EU: Pflanzen-Rohstoffe zumeist importiert

EU: Pflanzen-Rohstoffe zumeist importiert

Fast zwei Drittel aller pflanzlichen Rohstoffe bezieht die EU aus Asien, wie ein Studie zeigt. An der Spitze liegen dabei Baumwolle und Palmöl.

1,7 Millionen Hektar Baumwolle werden in China, Indien und Pakistan allein für Europas Nutzung angebaut.
1,7 Millionen Hektar Baumwolle werden in China, Indien und Pakistan allein für Europas Nutzung angebaut.

Ob Palmöl, Baumwolle oder Soja: Viele pflanzliche Rohstoffe, die hierzulande zur Herstellung von Kosmetika, Textilien, Biodiesel oder Tierfutter verwendet werden, müssen aus dem Ausland bezogen werden. Doch woher stammen die dafür genutzten Rohstoffe und welche Umweltfolgen sind damit verbunden?  Eine internationale Studie unter Federführung des Institute for Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) liefert Antworten. Daran beteiligt waren auch Forscher der Universität Bonn. Im Fokus der Untersuchung stand die Herkunft der landwirtschaftlichen Rohstoffe für in Europa konsumierte Produkte, die nicht der Ernährung dienen.

Das Ergebnis: Rund 65% der pflanzlichen Rohstoffe bezieht die europäische Wirtschaft aus dem Ausland, meist aus tropischen Regionen wie Asien. Mit 52 Millionen Tonnen beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch eines Europäers im Durchschnitt 103 kg im Jahr. Spitzenreiter bei den Importen ist Baumwolle. Etwa 1,7 Millionen Hektar werden für den europäischen Markt dafür in Indien, China und Pakistan angebaut.

Palmöl besonders gefragt

Wie die Forscher im Fachjournal „Environmental Research Letters” berichten, ist der Bedarf an Pflanzenölen besonders hoch. Hier ist es vor allem Palmöl, das die Nachfrage bestimmt und auf Platz zwei von Europas Importliste rangiert. Und der Bedarf ist steigend. Der Rohstoff wird vor allem aus Ländern wie Indonesien und Malaysia importiert, wo allein für den europäischen Bedarf 6,3 Millionen Hektar Ackerland bewirtschaftet werden. Etwa 6,4 Milliarden Liter Palmöl gelangen der Studie zufolge jährlich, entweder unverarbeitet oder in Produkten, nach Europa. Zudem liefert Asien Kautschuk von rund 1,3 Millionen Hektar Anbaufläche und Kokosöl von 0,7 Millionen Hektar. 1,2 Millionen Hektar werden außerdem für die Viehzucht genutzt, um daraus Leder und Wolle für Europa zu produzieren.

Biodiversitätsverlust durch Entwaldung

Der hohe Bedarf an Palmöl und die wachsende Nachfrage haben jedoch ökologische Folgen. „Die starke Entwaldung führt zu einer hohen Freisetzung an Treibhausgasen – wir sehen, dass die Rodungen südostasiatischer Wälder bis zum Jahr 2002 sogar mehr Emissionen als chinesische Kohlekraftwerke im selben Zeitraum verursachten. Zudem zeigen sich erschreckende Verluste an Biodiversität“, erklärt WU-Wissenschaftler Martin Bruckner. Dennoch: Ein Umstieg von Palmöl auf heimische Rohstoffe wie Raps ist für Bruckner auch keine Lösung: „Für die gleiche Menge an Öl bräuchten wir in Europa dreimal so viel Fläche, die Folge wären erhöhte Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverluste. Nur durch eine starke Reduktion unseres Konsums können die Ökosysteme unseres Planeten effektiv geschützt werden.“

Umweltprobleme werden verlagert

Die Forscher kommen zu dem Schluss: Einige umweltpolitische Maßnahmen haben Probleme eher verlagert als gelöst. Als Beispiel wird die Biokraftstoffverordnung genannt. Diese habe einerseits zwar die CO2-Emissionen im heimischen Verkehr reduziert, andererseits aber zu einem ungeahnten Ausmaß an globaler Entwaldung und somit Zerstörung wertvoller Ökosysteme geführt. Ähnliches befürchtet Bruckner daher auch für das von der EU angekündigte Verbot von Einweg-Plastik, da die Herstellung von Bioplastik noch immer sehr ressourcenintensiv sei.

bb