Bioökonomie-Schau auf der Hannover Messe
Künstliche Intelligenz und Wasserstofftechnologien sind die Top-Themen auf der diesjährigen Hannover Messe. Eine Bühne für biobasierte Innovationen bietet erneut der Gemeinschaftsstand von BMBF und BMEL, das „Schaufenster Bioökonomie“, in Halle 2.

Die Hannover Messe hat ihre Tore wieder geöffnet. Unter dem Leitthema „Industrielle Transformation“ präsentieren mehr als 4.000 Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau, der Elektro- und Digitalindustrie sowie der Energiewirtschaft Innovationen und technologische Lösungen für eine nachhaltige Produktion und Energieversorgung der Zukunft. Eine Woche lang können sich Besucherinnen und Besucher darüber informieren, wie Künstliche Intelligenz, Robotik, Digitalisierung und Wasserstofftechnologien die Produktion effizienter und nachhaltiger machen können. Welchen Beitrag biobasierte Innovationen zur nachhaltigen Transformation leisten, erleben Messegäste im „Schaufenster Bioökonomie“ in Halle 2, Stand A35.
Ob Kunststoffe aus Grasfasern, biobasierte Dämmstoffe, Bindemittel aus Apfeltrester, Mikroalgen als Klärwerker oder smarte Agrarroboter: Am „Schaufenster Bioökonomie“ präsentieren die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gemeinsam Forschungsergebnisse aus aktuellen Projekten, die im Rahmen der „Nationalen Bioökonomiestrategie“, über die Projektträger Jülich (PtJ) und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert werden. Auch Vorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sind auf dem Stand vertreten.
Cem Özedemir zu Besuch am „Schaufenster Bioökonomie“
Gleich am ersten offiziellen Messetag, am Montag, informierte sich Bundesforschungsminister Cem Özdemir bei seinem Rundgang am „Schaufenster Bioökonomie“ über Innovationen für eine nachhaltige Zukunft. Mitarbeiter vom Projekt „FEMAK“ erläuterten, wie mithilfe technologischer Innovationen Ressourcen und Umwelt gleichermaßen geschont werden können. Unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität Kiel wurde im Projekt eine Algenmischkultur in einem Photobioreaktor entwickelt. Ziel ist es, mithilfe von Mikroalgen Abwasser in Kläranlagen zu reinigen und dieses mit Sauerstoff anzureichern, um Seen zu sanieren. In einem See in Schleswig-Holstein wird bereits getestet, ob sich damit die Wasserqualität verbessern lässt. Zugleich wird die hier gewonnene Algenbiomasse für die Fernwärmeversorgung der angrenzenden Gemeinde genutzt. Das Verbundprojekt „FEMAK“ wird im Rahmen des Innovationsraumes BaMS vom BMBF gefördert.

Auch Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin im BMBF, ließ sich bei ihrem Besuch am Dienstag über verschiedene biobasierte Innovationen informieren. Neben dem Verfahren zur Abwasserreinigung mit Mikroalgen verschafft sie sich auch einen Einblick in Projekte von „BioBall“ und ließ sich zeigen, was aus ungenutzten Stoffströmen entstehen kann.
Biobasierte Produkte aus Grasfasern und Altfetten
Mit „BioBall“ ist ein weiterer Innovationsraum im „Schaufenster Bioökonomie“ vertreten. Anhand ausgewählter Projekte wird hier demonstriert, wie durch eine intelligente Nutzung biobasierter Abfall- und Reststoffe aus der Metropolregion Rhein/Main wertvolle Ressourcen entstehen können und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft etabliert werden kann. So entwickeln etwa Partner aus Forschung und Industrie im Projekt „GrasToPlast“ ein Verfahren zur Herstellung von Grasfasercompounds aus sogenanntem Dauergrünland. Im Projekt „GlyPac“ wiederum werden aus Apfeltrester Bindemittel für Lacke und Farben hergestellt. Das Team vom Projekt „PHA4Pack“ zeigt, wie mithilfe von Kohlendioxid (CO₂) aus Biogasanlagen ein Substrat zur Erzeugung von Polyhydroxyalkanoaten (PHA) entsteht, das für biologisch abbaubare Verpackungen genutzt werden kann. Mit der Herstellung innovativer Dämmstoffe befasst sich das Projekt „BioTess“. Hier werden beispielsweise Altfette mikroverkapselt und zur Wärmespeicherung in einen thermischen Energiespeicherschaum (TESS) eingebracht und daraus multifunktionale Dämmplatten hergestellt.
BaMS und BioBall sind zwei von vier Innovationsräumen der Bioökonomie, die im Rahmen der „Nationalen Bioökonomiestrategie“ vom BMBF gefördert werden.

Von Algendünger und enzymatischen Textilrecycling
Auch der Forschungsverbund „Modellregion Bioökonomie im Rheinischen Revier“ – der vom BMBF im Rahmen des Strukturwandels gefördert wird – ist mit seinen beiden Flaggschiffen „Bio4MatPro“ und Innovationscluster „BioökonomieREVIER" (BioREVIER PLUS) im „Schaufenster Bioökonomie“ präsent. Hier demonstriert unter anderem das Projektkonsortium „Glucanes4Tex“, wie aus Glucane – einem Nebenprodukt der Zuckerrübenverarbeitung – abbaubare Polysaccharid-Fasern entstehen. Die Entwicklung enzymatischer Recyclingverfahren zur Umwandlung textiler Abfälle in neue chemische Grundstoffe für die Textilindustrie steht wiederum im Fokus des Projektes „EnzyDegTex“, das von Forschenden der RWTH Aachen geleitet wird. Unter Federführung des Forschungszentrums Jülich entsteht im Projekt „AlgaeFertilizerBox“ ein containerbasiertes System zur Reinigung von leicht verschmutzten Abwässern aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie. Auch hier werden Algen zur Abwasseraufbereitung eingesetzt. Auf diese Weise soll nicht nur sauberes Wasser entstehen, sondern auch wertvolle Nährstoffe für biobasierte Dünger oder Bodenverbesserer aus der Algenbiomasse gewonnen werden. Der Prototyp des Containers befindet sich bereits in der finalen Bauphase.
Die Kombination von Hightech und Bioökonomie verdeutlicht am „Schaufenster Bioökonomie“ auch „SoilRob“. Der von Nachwuchsforschenden entwickelte smarte Agrarroboter kann effizient und bodenschonend säen, düngen und Unkraut bekämpfen. Die Arbeit wird vom BMBF im Rahmen der Maßnahme „Kreativer Nachwuchs forscht für die Bioökonomie“ unterstützt.

Das Projekt „BioPolyColer“ will wiederum das ungenutzte Potenzial von Biofarbstoffen ausschöpfen. Auf Basis erneuerbarer Rohstoffe entwickelt ein deutsch-brasilianisches Forschungsteam nachhaltige Farbstoffe für die industrielle Färbung von Biopolymeren, um die Textil- und Verpackungsindustrie umweltfreundlicher zu machen. Das Vorhaben wird im Rahmen der Förderinitiative „Bioökonomie International“ vom BMBF gefördert.
Die Hannover Messe ist noch bis zum 4. April 2025 – täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Flankiert wird die Ausstellung von einem umfangreichen Konferenzprogramm zu den Leitthemen der Industriemesse.
bb