Agrarreport beklagt deutlichen Artenschwund
Die Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland hat sich verschlechtert. Das dokumentiert der Agrar-Report des Bundesamtes für Naturschutz.
Studien zur biologischen Vielfalt zeigen, wie Mensch und Natur Tier- und Pflanzenwelt verändert haben. Vor allem die Landwirtschaft steht mit ihrer intensiven Bewirtschaftung als einer der Verursacher zunehmend in der Kritik. Die Bewirtschaftung von Acker und Grünland und deren Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt stand auch im Fokus einer Untersuchung, deren Ergebnisse das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am 20. Juni vorgestellt hat.
Vielfalt an Lebensraum schwindet
Der „Agrar-Report zur biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft“ belegt: Der Artenschwund ist eklatant und betrifft alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft. Vor allem Vögel und Insekten wie Wildbienen sind davon betroffen. „Die Problematik setzt sich aber leider auch bei der Situation der Lebensraumvielfalt fort", betont BfN-Präsidentin Beate Jessel. Jessel sprach von einer „alarmierenden Situation“ und forderte eine Kehrtwende in der Agrarpolitik.
Grünflächen unter Druck
Für den Report wurden verschiedene Forschungsprojekte zur Entwicklung der Natur in der Agrarlandschaft gebündelt und ausgewertet. Darin zeigte sich, dass auch Grünflächen zunehmend unter Druck geraten. "Zwar scheint der Flächenverlust gestoppt, aber wir müssen eine weiter anhaltende deutliche qualitative Verschlechterung des Grünlands feststellen, die infolge der zunehmend intensiven Bewirtschaftung ungebremst voranschreitet", erläutert Jessel. Danach sind mittlerweile sogar blühende Mähwiesen und somit der Lebensraum vieler Farn- und Blütenpflanzen gefährdet. Vor allem einst typische Wildkräuter wie Rittersporn und Sommer-Adonisröschen verschwinden zunehmend von der Ackerfläche, heißt es. Das bekommen nicht nur Insekten und Vogel zu spüren, sondern auch der Mensch. Der Landwirtschaft gehen damit nicht nur die natürlichen Bestäuber verloren. Auch die Wasserqualität leidet, was wiederum erhebliche Kosten verursachen kann.
Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik
Mit dem „Agrar-Report“ zeigen die Autoren vor allem der Politik die rote Karte. Sowohl die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union als auch die nationale Umsetzung hinsichtlich der Erhaltung der Biodiversität hätten „versagt“ und würden „keinen substanziellen Beitrag leisten, dem anhaltenden Verlust biologischer Vielfalt in den Agrarlandschaften entgegen zu wirken“. Vor allem die von der EU eingeführten Vorschriften für die sogenannten ökologischen Vorrangflächen, das Greening, wird als völlig unzureichend von den Naturschützern eingestuft. "Gemessen an den eingesetzten Finanzmitteln - jährlich werden etwa 1,5 Milliarden Euro als Greening-Prämie für Landwirte in Deutschland vorgesehen - müssen die Vorrangflächen wie auch das Greening als solches daher als weitgehend wirkungslose und gleichzeitig zu teure Fehlentwicklung bezeichnet werden", so Jessel. Sie kritisierte auch die Lücke zwischen dem Bedarf und den in der Realität zur Verfügung stehenden Geldern, welche die EU zum Schutz der biologischen Vielfalt bereitstellt.
Die Autoren fordern daher nicht nur konsequente und angemessene Zahlungen an die Landwirtschaft, sondern auch die Schaffung von Anreizen für eine „naturverträgliche, standortangepasste und damit nachhaltige Bewirtschaftung“, die auch in intensiv bewirtschafteten Regionen ein „Mindestmaß“ an Biodiversität sicherstellt.
bb