung ist es wiederum möglich, Gene und andere Merkmale des Genoms zu identifizieren und zu lokalisieren, um so eine vergleichende „Landkarte” des Codes zu erstellen, aus dem jeder Organismus besteht.

Ein Quantensprung in der europäischen Genomforschung

Das Projekt bringt Expertinnen und Experten des europäischen DNA-Barcoding-Projekts BIOSCAN* und der Genomsequenzierungsinitiative ERGA* zusammen. Sie sind Teil des International Barcode of Life und des Earth BioGenome Projects. In den kommenden Jahren werden sich die Forschenden intensiv der Bestandsaufnahme der biologischen Vielfalt und der Wechselwirkung zwischen Arten und Umweltveränderungen widmen. Ziel des Konsortiums ist es, einen „Quantensprung“ in der Nutzung der Genomik in Europa zu bewirken und damit die Möglichkeit zu schaffen, in kürzerer Zeit deutlich schneller wichtige Informationen über Ökosysteme zu generieren.

„Wir freuen uns sehr, mit unserem Know-how im LIB und unserer Infrastruktur das zukunftsweisende BGE-Projekt unterstützen zu können”, so Astrid Böhne, Sektionsleiterin Vergleichende Genomik (Wirbeltiere) und Projektleitung der ERGA-Initiative am Museum Koenig Bonn des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). „Eine unserer zentralen Aufgaben im LIB ist es, mit unserer Forschung zum Verständnis von biologischen Systemen und der Wechselwirkung zwischen Arten und Umweltveränderungen beizutragen.”

Millionen zur Erforschung der Artenvielfalt

Das paneuropäische Projekt Biodiversity Genomics Europe wird bis 2026 mit 21 Mio. Euro von der EU über das Programm Horizon Europe sowie von den Regierungen des Vereinigten Königreichs und der Schweiz mitfinanziert.

bb