Electrochaea wirbt 36 Mio. Euro ein

Electrochaea wirbt 36 Mio. Euro ein

Mittels mikrobieller elektrochemischer Zellen erzeugt das junge Unternehmen aus CO2 und grünem Wasserstoff klimaneutrales Methan.

Pilotanlage in Dänemark
In dieser Pilotanlage in Dänemark wurde der Prozess zur Herstellung von klimaneutralem Methan bereits erprobt.

Erdgas ist in seiner Gesamtbilanz ein ähnlich starker Treiber des Klimawandels wie Erdöl. Eine Alternative dazu wäre klimaneutral hergestelltes Methan, das mit der vorhandenen Infrastruktur kompatibel ist. Das in Planegg bei München ansässige Unternehmen Electrochaea verspricht, genau solches Methan herzustellen, und hat für das weitere Wachstum nun 14,9 Mio. Euro vom Europäischen Innovationsrat Fonds (EIC Fund) erhalten. Damit beläuft sich die Serie-D-Finanzierungsrunde auf insgesamt 36 Mio. Euro. Nach Angaben von Electrochaea ist das die weltweit größte Finanzierungsrunde für ein Power-to-Methane-Unternehmen.

Power-to-Gas in einem Schritt

Beim klassischen Power-to-Gas-Verfahren wird bislang in einem ersten Schritt Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. In einem zweiten Schritt wird dann der Wasserstoff mit Kohlendioxid zu Methan umgewandelt. Electrochaea verbindet diese beiden Schritte zu einem einzigen, bei dem eine mikrobielle elektrochemische Zelle für die Reaktion verantwortlich ist. Mikroben aus dem Reich der Archaeen fungieren dabei als Biokatalysatoren und erledigen mit ihrem Stoffwechsel die nötigen Umwandlungsschritte von CO2 und grünem Wasserstoff zu Methan. Sowohl für den speziellen Archaeenstamm als auch für das Design der mikrobiellen elektrochemischen Zelle hält Electrochaea exklusive Lizenzen an Patenten der Universität Chicago. Die Entwicklung der Zelle wurde gefördert durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

„Das Investment durch den EIC Fund wird Electrochaea befähigen, Kunden in ganz Europa und der Welt mit erneuerbarem Gas zu beliefern", sagt Mich Hein, CEO von Electrochaea. „Unsere Technologie hat sich bereits in zwei Demonstrationsanlagen in Dänemark und in der Schweiz bewährt.“ Ab 2025 plant das Unternehmen, jährlich 425 Mio. Kubikmeter erneuerbares biosynthetisches Erdgas zu produzieren.

Kapital für kommerzielles Großprojekt

„Electrochaea ist ein großartiges Beispiel dafür, wie der EIC Fund innovative Unternehmen im Bereich der Klimatechnologie dabei unterstützt, ihre Technologien auf den Markt zu bringen und die Ziele des Green Deals zu erreichen“, begründet Martin Bruncko, Mitglied des Investitionsausschusses des EIC Fund, die Beteiligung. „Diese Finanzierung wird Electrochaea dabei unterstützen, in industriellem Maßstab erfolgreich erneuerbares Methan zu produzieren, das Erdgas ersetzt und im bestehenden Gasnetz gespeichert und transportiert werden kann.“

Das zusätzliche Kapital soll nun für den Bau eines kommerziellen Großprojekts eingesetzt werden. Neben dem EIC Fund haben sich daran Baker Hughes sowie die Bestandsinvestoren MVP, die ENGIE‐Tochter Storengy, btov, KfW, Energie 360°, Caliza und Focus First beteiligt.

bl