Ur-Mikrobe stärkt Gasspeicherung

Ur-Mikrobe stärkt Gasspeicherung

Francesco di Bari

Beruf
Manager
Position
Chief Financial Officer (CFO) und Director of Business Strategy bei der Electrochaea GmbH in Planegg

Chief Financial Officer (CFO) und Director of Business Strategy bei Electrochaea, Francesco di Bari
Vorname
Francesco
Nachname
di Bari

Beruf
Manager
Position
Chief Financial Officer (CFO) und Director of Business Strategy bei der Electrochaea GmbH in Planegg

Chief Financial Officer (CFO) und Director of Business Strategy bei Electrochaea, Francesco di Bari

Ein Team der Electrochaea GmbH um Francesco di Bari hat ein neuartiges Power-to-Gas-Verfahren entwickelt, das mithilfe von Mikroben die Umwandlung von Strom in Gas und dessen Speicherung noch effizienter macht.

Die Speicherung von überflüssigem grünem Strom ist eine Voraussetzung für die Energiewende. Das Power-to-Gas-Verfahren hat dieses Potenzial. Es kann Strom aus Sonne und Windkraft in Gas verwandeln, das langfristrig gespeichert und so bei Lieferengpässen abrufbar ist.  Ein Team der Electrochaea GmbH um Francesco di Bari hat diese vielversprechende Technologie noch effizienter gemacht: Milliarden Jahre alte Mikroorganismen, sogenannte Archaeen, agieren bei der Umwandlung von Strom in Gas als Katalysator und recyceln dabei gleichzeitig Kohlendioxid. Die Mikroben arbeiten nicht nur zuverlässiger, sondern sind auch kostengünstiger als chemische Katalysatoren.

Frage

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Power-to-Gas – kurz PtG?

Antwort

Generell umfasst der Begriff Power-to-Gas alle Prozesse, die Energie in chemische Moleküle binden - kurz gesagt Strom in Gas umwandeln. Electrochaea ist ein Vertreter der biologischen Methanisierung. Unsere Technologie ermöglicht es, effektiv große Mengen an grünem Strom aus erneuerbaren Energien in Form von Methangas langfristig speicherbar zu machen und dabei Kohlenstoffdioxid (CO2) zu recyceln.

Frage

Wie funktioniert das Verfahren?

Antwort

Die  Umwandlung von Strom zu Gas erfolgt bei uns in zwei Prozessschritten: Zunächst wird grüner Strom aus Sonnen- oder Windkraft verwendet, um Wasser mithilfe eines Elekrolyseurs in Sauerstoff und Wasserstoff umzuwandeln. Letzterer wird im zweiten Schritt zusammen mit CO2 aus biogenen Quellen in einen Bioreaktor geleitet, in dem sogenannte Archaeen – ein 3,5 Milliarden Jahre alter Mikroorganismus – die Gase in Methan verstoffwechseln. Das Produktgas ist von so hoher Qualität, dass es direkt in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden kann.

Frage

Was ist das Besondere an Ihrem Biokatalysator?

Antwort

Electrochaea verfügt über einen äußerst effizienten und robusten Stamm von Archaeen, der von Laurens Mets von der University of Chicago in den USA gezüchtet wurde und in allen relevanten Märkten von Patenten geschützt ist. Der Mikroorganismus wandelt so zuverlässig und schnell wie kein anderer, jedes einzelne CO2-Molekül in Methan um. Dieses biologische Verfahren ist weit kostengünstiger und simpler als vergleichbare chemische Alternativen.

Frage

Was sind die Vorteile der Power-to-Gas-Technologie?

Antwort

Die biologische Methanisierung von Electrochaea bietet gegenüber anderen Technologien wie z.B. Batterien den Vorteil, dass Energie zeitlich praktisch unbegrenzt speicherbar ist und leicht transportiert werden kann. Als Infrastruktur dient das bestehende Gasnetz, das eine fast unerschöpfliche Kapazität bietet. Im Gegensatz zu Wasserstoff ist Methan weniger flüchtig und sicherer und kann somit leichter gespeichert und transportiert werden. Zudem wird im Electrochaea-Prozess CO2 recycelt, das anderenfalls in die Atmosphäre gelangt. Wie Erdgas hat Methan viele Einsatzmöglichkeiten: Zum einen als Energielieferant und zum Heizen oder aber als klimaneutrale Kraftstoffalternative zu Diesel und Benzin. 

Frage

Wo kann die PtG-Technologie eingesetzt werden? Wem nützt sie?

Antwort

Unsere Technologie zur biologischen Methanisierung kann überall dort eingesetzt werden, wo sich eine erneuerbare Stromquelle in der Nähe einer CO2-Quelle oder Biogasanlage befindet. Dadurch, dass CO2, das andernfalls in die Atmosphäre ausgestoßen worden wäre, aufgefangen und weiter verwertet wird, leistet das Electrochaea-Verfahren einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und trägt zu einer schnellen und nachhaltigen Lösung für die Energiewende bei. Zudem können Energieerzeuger und Gasnetzbetreiber von zuverlässigen Einnahmen profitieren. 

Frage

Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung?

Antwort

Eine PtG-Anlage im Industriemaßstab wird bereits in der Nähe von Kopenhagen in Dänemark von Electrochaea erfolgreich betrieben. Weitere Anlagen werden derzeit in Solothurn (Schweiz) und Golden, Colorado (USA) errichtet und Anfang 2019 in Betrieb genommen. Führende Politiker und Energieexperten schätzen Power-to-Gas als immer wichtiger ein und sehen das Verfahren als Grundlage für eine gelungene Energiewende. Als Marktführer arbeitet Electrochaea daran, den Prozess noch effektiver zu machen und weltweit zu verbreiten. 

Interview: Beatrix Boldt