Antikörper aus Kieselalgen für die Diagnostik

Antikörper aus Kieselalgen für die Diagnostik

Das Start-up Phaeosynt aus Hannover will einen Schwangerschaftstest mit Antikörpern aus Kieselalgen entwickeln. Dabei wird das Team von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Das Startup Phaeosynt will aus Kieselalgenkulturen produzierte Antikörper unter anderem in Schwangerschaftstests einsetzen.
Aus Kieselalgenkulturen produzierte Antikörper würden Tierversuche vermeiden und die Umwelt entlasten.

Sogenannte Antigen-Tests sind spätestens seit der Corona-Pandemie allgemein bekannt. In der medizinischen Diagnostik sind sie schon lange etabliert, um bestimmte Viren in Speichel, Blut oder Urin nachzuweisen. Die dafür benötigten Antikörper stammen jedoch zum Großteil aus tierischen Zellen oder lebenden Tieren. Nun will das hannoversche Start-up Phaeosynt Antikörper aus Algen herstellen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben mit 125.000 Euro.

„Die medizinische Biotechnologie ist ein hochinnovativer Bereich mit hohem, gesellschaftlichem Mehrwert, aber auch erheblichen Ressourcenaufwendungen“, erläutert DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Das Umweltentlastungspotential des Konzepts von Phaeosynt ist erheblich, auch aus ethischer Sicht ist das Verfahren unbedingt förderwürdig.“

Schwangerschaftstest mit algenbasierten Antikörpern

Phaeosynt, eine Ausgründung der Universität Hannover, hat sich auf die Herstellung artfremder Proteine in Kieselalgen – meist Antikörper – spezialisiert. Mit finanzieller Unterstützung durch die DBU will das Gründerteam Stephanie Pfeil-Coenen, Alina Eilers und Stas Hans nun den ersten Schwangerschaftstest entwickeln, der auf veganen Antikörpern beruht. „Noch immer werden einige diagnostische Antikörper in lebenden Tieren gezüchtet“, erklärt Mitgründerin Alina Eilers. Diese Tierversuche können vor allem „bei mehrfacher Gewinnung der Antikörper“ den Tod der Tiere verursachen. Darüber hinaus werden für die Tierversuche erhebliche Ressourcen, Energie und Platz benötigt.

Tierversuche entfallen

Mit der Gewinnung der Antikörper aus Algen könnten Eilers zufolge daher gleich mehrere Probleme gelöst werden. „Diese gedeihen schon bei niedrigeren Temperaturen, nämlich 20 statt üblicherweise 37 Grad Celsius, und haben somit weniger Energiebedarf.“ Zudem sei die Algenkultivierung wesentlich simpler und robuster, erläutert Eilers. Bei der Antikörperproduktion aus Algen würden Tierversuche entfallen und auch Transportkosten, da ein Großteil der Antikörper derzeit in Asien produziert wird.

Zwei Patente hat das junge Unternehmen bereits eingereicht. Mit dem ersten veganen und tierversuchsfreien Schwangerschaftstest auf Basis von Kieselalgen erhofft sich das Start-up mehr „Sichtbarkeit“. Die Weimarer Firma Senova wird die Tests aus Biokunststoff herstellen.

Nutzen für Krankenhäuser und Labore

„Mit der guten Mischung aus Praxis- und Forschungsnähe ist Phaeosynt ein Musterbeispiel für umweltfreundliche Biotechnologie“, sagt DBU-Referent Hans-Christian Schaefer. Die Entwicklung des Schwangerschaftstests ist Schäfer zufolge nur der erste Schritt. „Die medizinische Diagnostik ist besonders abseits solcher verbrauchernahen Produkte ein riesiges Feld. Die DBU-Förderung kann zur Etablierung von Phaeosynt am Markt beitragen – zum Nutzen von Krankenhäusern, Laboren und zuliefernden Unternehmen.“

bb