Artenvielfalt trotz Grünland-Wirtschaft
Die intensive Bewirtschaftung von Grünland kann mitunter zur Ertragsteigerung führen, ohne die Artenvielfalt zu gefährden, wie ein aktuelle Studie Münchner Forscher zeigt.
Der Artenschwund ist eklatant und betrifft alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft. Diese alarmierende Situation ist das Ergebnis des vor wenigen Wochen veröffentlichten Agrarreports. Darin hatte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Auswirkungen der Bewirtschaftung untersucht. Hoffnung macht hingegen eine Studie von Forschern der Technischen Universität München, die im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“ erschienen ist.
Für die Studie hatten ein Team vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TUM Daten von mehr als tausend Arten von Gliederfüßern ausgewertet, die zwischen 2008 und 2012 auf Wiesen und Weiden der drei Biodiversitäts-Versuchsflächen in den Regionen Schwäbische Alb, Hainich-Dün und Schorfheide-Chorin erfasst wurden. Entsprechend der dortigen Bewirtschaftungsformen, von intensiv über mäßig bis extensiv, wurde untersucht, wie sich die Populationen der am häufigsten vorkommenden Insekten und Spinnen veränderten.
Intensität der Bewirtschaftung optimal verteilen
Das Fazit: Wenn Wiesen und Weiden in einer Region unterschiedlich stark bewirtschaftet werden, sind Ertragssteigerung und Artenschutz durchaus vereinbar. Entscheidend ist aber, dass die Bewirtschaftung auf Landschaftsebene geplant wird. „Nur so finden Arten, die extremere Habitate brauchen ebenso wie anspruchslosere Generalisten unter den Insekten ihren speziellen Lebensraum. Denn idealerweise können die Arten einfach dahin abwandern, wo es für sie passt“, betont Nadja Simons. Darüber zeigte sich, dass im günstigsten Fall sogar mehr Arten den für sie optimalen Lebensraum finden, berichtet Simon. „Wird die Nutzungsintensität in einer Region optimal verteilt, war die Anzahl Arten, die profitieren sogar höher als im aktuellen Zustand. Theoretisch kann so der Ertrag – betrachtet über eine ganze Region – erhöht werden, ohne dass die Populationen der Insekten kleiner werden.“
Landschaften in der Region planen und fördern
Den Landwirten wir daher empfohlen, das breite Spektrum an Bewirtschaftungsformen über eine möglichst große Gesamtfläche hinweg zunutzen. Darüber hinaus raten die Forscher zu einer engeren Zusammenarbeit der Landwirte in der Region. Sie sollten „wie in einem Orchester zusammenarbeiten und nicht als Solist agieren“. Simon sieht aber auch die Politik in der Pflicht: „Würde die Politik die Bewirtschaftung einer ganzen Region berücksichtigen, anstatt Maßnahmen nur auf einzelnen Flächen zu fördern, könnte dies ebenso zum Erhalt von mehr Arten führen.“
bb