Genetischer Arten-Katalog der Wildbienen vorgelegt

Genetischer Arten-Katalog der Wildbienen vorgelegt

Forscher aus München haben den weltweit ersten genetischen Arten-Atlas zu Wildbienen veröffentlicht. Fast 90 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Arten sind in der Gen-Datenbank erfasst.

Wildbienen gehören auch in Deutschland zu den bedrohten Tierarten (im Bild: rotpelzige Sandbiene).
Wildbienen gehören auch in Deutschland zu den bedrohten Tierarten (im Bild: rotpelzige Sandbiene).

Fünf Jahre haben Forscher der Zoologischen Staatssammlung München im Rahmen des DNA-Barcoding-Projektes Wildbienen genetisch analysiert und katalogisiert. Mit 503 von insgesamt 571 erfassten Arten, die in Deutschland beheimatet sind, ist die Gen-Datenbank der Wildbienen nun fast komplett. Deutschland ist damit weltweit das erste Land, das über eine solche zentrale Landesbibliothek verfügt. Der Katalog enthält zudem 58 Wildbienen-Arten benachbarter Länder.

Die genetische Sequenzierung aller in Deutschland lebenden Wildbienen erfolgte im Rahmen der Projekte „Barcoding Fauna Bavarica“ und „Barcoding Fauna Germanica“. Das Ziel: Der Gencode aller hierzulande lebenden Tierarten soll in einer Online-Bibliothek erfasst werden. Beide Vorhaben sind wiederum Teil der weltweiten Barcoding Initiative des "Canadian Centre of DNA-Barcoding" in Guelph/Kanada. Dessen Leiter Paul Hebert gehört zu den Mitautoren der nun im Fachjournal Molecular Ecology Resources (2015, Online-Vorabveröffentlichung) erschienenen Münchner Wildbienen-Bibliothek. Dass die Forscher aus der Vielzahl der Tierarten die Wildbienen für die Studie wählten hat seinen Grund: Auch in Deutschland gehören die nützlichen Insekten zu den bedrohten Tierarten. Sie sind bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen wichtig, sichern Erträge und werden daher von Ökologen beim Monitoring für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftsplanung eingesetzt.

Deutschland als Vorreiter für Wildbienen-Atlas

Mit der Veröffentlichung der Gendatenbank feiern die bayerischen Forscher nach mehr als fünf Jahren Arbeit einen bemerkenswerten Erfolg. Das Ergebnis: 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie 58 Arten aus benachbarten Ländern sind im Katalog genetisch abgebildet. Damit ist Deutschland weltweit das erste Land, das über eine Gen-Datenbank aller landestypischen Wildbienen verfügt. „Mit diesen genetischen Daten lassen sich künftig fast alle deutschen Wildbienenarten auf einfache Weise bis zur Art bestimmen. Bisher war das nur mit Hilfe hoch spezialisierter Fachleute möglich“, sagt Projektkoordinator für die Wildbienen Christian Schmid-Egger. Daten von mehr als  4 000 Hautflüglern liegen der Auswertung zu Grunde.

Studie gibt Hinweis auf neue Bienenarten

„Die fast vollständige genetische Durchforstung des Artenbestandes in ganz Deutschland versetzt uns in die Lage, Arten völlig neu zu bewerten oder gar problematische Artenpaare zu identifizieren“, erklärt der Leiter des Barcoding-Projektes Stefan Schmidt dazu. Der Studie zufolge konnten bei 56 Arten eine unerwartet hohe genetische Variabilität registriert werden. Dass, so die Forscher, könnte wiederum ein Hinweise auf neue, noch unbekannte Arten sein, die sich unter bekannten Arten verstecken. In den kommenden Jahren wollen sich die Münchner Forscher im Rahmen der Barcoding-Projekte nun auf die Suche nach noch unbekannten Wildbienenarten begeben. Beide Vorhaben werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert.

bb