Zehn zentrale Botschaften aus der Biodiversitätsforschung

Zehn zentrale Botschaften aus der Biodiversitätsforschung

Erkenntnisse aus der Biodiversitätsforschung auf den Punkt gebracht: 45 Leibniz-Forschende haben eine Bestandsaufnahme zum Erhalt der Natur als Lebensgrundlage des Menschen erstellt.

Blumenwiese
Um das Artensterben zu stoppen, ist unter anderem ein schneller Umbau der Landwirtschaft erforderlich, berichtet das Leibniz-Forschungsnetzwerk Biodiversität.

„Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht.“ Mit diesen Worten eröffnete vor weniger als zwei Jahren UN-Generalsekretär António Guterres eine Rede über den Zustand der Erde. Vielen Fachleuten gilt das Artensterben nach der Klimakrise als die zweitgrößte Krise der Menschheit. Ein 45-köpfiges Forschungsteam des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität hat nun einen Bericht vorgelegt, der die zehn wichtigsten Erkenntnisse aus der Biodiversitätsforschung bündelt.

Kommenden Generationen eine Lebensgrundlage garantieren

„Der drohende Verlust der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel die zentrale globale Herausforderung der Menschheit, wenn es darum geht, den kommenden Generationen eine Lebensgrundlage zu garantieren“, sagte Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, bei der Vorstellung des Berichts. Wissenschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht habe, dem Wohl der Menschen zu dienen, dürfe nicht bei dieser Erkenntnis haltmachen. Sie müsse auch Empfehlungen formulieren, wie wir die Entwicklung zum Besseren beeinflussen können. „Genau das leisten die 10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität in sehr beeindruckender Weise mit einer multidisziplinären Perspektive, die der Komplexität des Themas angemessen ist“, so Kleiner.

In Zusammenhängen denken und handeln

Ausgehend von einer Analyse der komplexen Ökosysteme der Erde haben die Forschenden zehn Schlüsselbereiche identifiziert, die alle untrennbar miteinander verbunden sind. Daraus resultieren eine Reihe von Handlungsnotwendigkeiten, die der Bericht auch formuliert. So müsse etwa die Landwirtschaft umgebaut werden, Land und Ressourcen besser geschützt werden, die Bildung über Nachhaltigkeit verbessert werden und Anreize für Investitionen in die biologische Vielfalt geschaffen werden. Darüber hinaus sei es wichtig, in Zusammenhängen zu denken, also Klima- und Artenschutz gemeinsam zu betrachten, und auch biokulturelle Lebensräume – die Verbindung von Mensch und Natur – zu fördern.

Die 10 Must-Knows zur Biodiversität 2022

1. Klima- und Biodiversitätsschutz zusammen verwirklichen

2. Planetare Gesundheit stärken

3. Unsichtbare Biodiversität beachten

4. Biokulturelle Lebensräume fördern

5. Wald nachhaltig nutzen

6. Landwirtschaft umbauen

7. Land und Ressourcen schützen

8. Transnationale Infrastrukturen und Bildung für Nachhaltigkeit

9. Zugang und offene Nutzung von Forschungsdaten sichern

10. Biodiversitätsfreundliche Anreize setzen

Spätes Handeln wird teurer und schwieriger

„Wichtig ist dabei, nicht auf individuelle Phänomene zu starren, etwa auf eine einzelne vom Aussterben bedrohte Art, sondern auf die Zusammenhänge“, erläuterte Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Sprecherin des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität. Am Ende gehe es um unsere Luft zum Atmen, unser Wasser zum Trinken. „Wir wollen Mut machen, die Herausforderungen anzupacken. Je länger wir zögern, desto schwieriger und teurer wird es – hier gibt es eindeutige Parallelen zur Klimathematik.“ Die Erwartungen der Autorinnen und Autoren des Berichts brachte Leibniz-Präsident Kleiner auf den Punkt: „Ich hoffe, dass seine Empfehlungen breites Gehör in Politik und Gesellschaft finden.“

bl